Trans*Identitäten / Psychologie
Eltern und Angehörige von Trans*Personen
Die Familienangehörigen von Trans* (transidenten, transgender, transsexuellen, genderfluiden, nicht binären, agender) Menschen nehmen in der Phase des Coming Outs einen zentralen Stellenwert ein. In der Regel trifft die Eltern, Geschwister, Partner*innen und Kinder die Trans*Identität eines Familienmitgliedes wie ein Schock.
Gerade Mütter machen sich oftmals Vorwürfe, sie hätten durch falsches Erziehungsverhalten die Trans*Identität ihrer Kinder gefördert. Ihnen muss in der Beratung und Begleitung geholfen werden, diese Schuldgefühle abzubauen und aufzulösen. Wird dies nicht getan, so können die negativen Folgen die Beziehung zwischen den Eltern und dem trans*identen Kind schwer belasten. Dies kostet Kraft und Energie, welche die Familie für die Auseinandersetzung mit der Trans*Identität benötigt.
Väter hingegen verhalten sich häufig stark trans*phob. Das trans*idente Kind wird von ihnen als eine Bedrohung der tradierten Männerrollen empfunden und löst Ängste aus. Diese Ängste äußern sich mitunter in Aggressionen, Entwertungen und der Ablehnung der trans*identen Lebensform. Es sind hier dieselben psychologischen und sozialen Mechanismen im Spiel wie bei der Homophobie.
Oft tun sich die Eltern von Trans*Menschen sehr schwer mit dem Coming Out ihrer Kinder und unterstützen diese nicht. Sie schämen und weigern sich, ihren Sohn/ihre Tochter als trans*ident wahrzunehmen und etwa mit einem anderen Vornamen anzusprechen. Trans*Menschen werden durch derartiges Verhalten häufig sehr verletzt und brechen die Beziehung zu ihrer Familie ab (oder die Familie bricht den Kontakt zum Trans*menschen ab). Trans*Menschen können durch negatives Verhalten der Angehörigen in schwere psychische Krisen geraten. Zumindest kann die belastende familiäre Situation viel Kraft kosten, welche eigentlich zur Bewältigung des Alltags in der neuen Geschlechterrolle benötigt wird. Letztlich durchlaufen alle Familienmitglieder einen Prozess des Coming-Outs, wobei die Eltern und Angehörigen dies in einer viel kürzeren Zeit tun müssen als ihre Kinder.
Auch die Familie muss dann den Schritt in die Öffentlichkeit tun. Im Gegensatz zu den Angehörigen von schwulen Männern, lesbischen Frauen und bisexuellen Menschen, bei denen die andere sexuelle Orientierung nicht unmittelbar und sofort sichtbar ist, ist die Trans*Identität nämlich ein sehr auffallendes Phänomen.
Besonders schwierig gestaltet sich die Arbeit mit männlichen Angehörigen von Trans*Personen, die oft jede Beratung und Möglichkeit zur Selbsthilfe ablehnen. Sie versuchen aus Angst oft krampfhaft an den tradierten heteronormativen Rollen von Männlichkeit festzuhalten. Trans*Identität (ebenso wie Homosexualität und Bisexualität) werden von ihnen als eine schwere Erschütterung des Weltbildes und damit als eine Bedrohung erfahren, die Wut, Hass und Aggressionen auslöst.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)
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