Mordalarm in Ottakring
Wiener Regierungsspitze "geschockt" über Femizid
Das Landeskriminalamt Wien ermittelt derzeit wegen des Verdachts des Mordes und des versuchten Suizids.
WIEN. Der Schock über die Nachricht sitzt noch tief: Am Montag war eine Frau mit Stichverletzungen in einer Wohnung in Ottakring aufgefunden worden. Für die 28-Jährige kam jede Hilfe zu spät, sie verstarb noch am Ort des Geschehens. Zuvor hatten Anrainer die Polizei alarmiert, nachdem sie einen Mann schwerverletzt im Innenhof des Wohnhauses aufgefunden hatten.
Der 35-Jährige liegt derzeit auf der Intensivstation und konnte nicht einvernommen werden. Laut aktuellem Ermittlungsstand gehen die Beamten des Landeskriminalamts davon aus, dass der Mann zunächst die Frau mit einem Küchenmesser erstochen und anschließend einen Suizidversuch unternommen haben soll (mehr dazu unten).
Frauen schützen, Programme ausbauen
"Tatsache ist, dass viel zu viele Frauen in einer Gewaltbeziehung leben müssen", sagte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Rande eines Medientermins gegenüber der BezirksZeitung. Er betonte, dass man "alles dafür tun" müsse, um Mädchen und Frauen zu schützen. Zur Forderung der SPÖ Ottakring nach einer "Istanbul-Konvention", einer Art ständigem Krisenstab, äußerte sich der Wien-Chef nicht.
Auch Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) zeigte sich angesichts des aktuellen Mordfalls entsetzt. "Es gibt viel zu viele Morde an Frauen", so Wiederkehr. Es benötige eine enge Kooperation zwischen den unterschiedlichen Behörden, ebenso aber zusätzliche Programme. Vor allem die Bewusstseinsbildung stehe im Vordergrund. Um Frauen in akuten Fällen von häuslicher Gewalt zu helfen, baue Wien gerade ein neues Frauenhaus. Das Thema sei aber keines, das nur unter zugewanderten Menschen bestehe, es sei ein generelles Problem, unterstrich Wiederkehr.
Bereits 13 Femizide in diesem Jahr
Laut dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) handelt es sich um den mittlerweile 13. Femizid in Österreich in diesem Jahr. Alleine drei davon - inklusive des jüngsten Falls - geschahen in Wien. Unter einem Femizid versteht man ein Tötungsdelikt, bei dem eine Frau aufgrund ihres Geschlechts von einem Mann - der in einem Naheverhältnis zum Opfer steht - getötet wird.
Neben den mutmaßlich drei Femiziden im heurigen Jahr, gab es darüber hinaus noch zwei weitere Morde an Frauen in Wien. Bei einem bestand kein Naheverhältnis zum Opfer, die Frau war ein Zufallsopfer (mehr hier). Bei dem anderen Fall handelte es sich um Mutter und Tochter, letztere hatte Mord/Selbstmord verübt (siehe hier).
Die Liste der Femizide sowie weiterer Morde an Frauen vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser gibt es hier.
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