Grüne aus sechs Wiener Bezirken dafür
Am Wienfluss bis ins Zentrum radeln?
Die Grünen wollen den Wientalradweg am Wienfluss bis ins Zentrum verlängern. Was spricht im 5., 6., 12., 13., 14., und 15. Bezirk dafür – und was dagegen?
WIEN. Radschnellwege liegen international im Trend: In den Niederlanden gibt es bereits rund 300 Kilometer dieser hochwertigen Radwege, die etwa Wohngebiete mit Einkaufs-, Arbeits- oder Ausbildungsstätten verbinden und dabei hohe Fahrgeschwindigkeiten gewährleisten.
Ein Radschnellweg ist auch der Wientalradweg im Wienflussbecken – er führt vom Auhof bis zur Kennedybrücke. Ab dort müssen Radler, die ins Zentrum - oder umgekehrt in die Außenbezirke - wollen, auf Straßenniveau weiterfahren – diese Streckenführung ist laut Radlobby aber "verwinkelter und damit auch gefährlicher."
Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) präsentierte jüngst eine Radwegoffensive, zu der auch Verbesserungen für Radler in den Bezirken 5., 6., 12., 13., 14., und 15 gehören. Dabei steht die Erweiterung des Radnetzes im Zentrum: Von der Kleinen Neugasse bis zum Mittersteig entsteht noch im April eine fahrradfreundliche Verbindung. Mehr dazu liest Du hier.
Nichts Neues in Mariahilf
In Mariahilf wird es im Zuge der Radoffensive nichts Neues geben, wohl aber in den Nachbarbezirken: Neben der fahrradfreundlichen Verbindung zwischen 4. und 5. Bezirk wird es ab September in der Linken Wienzeile im 15. Bezirk einen neuen Zwei-Richtungs-Radweg geben.
Michi Reichelt (Grüne) reicht das nicht: Er will den Wiental-Radweg vom Naschmarkt bis zur Kennedybrücke verlängern. "Eine durchgängige und sichere Verbindung in die äußeren Bezirke – und darüber hinaus – muss oberste Priorität haben." Warum? "Der Autobestand sinkt in Mariahilf seit Jahren stark. Daher ist der Ausbau der Radinfrastruktur essentiell."
Für den von der Kennedybrücke verlängerten Radweg im Wienfluss-Becken wäre beim Naschmarkt Schluss, schließlich ist der dort beginnende Tunnel zu lang für einen Radweg – Notausstiege wären nicht umsetzbar. Daher fordert Reichelt "die Fortsetzung am Naschmarkt-Parkplatz mit einem baulich getrennten Zwei-Richtungs-Radweg".
175 Meter: Neue Radwege in Meidling
Die Radwegoffensive beinhaltet in Meidling insgesamt 175 Meter an neuen Radwegen. Der Klubobfrau der Bezirks-Grünen, Tanja Grossauer-Ristl, ist das zu wenig: "Das sind kurze Abschnitte an der Altmannsdorfer und der Breitenfurter Straße." Besonders sei in Meidling die Zufahrt zum Wientalradweg ein Problem, seitdem an der rechten Wienzeile gebaut wird und der gemischte Geh- und Radweg gesperrt ist. "Wir fordern daher seit Langem die Einbahnöffnung im Abschnitt der Schönbrunner Straße zwischen Ruckergasse und Rotenmühlgasse", so Grossauer-Ristl.
Von Hietzing ins Zentrum radeln
Zur Radwegoffensive gehören auch Verbesserungen für Hietzinger Radler. So wird etwa die Verbindung in den 14. Bezirk beim neuen Schulcampus in der Penzinger Deutschordenstraße für Radfahrer optimiert. Ab September wird es in der Linken Wienzeile an der Bezirksgrenze zum 15. Bezirk auch einen neuen Zweirichtungsradweg geben.
Christopher Hetfleisch, Obmann der Hietzinger Grünen, reicht das nicht: "Wir brauchen im 13. Bezirk sowohl einen durchgehenden Radweg entlang der Auhofstraße, als auch verbesserte Zufahrten zum Wientalradweg."
Mit dem Rad in den Penzinger Schulcampus
In Penzing wird etwa die Verbindung in den 13. Bezirk beim neuen Schulcampus in der Deutschordenstraße optimiert. „Wenn so eine Radwegoffensive aussieht, dann Gute Nacht Penzing“ so die Klubobfrau der Grünen Penzing, Anneliese Kästner-Hejda. Der angekündigte 300 Meter lange gemischte Rad- und Fußweg zum neuen Schulcampus in der Deutschordenstraße war bisher Mehrzweckstreifen und Gehsteig. Jedoch ist keine zusätzliche Zufahrt vom und zum Wienfluss-Weg auf Höhe – oder nur in der Nähe der – Deutschordenstraße geplant.
Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner (SPÖ) nahm dazu Stellung: "Im Frühjahr 2021 habe ich mit den Parteien des Penzinger Bezirksparlaments, Experten der MA 28 und 46 und der Mobilitätsagentur der Stadt Wien eine Rundfahrt im Bezirk gemacht. Wir haben uns mehrere Orte im Bezirk angesehen, wo Verbesserungen dringend nötig sind." In Planung sind die Kendlerstraße, die Hochsatzengasse mit Anschluss an den Wienflussradweg, die Hüttelbergstraße, die Meiselstraße oder die Mauerbachstraße, um nur einige zu nennen.
Neuer Zweirichtungsradweg in Rudolfsheim
Im 15. Bezirk wird im Zuge der Radwegoffensive etwa der Wientalradweg auf der Linken Wienzeile verbessert. Anfang Juni starten die Bauarbeiten, die den Radweg entlang der Linken Wienzeile im 15. Bezirk optimieren sollen. Klubobfrau Cathy Schneider (Grüne) meint aber, dass man "bei der Wienzeile an den falschen Stellen herumschustert. Die katastrophale Situation auf der Äußeren Mariahilfer Straße bleibt unangetastet.“
Der Neubau einer Autospur auf einer Grünfläche an der Wienzeile sei ihrer Meinung nach die Spitze des Eisberges. "Mit diesem kostspieligen Projekt ohne erkennbaren Gewinn für die Radinfrastruktur im Bezirk zeigt die aktuelle Stadtregierung einmal wieder, wie wenig sie von echter Klimapolitik versteht“, schließt Schneider ab.
Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ) nimmt dazu Stellung: "Der Radweg im 15. Bezirk ist baulich gegenüber dem motorisierten Individualverkehr getrennt. Es ist eine eindeutige Verbesserung gegenüber dem vorhandenen Fahrradweg. Wir arbeiten an der Verbesserung von Radfahrwegen, die dann in absehbarer Zeit umgesetzt werden können."
Wientalradweg ins Zentrum verlängern?
Thomas Kerekes, Michi Reichelt, Tanja Grossauer-Ristl, Christopher Hetfleisch, Anneliese Kästner-Hejda und Cathy Schneider fordern die Verlängerung des Wientalradwegs im Wienflussbecken von der Kennedybrücke bis zum Naschmarkt.
"Wenn der Wientalradweg bis zum Naschmarkt verlängert wird, könnte man ohne Kreuzungen schnell ins Stadtzentrum rollen, auch die Verbindung zwischen den Bezirken wäre sehr attraktiv", sagen Christopher Hetfleisch und Alexandra Steiner (Grüne) in Hietzing. Beide werden von der Hietzinger Bezirksvorsteherin unterstützt: "Die Erweiterung des Wiental-Radwegs ist eine langjährige Forderung des Bezirks", merkt Silke Kobald (ÖVP) an. Warum soll nur bis zum Naschmarkt verlängert werden, und nicht gleich etwa bis zum Karlsplatz? Weil die beim Naschmarkt beginnende Tunnel-Unterführung aus Sicherheitsgründen zu lang für einen Radweg ist - Notausstiege wären kaum umsetzbar.
Radeln am Balkon
Technisch machbar wäre die Verlängerung des Radwegs am Wienfluss: Laut einer Studie des Architekturbüros Wehdorn müsste von der Kennedybrücke bis zum Naschmarkt eine an der Wienflussmauer befestigte, rund vier Meter breite Balkon-Konstruktion errichtet werden. In den inneren Bezirken wären dazu mehrere lange Rampen als Zufahrten notwendig. Beim Naschmarkt wäre übrigens endgültig Schluss: Der dort beginnende Tunnel ist zu lang für einen Radweg, weil Notausgänge kaum umsetzbar wären.
Von der MA 29 – Brückenbau ist zu hören, dass für eine Verlängerung der Denkmalschutz der Wienfluss-Verbauung berücksichtigt werden müsste, aber auch der Hochwasserschutz. "Mit dem neuen Sammelkanal unter dem Wienfluss könnte die Hochwassergefahr bald wegfallen", erklärt Verkehrsplaner Ulrich Leth von der Technischen Universität. "Ich habe bereits ersucht, zu prüfen, ob nach der Errichtung des neuen Sammelkanals eine Aufwertung des Wientalradwegs sowie eine Begrünung möglich ist", so Hietzings Bezirkschefin Kobald.
Was sagt Mobilitätsstadträtin Sima zu den Wünschen aus Hietzing? "Der neue Sammelkanal wird zwar erst 2028 fertig, aber wir werden uns das natürlich anschauen", ist aus ihrem Büro zu hören. Die BezirksZeitung wird weiter berichten.
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