Floridsdorf
Extrem-Radsportler Christoph Strasser in Wien zu Gast
Auf dem Rad macht Christoph Strasser so schnell niemand etwas vor. Im Ultracycling hält der Steirer einige Rekorde und hat zuletzt Wien einen Besuch abgestattet. Die BezirksZeitung hat die Gelegenheit genutzt und ihn zum Interview gebeten.
WIEN/FLORIDSDORF. Christoph Strasser ist ein Ass in seinem Sport. Er ist der erste gekrönte österreichische Meister im Ultracycling und hat mehrere 24h-Zeitfahrrekorde inne. Als erster und bisher einziger Fahrer konnte er mehr als 1000 Kilometer innerhalb von 24 Stunden mit dem Rad zurücklegen.
Mit Ende April 2023 begann für Strasser die neue Wettkampfsaison, in der er bisher seinen Sieg beim Race Across Italy aus dem Vorjahr wiederholen konnte. Der Steirer stattete zuletzt der Bundeshauptstadt einen Besuch ab. Die BezirksZeitung hat ihn anlässlich eines Vortrages von der De La Salle Sportunion in Floridsdorf interviewt.
Herr Strasser, wie kam es, dass Sie sich für Ultracycling begeistern ließen?
CHRISTOPH STRASSER: 2002 bin ich eigentlich zufällig Solo bei einem 24h-Rennen angetreten. Eigentlich wollte ich als Teil einer Vierer-Staffel antreten. Die ist aber schließlich nicht mehr zustande gekommen. Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich einfach alleine antrete. Der Auftritt war dementsprechend verhältnismäßig schlecht. Ich hatte nicht für diese Distanz trainiert, es sollte einfach Spaß machen und das Ergebnis war nebensächlich. Die Begeisterung wurde dadurch aber geweckt. Einfach zu sehen, was ein Mensch tatsächlich leisten kann. Damals wuchs auch der Traum von einer Teilnahme am bekannten Race Across America (RAAM).
Wie ging es anschließend weiter?
Während meines Studiums habe ich das Training immer mehr forciert. Bis 2006 habe ich immer wieder an verschiedenen kleineren 24h-Rennen teilgenommen. Schritt für Schritt wurde die Leistung mit jedem Event besser. 2007 habe ich meinen Traum realisiert und mich für das RAAM qualifiziert. Da war es dann so weit, dass für mich der Moment gekommen war, das Studium zu unterbrechen und mich voll auf den Sport konzentrierte.
Sie haben als bisher einziger Radfahrer mehr als 1000 Kilometer in 24 Stunden zurückgelegt. Wie müde ist man nach so einer Rekordleistung?
Diesen Rekord habe ich aufgestellt, nachdem ich 19 Jahre als Radsportler aktiv war. Da stecken natürlich extrem viele Trainingskilometer in den Beinen. Der Körper stellt sich dann auf solche Situationen ein. Ein 24-Stunden-Rennen kann man sich eigentlich gut einteilen. Vor allem wie viel Kalorien man zu sich nimmt. Es ist ein gleichmäßiges Tempo. Die Leistung war natürlich ein Wahnsinn. Es hat sich aber im Nachhinein nicht so brutal angefühlt.
Ein Unterschied zu einem Radmarathon wie dem Race Across America...
Klar, da sieht die Sache anders aus. Man fährt tagelang durch verschiedenste Gebiete. Zuerst Wüste mit großer Hitze, dann die Rocky Mountains, wo die Luft eher dünn wird. Dazu gesellen sich immer wieder verschiedenste Wetter-Kapriolen. Und im Grunde hat man acht Tage lang Schlafentzug. Da brauch man nachher schon erst mal zwei-drei Wochen, um sich zu regenerieren und wieder normal zu trainieren.
Neben all ihren Erfolgen, gab es auch immer wieder Rückschläge. Wie schafft man es trotzdem immer weiter seine Ziele auf so einem anspruchsvollen Terrain zu verfolgen?
Meine größten Tiefschläge waren sicher, die beiden Male wo ich beim RAAM ausgeschieden bin. Beide Male war es krankheitsbedingt. Ich hatte mit Lungenproblemen zu kämpfen. In solchen Situationen ist es wichtig, dass man sich seine Schwächen auch eingesteht. Dann kann man genau schauen, warum es passiert ist und was man daraus lernen kann. Einfach nur abhaken und nach vorne schauen, finde ich nicht die richtige Einstellung in solchen Fällen. Ich bin generell jemand, der analysiert und nach Fehlern sucht und sich immer zu verbessern versucht. Eine wichtige Erkenntnis aus so einer Situation war etwa, dass ich einen Trainer brauche und nicht nach einem eigenen Trainingsplan vorgehe. Dadurch wurde mein Training auch 'intelligenter' gestaltet.
Sie haben vor Kurzem einen Vortrag im Festsaal des Bildungscampus De La Salle in Floridsdorf gehalten. Was hat Sie als Steirer nach Wien verschlagen?
Ich bin immer wieder mal in Wien zu Gast, um Vorträge zu halten. Persönlich finde ich Wien eine wunderschöne Stadt. Dieser spezielle Vortrag kam über die De La Salle Sportunion Strebersdorf zustande. Wir haben Kontakt zueinander geknüpft und daraus sind schon einige nette Geschichten hervorgegangen. Ich habe beispielsweise Sportbekleidung für Nepal gespendet, die dort von Sabrina Filzmoser an junge Radsportler übergeben wurden. Das war eine coole Aktion. Deshalb habe ich mich auch gefreut, in Floridsdorf einen Vortrag halten zu dürfen. Es wird auf jeden Fall nicht mein letzter Besuch in Wien gewesen sein.
Welche sportlichen Ziele haben Sie sich für die nächste Zeit gesetzt?
Beim Race Across America nimmt man immer mit einem Betreuerteam an der Seite teil. Es gibt aber auch Rennen, wo man ohne Team unterwegs ist. Da muss man auch die Verpflegung immer selbst checken usw. Im vergangenen Jahr habe ich das Transcontinental Race quer durch Europa schon ohne Begleiter gemeistert und den Titel geholt. Diese Herausforderung möchte ich im Juli wieder meistern. Das ist mein großes Ziel für dieses Jahr.
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