Bundesparteitag
Doskozil neuer SPÖ-Parteichef, Rückschlag für Ludwig

- Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (r.) wird sich künftig mit dem neuen SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil arrangieren müssen.
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Der neue Vorsitzende der SPÖ heißt Hans Peter Doskozil. Für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ein Rückschlag, auch, weil manch Wiener Delegierte beim Parteitag aus der Reihe tanzten. Jetzt pocht der Wien-Chef auf Zusammenhalt.
WIEN. Ab 10 Uhr tagten 603 Delegierte beim außerordentlichen Bundesparteitag der SPÖ in Linz. Heute fiel endlich die Entscheidung, wer nach dem Rücktritt von Pamela Rendi-Wagner künftig den SPÖ-Vorsitz übernehmen wird. Mit 53,02 Prozent konnte Hans Peter Doskozil die Kampfabstimmung für sich entscheiden. Ein knappes Ergebnis, denn: Doskozil gewann mit lediglich 37 Stimmen Vorsprung.
601 Stimmen wurden abgegeben, davon waren 595 Stimmen gültig. 316 Stimmen entfielen auf den burgenländischen Landeshauptmann Doskozil. Sein Kontrahent, der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, erhielt 279 Stimmen und kam damit auf 46,81 Prozent.
"Glück auf" statt "Freundschaft"
Wie es in der Bundespartei weitergeht und ob es Hans Peter Doskozil tatsächlich gelingt, die stark gespaltene Partei zu einen, bleibt fraglich. Einen dürfte das Ergebnis aber wenig erfreuen, den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. Bis zum Schluss unterstützte er Pamela Rendi-Wagner, nutzte selbst den Parteitag noch, um ihr erneut zu danken. Dass sie bei der Mitgliederbefragung nur auf dem dritten Platz landete und daraufhin ihren Rückzug verkündete, galt als herber Schlag für den mächtigsten Mann der SPÖ.
Ludwig wollte vor dem Bundesparteitag keine Wahlempfehlung geben. Dass er jedoch kein Befürworter des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozils ist, ist kein Geheimnis. Aber auch der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler konnte zuletzt mit seinen - aus dem Jahr 2020 stammenden - Aussagen zur EU nur wenig beim Wien-Chef punkten.
Kurz nach dem offiziellen Ende des Bundesparteitags gratulierte Ludwig dem neuen SPÖ-Vorsitzendem auf Twitter. Dabei betonte er, dass es ein "starkes Miteinander in der Gesellschaft, aber auch in der Partei" geben müsse. "Solidarität und sozialer Zusammenhalt sind wesentliche Eckpfeiler unserer Politik", unterstrich Ludwig. Statt dem obligatorischen "Freundschaft" am Ende des Tweets gab es lediglich ein "Glück auf".
SPÖ Wien-Delegierte in Linz
Von allen Landesparteiorganisationen zählt die SPÖ Wien die meisten Mitglieder und entsendete damit auch die meisten Delegierten nach Linz - nämlich 96. Neben Entsandten aller 23 Bezirksorganisationen fanden sich auch Bürgermeister Michael Ludwig, Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál, Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, Planungsstadträtin Ulli Sima und Finanzstadtrat Peter Hanke im Linzer Design Center am Europaplatz ein.

- So setzen sich die Delegierten beim Bundesparteitag zusammen. Wien entsendete die meisten Delegierten.
- Foto: APA-Grafik / picturedesk.com
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Czernohorszky: "Buberlseilschaften"
Während einige sich in Zurückhaltung übten, unterstützte Klimastadtrat Czernohorszky ganz offen Andreas Babler. In einem langen Posting bei Facebook begründete er diese Entscheidung unter anderem damit, dass die Sozialdemokratie nicht dazu da sei, "wie Westentaschennapoleons Machtspielchen zu spielen, Ränke zu schmieden, Buberlseilschaften zu pflegen". Stattdessen sei die SPÖ dazu da, klar Position zu beziehen und diese auch zu vertreten. "Ich wähle heute - aus diesen und anderen Gründen - Andi Babler", teilte Czernohorszky mit.
Nevrivy: Standing Ovations für Doskozil
Einer, der das anders sehen dürfte, ist der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy. Während die SPÖ Wien geschlossen hinter Andreas Babler zu stehen schien, tanzte Nevrivy beim Bundesparteitag aus der Reihe. 45 Minuten Redezeit hatten beide Kandidaten. Doskozil trat zuerst auf die Bühne. Nach seiner Rede gab es von der einen Hälfte des Saals Standing Ovations für ihn. Die andere Hälfte - in der auch die Delegierten der SPÖ Wien saßen - blieb hingegen sitzen und übte sich in verhaltenem Applaus.
Entgegen der indirekten Wiener Parteilinie zeigte einer aber dennoch seine Begeisterung für Doskozil. Auf einem Foto des Journalisten Michael Jungwirth ist zu sehen, wie der Donaustädter Bezirkschef Nevrivy (hinten rechts im Bild) ebenfalls Standing Ovations gab. Nicht nur in der Bundespartei, sondern auch in der Wiener Landesorganisation dürfte es also nicht gut um die Einigkeit bestellt sein.





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