Maßnahmen gegen Gewalt
So sollen Wiener Schulen künftig sicherer werden
Mit dem fünften Runden Tisch in der Wiener Bildungsdirektion will man gemeinsam gegen Gewalt an Schulen in der Hauptstadt vorgehen. Deshalb wurden mehrere Maßnahmen vorgestellt.
WIEN. Die Gewalt an Schulen und die Delikte mit Schulbezug steigen: Im Schuljahr 2022/23 wurden in Wien 528 Fälle zur Anzeige gebracht, vorrangig Anzeigen von Schülerinnen und Schülern gegen Schülerinnen und Schüler. An vorderster Stelle liegen Körperverletzungen, gefolgt von Drohungen und Nötigungen durch verbale Gewalt und Sachbeschädigungen. MeinBezirk.at berichtete:
Um die Schulen sicherer zu machen und die Kinder zu stärken, fand vergangene Woche der fünfte Runde Tisch in der Bildungsdirektion Wien statt. Eingeladen waren Institutionen aus den Bereichen Sicherheit, Bildung und Jugend, die Schulpartnerinnen und -partner mit Pädagoginnen und Pädagogen, Schüler- und Elternvertreterinnen und -vertreter, die im Wiener Landtag vertretenen Parteien sowie die Religionsgemeinschaften.
Das Fazit fasst Bildungsdirektor Heinrich Himmer zusammen: „Die vergangenen Jahre waren für junge Menschen belastend. In zahlreichen Projekten und Kooperationen haben Pädagoginnen und Pädagogen die Kinder und Jugendlichen gestärkt und geschützt. Kinder und Familien benötigen jedoch mehr Unterstützung und die engagierten Pädagoginnen und Pädagogen müssen entlastet werden.“
Präventive Maßnahmen an den Schulen
Gleich mehrere Maßnahmen wurden nach dem Runden Tisch präsentiert. Verhaltensproblemen von Schülerinnen und Schülern in der Volksschule soll durch flächendeckende „Familien-in-Schulen“-Klassen begegnet werden. Nach der erfolgreichen Pilotphase lernen nun in ganz Wien Erziehungsberechtigte in Elterngruppen situationsadäquater zu reagieren. Die Eltern werden dabei verstärkt in den schulischen Alltag eingebunden.
Außerdem kann eine eigens eingerichtete Hotline der Bildungsdirektion bei Fragen zu Gewalt, Radikalisierung oder Problemen von den Lehrkräften kontaktiert werden.
Weil in Wien 814Suspendierungen von Schülerinnen und Schülern im abgelaufenen Schuljahr gezählt worden sind, soll ein Augenmerk auf den damit verbundenen Laufbahnverlust gelegt werden. Mehrstufige Klassen für Schülerinnen und Schüler der 6. und 7. Schulstufe mit Schullaufbahnverlust sollen die Lernmotivation erhöhen, um den Abschluss zu schaffen. Ein erster Pilotversuch in Meidling ist erfolgreich, jetzt soll in der Brigittenau ein weiterer Versuch starten, bevor das Konzept wienweit eingeführt wird.
Zusätzlich werden Eltern suspendierter Kinder und Jugendlicher von der Schulpsychologie kontaktiert. Es wird ein Nachfolgegespräch angeboten. Sollte dieses Angebot nicht angenommen werden, wird künftig von der Schule eine Gefährdungsmeldung an die Kinder- und Jugendhilfe erfolgen. Weiters wurde ein Leitfaden erstellt, der Möglichkeiten und Maßnahmen sowie klare Ablaufpläne zu Suspendierungen einheitlich festlegt.
Behördenübergreifende Vernetzung
Für eine erfolgreiche Gewaltprävention und der Bewältigung von Suspendierungen ist eine behördenübergreifende Vernetzung zwischen verschiedenen öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Nachmittagsbetreuung, Jugendzentren und Behörden sowie der Polizei notwendig. In Regionalforen soll dies umgesetzt werden.
Vernetzungstreffen sind geplant, zu denen auch Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, Schulpsychologinnen und -psychologen, Vereine oder Jugendeinrichtungen hinzugezogen werden können. Zusätzlich werden Peer-to-Peer-Arbeiten, also Konfliktschlichterinnen und -schlichter, in den Schulen unter den Schülerinnen und Schülern, verstärkt gefördert. Himmer dazu: „Letztlich müssen wir uns immer die Frage stellen, was wir noch tun können, um Schulen so sicher wie möglich zu machen.“
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