"Philo Kids"
Neue Vorwürfe gegen Kindergarten einer Wiener Bezirksrätin
Tonbandaufnahmen sollen neue Betrugsvorwürfe gegen den Kindergartenverein "Philo Kids" beweisen, den die (grüne) Bezirksrätin Mahsa Abdolzdah betrieben hat. Die FPÖ fordert ihren Parteiausschluss. Doch wie die BezirksZeitung erfahren hat, ist sie bereits kein Parteimitglied mehr.
WIEN. Zwei mutmaßliche Fördermissbrauchsfälle sorgten zuletzt für Schlagzeilen in Wien. Nach Vorwürfen aus dem Stadtrechnungshof-Bericht gegen den privaten Kindergartenverein "Minibambini" (mehr dazu unten) wurden auch Vorwürfe gegen den Verein "Philo Kids" bekannt. Gegen den Verein liegt bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung vor.
Der Verein wurde in der Vergangenheit von der Grünen Bezirksrätin aus Döbling, Mahsa Abdolzadeh, betrieben. Ihr Kindergarten soll gegenüber der Stadt Wien deutlich mehr Kinder angegeben haben, als tatsächlich in Betreuung waren. Monatlich kassierte der Vereine rund 40.000 Euro Förderung, für angeblich 52 betreute Kinder. Die BezirksZeitung berichtete im Jänner:
Am Freitag wurden weitere Details aus der Anzeige des Nachfolgevereins "Care Bears" bekannt. Wie "Krone.at" (Paywall) berichtet, gibt es auch Tonaufnahmen, die die Vorwürfe beweisen sollen. Die Vereinsobfrau Abdolzadeh soll zu hören sein, wie sie erzählt, dass sie die Genehmigung für den Betrieb der Küche, die keine Fenster hat, nur für zwei Stunden pro Tag habe, die Köchin sei jedoch länger drin.
Jahrelang nicht kontrolliert?
Laut den angeblichen Aussagen habe seit "vier Jahren" niemand von der Stadt den Verein kontrolliert. Außerdem ist die Rede von zwei verschiedenen Arbeitsaufzeichnungen, die sie anfertige: Eine Aufzeichnung als ehrenamtliche Vereinsobfrau, eine als Kindergartenleiterin, die bezahlt wurde.
Angesprochen auf die Vorwürfe sagte Abdolzadeh der Zeitung, dass das Magistrat sowie das Arbeitsinspektorat die angesprochene Küche mehrmals überprüft hätte. Zu den Arbeitsaufzeichnungen sagte sie, dass sie fünf Jahre ehrenamtlich gearbeitet habe, nur fünf Monate habe sie Teilzeit im Kindergarten einen Mindestlohn bekommen. Die Tonbandaufnahme seien "illegal erstellt" und sie müssen "auf Manipulationen geprüft werden".
Auf BezirksZeitung-Anfrage sagte Abdolzadeh, dass "alle Vorwürfe lückenlos zu prüfen" sind: "Dafür gibt es auch meinerseits volle Unterstützung. Sollte die Staatsmeisterschaft hierzu meine Einvernahme benötigen, was bislang aufgrund eines fehlenden konkreten Verdachts offensichtlich nicht der Fall ist, stehe ich dieser selbstverständlich jederzeit gerne zur Verfügung".
Abdolzadeh kein Mitglied der Grünen mehr
Nach dem Zeitungsbericht forderte die Wiener FPÖ den Rücktritt Abdolzadehs sowie den Parteiausschluss. Die BezirksZeitung fragte bei den Wiener Grünen nach, was sie zu den Vorwürfen und der FPÖ-Forderung sagen: "Alle Vorwürfe sind lückenlos zu prüfen. Dafür gibt es unsere volle Unterstützung. Parteipolitische Zurufe sind dabei völlig fehl am Platz, die zuständigen Stellen sollen in Ruhe arbeiten".
Und dann: "Bei der betreffenden Person handelt es sich um kein Grünes Parteimitglied mehr", sagt eine Sprecherin. Offiziell wird der Grund nicht genannt. Doch aus Parteikreisen erfuhr die BezirksZeitung, dass der Ausschluss nichts mit den Vorwürfen zu tun hat. Angeblich hat Abdolzadeh ihren Mitgliedschaftsbeitrag nicht bezahlt.Doch noch immer steht die bereits Ex-Grüne auf der Döblinger Parteiwebsite als Bezirksrätin für Umwelt, Katastrophenschutz und Sicherheit.
MA 10 weiß nichts von Anzeige
Zurück zur FPÖ-Aussendung: Wien-Klubobmann Dominik Nepp bot dem zuständigen Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) "Unterstützung" an. Er kritisierte, warum die zuständige MA 10 keine Kenntnisse über diese Causa hat. Darüber berichtete die BezirksZeitung zuerst.
MA 10-Sprecherin Mirjana Savić sagte heute, dass die Magistratsabteilung noch immer die Sachverhaltsdarstellung nicht gesehen hat: "Die MA 10 hat die Staatsanwaltschaft um Übermittlung der genannten Sachverhaltsdarstellung ersucht, um den Vorwurf von Fördermissbrauch nachgehen zu können".
Savić betont, dass im Rahmen von standardisierten Förderkontrollen der Verein überprüft wurde und zusätzlich werden zur Unterstützung dieser Prüfungen externe Wirtschaftsprüfende seitens der MA 10 beauftragt. Doch bisher "sind den Verein betreffend keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen". Der MA 10 liegen auch keine Elternbeschwerden über den Verein "Philo Kids" vor. Trotzdem bittet man Eltern, ihre Erfahrungen mit dem Verein der Stadt Wien – Kindergärten zu schildern, heißt es.
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