Von 2.295 auf 398 Filialen
Wieder schließen Postämter in Österreich
Erneut müssen fünf Postämter in Österreich für immer schließen. Der Grund: Sie sind laut Post AG nicht wirtschaftlich. Vier davon befinden sich in Niederösterreich, eines im Burgenland. Was das für die Bevölkerung bedeutet und warum das Land immer mehr ausgedünnt wird.
ÖSTERREICH. "Ja, es stimmt", so Post-Sprecher Michael Homola im Talk mit RMA-Redakteurin Anna Richter-Trummer: "Die vier Post-Filialen in Niederösterreich und eine im Burgenland werden mit 1. Mai geschlossen." Konkret handelt es sich um jene in Willendorf am Steinfelde (Bezirk Neunkirchen) sowie in Eggenburg (Bezirk Horn), Schrems und Weitra (beide Bezirk Gmünd) und jene in der burgenländischen Gemeinde Lockenhaus (Bgld.) Homola: "Diese Filialen waren in den letzten drei Jahren nicht kostendeckend, daher ist die Schließung jetzt die Konsequenz."
Von 2.295 Postämtern auf 398
Damit reduziert sich die aktuelle Zahl an Postämtern von 413 um weiter fünf. Betrachtet man einen längeren Zeitraum, zeigt sich, wie dramatisch sich die Lage am Land entwickelt hat: Waren es im Jahr 2001 noch knapp 2.295 Postfilialen in ganz Österreich, reduzierten sich diese in nur neun Jahren auf knapp 1.051 im Jahr 2010. Ab 1. Mai 2020 werden es österreichweit ohnehin nur mehr 398 Postämter sein. "Das Briefgeschäft ist einfach rückläufig", rechtfertigt Homola im RMA-Interview die Maßnahme: "Wenn eine Filiale über drei Jahre nicht kostendeckend war, wird sie der Regulierungsbehörde gemeldet. das war jetzt mit 31. Dezember bei besagten Ämtern der Fall. Nach einer dreimonatigen Frist entschiedet die Behörde über deren Schließung."
Mehr dazu: Schremser Bürgermeister Karl Harrer wehrt sich gegen die Schließung des Postamtes
Katastrophe für ländlichen Raum
„Ich empfinde es als Katastrophe, den ländlichen Raum so auszudünnen. Bei uns stehen die Leute um 15 Uhr beim Postamt bis zum Gehsteig raus. Das ist ein Trauerspiel", sagt Karl Harrer, Bürgermeister von Schrems (SPÖ) in einem Kurier Interview: „Wir werden uns mit allen gebotenen Mitteln zu wehren wissen. Aber das kann nur Entrüstung sein, weil gegen die Gesetzeslage werden wir nicht ankommen.“ Tatsächlich wird die Schließung der Filialen nicht aufzuhalten sein, aber: "Wir bemühen uns, für jede geschlossene Amt einen Post Partner zu finden", so Homola im Interview: "Post Partner können Nahversorger wie 'Nah & Frisch' sein, oder Trafiken, Tankstellen oder die Gemeinden. Wichtig ist uns dabei, dass die Frage eine zentrale ist, damit die Erreichbarkeit für die Bevölkerung gegeben ist. Außerdem muss der Postpartner in der Woche zumindest 20 Sunden geöffnet haben." Seit 2001, dem Bestehen der Post Partner, ist die Zahl auf aktuell 1350 in Österreich gestiegen. Ab 1. Mai, nach Schließung der Postfilialen, sollen es fünf mehr sein. "Aktuell sind wir noch auf der Suche nach Post Partnern in den betroffenen Gemeinden, ob wir bis 1. Mai je entsprechende gefunden haben, ist derzeit ungewiss, aber wir bemühen uns, um einen nahtlosen Übergang in der Versorgung zu gewährleisten", so Homola.
Parlamentarische Anfrage wegen Postämtern
Der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Rudolf Silvan will vor Ort alles versucht, die drohenden Schließungen abzuwenden, und macht sich im Parlament gegen die geplante Schließung dieser Postämter stark. „Mit Hilfe einer parlamentarischen Anfrage an die zuständige Bundesministerin Köstinger möchte ich in dieser Angelegenheit einiges aufklären, denn es stehen viele Fragen im Raum. Warum werden diese Postämter geschlossen? Was wurde getan um die Schließungen abzuwenden?“, erklärt Silvan in einer Aussendung. Laut Silvan spricht die ÖVP zwar immer von der Stärkung des ländlichen Raumes, lebt aber das Gegenteil: „Genau das spiegeln diese geplanten Schließungen wieder. Hier wird mit dem Waldviertel eine weitere lebenswerte Region ausgedünnt. Anstatt Geld in die Hand zu nehmen, um diese Region nachhaltig auszubauen und wirtschaftlich zu stärken – da denke ich z.B. an einen Ausbau der Franz-Josefs-Bahn und an einen raschen Ausbau des vorhandenen Angebots an Breitbandinternet – sperrt man lieber weitere Postämter zu.“
Ländlichen Raum stärken
Würden mehr Arbeitsplätze im Waldviertel bestehen, hätte man mehr Einnahmen vor Ort und würde vielen Menschen weite Anfahrtsstrecken zum Arbeitsplatz ersparen. Silvan: „Wir müssen die einzigartigen Betriebe vor Ort und jene Vorreiter, die weitere Arbeitsplätze im Waldviertel schaffen wollen fördern, anstatt diese ständig herauszufordern. Meine Prioritäten liegen daher sicher nicht auf einer raschen Umsetzung der Waldviertelautobahn."
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