Lamas am Wiener Bahnhof
Zirkus erklärt Vorfall, Tierschützer kritisieren
Die Lamas, die sich am Freitag auf den Gleisen des Meidlinger Bahnhofs wiederfanden, sorgten nicht nur für Erheiterung und ein Wortwitz-Feuerwerk im Netz ("Lamageddon", "Zug lamagelegt"). Tierschützer schäumen und fordern Sanktionen für Circus Safari, dem die Tiere gehören. Der Zirkus-Betreiber erklärt der BezirksZeitung die Geschichte.
WIEN. Das "Lama-Drama", das am Meidlinger Bahnhof am Freitag, 2. Juni, seinen Lauf nahm, sorgte vor allem für Erheiterung und gut gefüllte Kommentarsektionen in Nachrichtenportalen sowie in den sozialen Medien – hier ein Beispiel:
Etwa im Forum einer Tageszeitung meldete sich Nutzer "Lama Dalai" zu Wort: "Und ich habe ihnen noch extra gesagt, sie sollen die U6 nehmen und nicht die S-Bahn". Selbst die ÖBB nahmen den Vorfall, bei der entlaufene Lama-Tiere entlang den Bahnhofs-Gleisen schlenderten, mit Humor und sprangen sozusagen auf den fahrenden Lama-Zug auf:
Den Tieren, die zum Circus Safari gehören, der seine Zelte am Margaretengürtel aufgeschlagen hat, soll es dem Vernehmen nach gut gehen – diese konnten laut ÖBB-Sprecherin Julia Krutzler alle wieder eingefangen werden. Die BezirksZeitung berichtete:
Kritik von VGT
Doch nicht alle schienen vom Zwischenfall, bei dem der Schienenverkehr zwischen Meidling und dem Wiener Hauptbahnhof aus Sicherheitsgründen kurzzeitig gestoppt wurde, erheitert zu sein. So wetterte der Tierschutzverein "Verein gegen Tierfabriken" (VGT) am Nachmittag gegen den Lama-Besitzer:
"Wir können einfach nicht fassen, was sich der Circus Safari über die Jahre erlaubt. Seit Jahren entlaufen aus diesem Zirkus immer wieder Tiere, bei einem VGT-Lokalaugenschein im Mai waren die Absperrungen oft nur sehr mangelhaft mit einfachen Bauzäunen ausgeführt. Erst letztes Jahr erstatte der VGT Anzeige gegen den Zirkus aufgrund von mangelhafter Unterbringung der Kamele auf Schotter und der unzureichenden Absicherung der Gehege", schäumt VGT-Sprecher Georg Prinz.
Mit dem Circus Safari steht der Tierschutzverein seit geraumer Zeit auf Kriegsfuß. Die Aktivisten kritisieren die nicht artgerechte Haltung der Zootiere und die Wahl des Zirkus-Standortes, welches sich direkt neben der Autobahn befindet (mehr dazu unten).
Die jüngste Lama-Geschichte nahm der VGT daher erneut zum Anlass, Sanktionen für den Zirkus-Betreiber zu fordern: "Wir appellieren an die Behörden, diesem Zirkus zum Schutz von Mensch keine Bewilligung mehr zu erteilen".
Zirkus-Betreiber mit Klarstellung
Die BezirksZeitung sprach auch mit dem Betreiber des Circus Safari, Benjamin Spindler. Um einen Ausbruch der Lamas aus ihrem Gehege habe es dabei nicht gehandelt, so Spindler. "Die Tiere sind erst seit drei Wochen Teil des Programms. Daher müssen wir mit ihnen ab und zu proben". Beim Training am Freitag führte man die Tiere zum Hang, der sich in der Nähe vom Zirkus befindet und ließ diese dort kurz grasen.
Die für die Lamas zuständige Person habe dann in einem Moment der Unaufmerksamkeit die Tiere kurz aus den Augen gelassen. "Da sind die Tiere just zum Hang rauf. Aber diese sind auch sofort von uns verfolgt worden", betont Spindler. Die Lamas wurden laut ihm dann wieder sicher zurückgeleitet. Er bedaure aber, dass es zum temporären Zugausfall bei den ÖBB kam.
Zur Stellungnahme vom VGT sagte der Zirkus-Betreiber nur soviel: "Der VGT hat ja nichts zu sagen. Das ist einfach irgendein Verein. Das ist dasselbe, wie wenn jemand sagt, dass keine Autos mehr fahren dürfen". Einen weiteren Seitenhieb Richtung der Tierschützer konnte er sich nicht verkneifen: "Der VGT sagt auch, dass alle Tiere frei sein sollen – jetzt waren sie es und das war auch nicht gut".
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.