Vervierfacht
Deutlich mehr Gewaltdelikte in Wiener Schulen verzeichnet
Mehr als 500 Schülerinnen und Schüler wurden aufgrund von Gewaltdelikten in Wiens Schulen angezeigt und es wurden mehr als 800 suspendiert. Die ÖVP kritisiert die Stadt wegen mangelnder Maßnahmen. MeinBezirk.at hat alle Zahlen.
WIEN. Die Wiener ÖVP spricht von einer "dramatischen Entwicklung" in Wiener Schulen und fordert eine flächendeckende Gewaltprävention in den Bildungseinrichtungen. Damit kommentiert man die Bilanz der Gewaltdelikte dort in den vergangenen Jahren.
Demnach haben sich die Anzeigen von 139 im Schuljahr 2021/22 auf 528 im vergangenen Schuljahr 2022/23 knapp vervierfacht. Auch die Zahl der Suspendierungen sei stark gestiegen: Während 494 Schülerinnen und Schüler 2021/22 suspendiert worden sind, waren es 2022/23 insgesamt 815. Die Zahlen stammen aus einer Anfragebeantwortung durch Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos).
"Seit Monaten berichten uns Lehrer, Eltern und Schüler von einem deutlichen Anstieg der Gewalt an Schulen. Unsere Anfragebeantwortung beweist jetzt deutlich: Die Gewalt an Wiens Schulen ist so spürbar wie noch nie. SPÖ und Neos haben das Gewalt- und Integrationsproblem total verschlafen", werden ÖVP Wien-Chef Karl Mahrer sowie Bildungssprecher Harald Zierfuß in einer Aussendung zitiert.
Die Anfragebeantwortung liegt MeinBezirk.at vor. Demnach gab es die meisten Anzeigen wegen Gewaltdelikten an Mittelschulen (MS). Hier wurden 269 der insgesamt 35.000 MS-Schülerinnen und -Schüler angezeigt. Es folgen: 89 an Volksschulen, 57 an Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS), 45 an Zentren für Inklusion und Sonderpädagogik (ZIS), 37 an berufsbildenden Schulen, 18 an polytechnischen Schulen sowie 13 an Berufsschulen. Erfasst wurden Anzeigen wegen strafbarer Handlungen gegen Leib und Leben, die Freiheit und sexuelle Integrität.
Suspendierungen
Die Mittelschulen sind auch bei Suspendierungen ein Hotspot - 483. Wie das Büro von Wiederkehr erklärt, handelt es sich bei einer Suspendierung um keine Strafe oder Erziehungsmaßnahme, sondern eine vorläufig sichernde Maßnahme bei Gefahr in Verzug. Heißt: Eine Anzeige ist zulässig, wenn ein Schüler seine Pflichten in schwerwiegender Weise verletzt, die Anwendung von Erziehungsmitteln oder Maßnahmen erfolglos bleibt oder wenn von einem Schüler eine dauernde Gefährdung von Mitschülern oder dem Personal ausgeht.
Die zweitmeisten Suspendierungen gab es bei Zentren für Inklusion und Sonderpädagogik. Den Rest machen: Volksschulen (116), AHS (57), Polytechnische Schulen (28), berufsbildende Schulen (fünf) und Berufsschulen (drei). Die Mehrheit der Suspendierungen erfolgte wegen körperlicher Gewalt, gefolgt von verbaler Gewalt (z. B. Drohungen) und Eigentumsdelikten (etwa Vandalismus).
Mehrere Maßnahmen seitens der Stadt
Die ÖVP kritisiert, dass "trotz mehrerer Runder Tische zum Thema Gewalt an Schulen" von den angekündigten Maßnahmen nur wenig übrig geblieben sei. Wiederkehr nannte in der Beantwortung mehrere Projekte in der Bundeshauptstadt, die positive Ergebnisse erzielt hätten. Etwa das Programm "Respekt: Gemeinsam stärker", bei dem den Schülern, Lehrern und Eltern "Werkzeuge in die Hand" gegeben werden, um Konflikte und Spannungen im Klassenzimmer rasch gemeinsam zu lösen.
In diesem Schuljahr wird nach einer Pilotphase ein Programm mit Workshops zu Themen wie z. B. ethnische Vielfalt als Chance oder respektvoller Umgang miteinander an zehn Mittelschulen durchgeführt. Ab dem kommenden Schuljahr erhalten im Rahmen der "Wiener Bildungschancen" alle allgemeinbildenden Pflichtschulen die Möglichkeit, Schulworkshops durchzuführen und sie können kostenlos Angebote von externen Anbietern nutzen - siehe unten. Außerdem nannte Wiederkehr auch das "Wiener Bildungsversprechen", bei dem Schüler, Pädagogen, Schulleitungen und Eltern ins Boot geholt werden.
Die Zahlen im Detail:
Anzeigen:
- 2022/23: 528 Anzeigen (Anstieg von 280 Prozent)
- 2021/22: 139 Anzeigen
- 2020/21: keine Erhebungen wegen Corona verfügbar
- 2019/20: 77 Anzeigen
- 2018/19: 176 Anzeigen
- 2017/18: 258 Anzeigen
Suspendierungen:
- 2022/23: 814 Suspendierungen (Anstieg von 65 Prozent)
- 2021/22: 494 Suspendierungen
- 2020/21: 185 Suspendierungen
- 2019/20: 215 Suspendierungen
- 2018/19: 334 Suspendierungen
- 2017/18: 278 Suspendierungen
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