Gewaltprävention
Rechtsanwälte klären Wiens Schüler über Hass im Netz auf
Am Mittwoch, 19. April, wurde in der MS Enkplatz2 die Fortsetzung des Rechtsanwaltsprojekts an Wiener Schulen angekündigt. Der Fokus im neuen Semester liegt auf der Gewaltprävention im Internet. Rechtsanwaltskammer und Bildungsdirektion vereinen damit ihren Aufklärungs- und Bildungsauftrag.
WIEN/SIMMERING. An der Mittelschule am Enkplatz 2 in Simmering herrscht bereits reger Schulbetrieb, als die Pressekonferenz beginnt. Eine halbe Stunde lang wird erklärt, worum es beim Pilotprojekt "Hass im Netz - Prävention in Schulen: die Rechtsanwaltschaft klärt auf" geht und warum es so wichtig ist, Jugendliche an der Schwelle zur Strafmündigkeit ordentlich aufzuklären. Und soviel ist sicher: Das muss auch in den digitalen Sphären geschehen, weshalb es nun zu "Volume 2" des Bildungsprojekts kommt. Im Sommersemester 2022 nahmen ingesamt 107 Schulen in ganz Wien an dem Projekt Teil. So konnten bereits 10.000 Jugendliche erreicht werden.
Das Aufklärungsangebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 7. bis zur 9. Schulstufe. Sie haben die Möglichkeit, im schulischen Kontext von Rechtsanwälten mehr über ihre Rechte, aber auch ihre Pflichten zu erfahren. Und besonders im Internet gibt es da so einiges zu beachten, vor allem unter Anbetracht der Tatsache, dass "das Internet niemals vergisst". Es ist also ein wichtiger Schritt in Richtung Bewusstseinsbildung, da in diesem Alter, also mit 14 Jahren, immerhin die Strafmündigkeit eintritt. Das Angebot ist dabei allerdings freiwillig. Schulen, die teilnehmen möchten, können betreffende Klassen über die Bildungsdirektion oder direkt über die Rechtsanwaltskammer für die Aktion im Mai und Juni 2023 anmelden. Ein Link dazu wurde intern ausgesendet. In weiterer Folge werden dann insgesamt 100 Rechtsanwälte koordiniert und den Schulen zugeteilt.
"Frühe Aufklärung kann spätere Probleme verhindern"
Mobbing, Cybergewalt und "Hänseleien" – all das ist seit der Digitalisierung Teil des Alltags vieler Kinder und Jugendlichen. Über Handy und Co. traut man sich nämlich viel eher, andere zu schikanieren. Und dabei würden oft "rote Linien" überschritten, die im schlimmsten Fall vor Gericht enden können, so Michael Enzinger, Präsident der Rechtsanwaltskammer Wien. Viele Straftatbestände könnten von vornherein vermieden werden, so Enzinger, deshalb sei ihm die Idee gekommen, mit Fachpersonal direkt im Klassenzimmer anzusetzen. Denn: "Frühe Aufklärung kann spätere Probleme verhindern".
Eine Idee, die Früchte trägt, wie die Zahlen des letzten Jahres zeigen. 10.000 Schülerinnen und Schüler nahmen bisher an dem Projekt Teil. Damals mit dem Titel "Gewalt und Hass an Schulen" wurde das Pilotprojekt erstmals in die Praxis getragen, die BezirksZeitung berichtete (mehr dazu unten).
Mit viel Resonanz, wie auch der Bezirksvorsteher von Simmering, Thomas Steinhart (SPÖ) weiß: "Ich habe gehört, dass es (das Projekt, Anm.) sehr gut angenommen wird. Es ist ein einfach ein Unterschied, ob die Lehrerin oder der Herr Direktor etwas zum fünfzehnten Mal predigt, oder ob der Externe aus der Rechtsanwaltskammer kommt und die Schülerinnen und Schüler berät. Deshalb würde mich darüber freuen, wenn sich viele Simmeringer Schulen an diesem Projekt beteiligen."Digitale Grundbildung für mehr Medienkompetenz
An der NMS am Enkplatz werden Kinder und Jugendliche bereits ab der 5. Schulstufe auf ein Leben in der digitalen Welt vorbereitet. Es gibt auch ein eigenes Unterrichtsfach, die "Digitale Grundbildung", die hier Teil des Lehrplans ist. Das sei einfach nötig gewesen, nachdem die Schülerinnen und Schüler mit Laptops und Tablets ausgestattet worden seien, erklärt Gerd Bauer, Schulleiter der MS Enkplatz2.
"Mit der Digitalisierung kommt viel Positives, aber gleichzeitig auch viel Negatives. Darauf wollen wir Pädagoginnen und Pädagogen die Kinder vorbereiten. Hass im Netz betrifft alle Kinder und Jugendlichen - egal, wie gut sie und ihre Eltern gebildet sind", so Bauer.
Besonders in Pandemiezeiten schritt die Digitalisierung des Schulbereichs bekanntlich voran, man denke nur an das monatelange Distance-Learning. Dazu kommen aktuell auch digitale Fortschritte, wie Chat-GPT oder die "Tik-Tok"-Kultur. Selbst Erwachsene und Eltern wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Umso wichtiger ist es deshalb, schon in der Schule anzusetzen, da so besonders viele Kinder erreicht werden können. Denn dass die Grenzen zwischen einem "Spaß" im Internet und einer eventuellen Straftat schnell verschwimmen, ist besonders Kindern und Jugendlichen oftmals nicht bewusst. "Wir leben in einem Rechtsstaat – Gott sei Dank! Und diesen gilt es auch aufrecht zu erhalten, der Freiheit sind nämlich auch im Internet Grenzen gesetzt", betont auch der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer.
Zur Sache:
"Hass im Netz - Gewaltprävention in Schulen: Die Rechtsanwaltschaft klärt auf" entstand in Kooperation von der Wiener Bildungsdirektion und der Rechtsanwaltskammer Wien. Schulen können sich zur Anmeldung an die Bildungsdirektion oder direkt an die Rechtsanwaltschaft Wien wenden. Die Rechtsanwälte werden dann von der Bildungsdirektion koordiniert. Die Aktion findet geblockt im Mai und Juni 2023 statt.
Mehr zum Thema Bildung in Wien findest du hier:
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