200 Teslas in Wien
E-Carsharing-Anbieter Eloop wegen hoher Zinsen insolvent
Mit E-Autos der Marke Tesla wollte das Carsharing-Unternehmen Eloop in Wien durchstarten. Seit 2019 bietet man Teslas an, gleichzeitig konnten Außenstehende über ein sogenanntes Tokensystem an jeder Fahrt mitverdienen. Jetzt erklärt das Unternehmen, dass man insolvent ist.
WIEN. Angefangen hat alles mit einer Idee und 20 Tesla-Fahrzeugen. Mit 20 E-Autos im Jahr 2019 hat Eloop gestartet, man bietet seitdem die Elektrofahrzeuge im Carsharing-Prinzip an. Einfach ausborgen und gerne auch längere Trips nach Italien, Deutschland und Co. damit machen, so könnte man das Motto der Firma zusammenfassen.
Inzwischen ist man gewachsen, knapp 200 Tesla warten in Wien darauf, ausgeborgt zu werden. Doch damit sei jetzt erst einmal Schluss, wie das Unternehmen in einer Stellungnahme gegenüber MeinBezirk.at mitteilt: "Schweren Herzens, doch mit einem klaren Plan für die Sanierung vor Augen, gehen wir mit Eloop in die Insolvenz", so Leroy Hofer, Chef und Mitgründer der Firma. So bestätigt er auch erste Medienberichte.
Die Insolvenz samt Sanierung hat auch Auswirkungen auf das Kerngeschäft von Eloop: "Leider können wir diesen Service unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen nicht weiterführen, obwohl wir nach wie vor daran glauben, dass Carsharing die Zukunft der urbanen Mobilität ist. Im Rahmen der Teilbetriebsschließung von Eloop sehen wir uns dazu gezwungen, unsere Flotte aufzulösen", erklärt Hofer.
Schäden kosten Erfolg
Schuld an der wirtschaftlichen Misere wären unter anderem gestiegene Zinsen. "Um (E-)Carsharing profitabel betreiben zu können, sind ein möglichst dichtes Netz an Autos und ein großer Fuhrpark nötig. Der schweren wirtschaftlichen Lage geschuldet, sah sich Eloop in den letzten Jahren jedoch nicht nur mit einem enormen Anstieg der operativen Kosten, sondern auch der Zinsen für die Flottenfinanzierung konfrontiert", wird in dem schriftlichen Statement erklärt.
Aber auch ein anderer, simpler Grund trage an der derzeitigen Situation Schuld: manche Nutzer. So käme es zuletzt vermehrt zu schweren Fahrzeugschäden bis hin zu Totalschäden bei den teuren Fahrzeugen. "Während der Großteil unserer Nutzer:innen das E-Carsharing-Service gewissenhaft verwendet hat, sind einige wenige User:innen sorglos, um nicht zu sagen fahrlässig, mit den Fahrzeugen umgegangen", bedauert Hofer. "Diese Fälle haben sich für uns als extrem kostenintensiv erwiesen". Gerade Unter-23-Jährige würden viele Schäden verursachen, nennt man als Beispiel.
Wie hoch die Verbindlichkeiten bei Eloop sind, die sich angesammelt haben, darüber gibt man keine Auskunft. Laut "Kurier.at" betragen die Passiva "rund 570.000 Euro, nach erfolgter Teilbetriebsschließung (Carsharing) werden sich die Verbindlichkeiten laut Schätzung auf knapp 1,548 Millionen Euro erhöhen."
Nurmehr Token-Plattform
Eloop hat ursprünglich auch ein Token-System aufgebaut. Außenstehende konnten Token, also eine Art digitale Währung wie Bitcoin, als Investment in die Firma erwerben. Für jeden gefahrenen Kilometer erhielten die Besitzer dann eine Gewinnbeteiligung. Jetzt, wo die Fahrzeugflotte aufgegeben wird, konzentriert man sich nach der Sanierung nur mehr auf diese Token-Plattform.
Wer zukünftig Token kauft bzw. besitzt, der soll weiter durch Eloop mitverdienen. Nur halt nicht mehr beim Carsharing: "Seit geraumer Zeit entwickeln wir uns weg von einem reinen E-Carsharing-Anbieter und bieten die Tokenisierung physischer Assets als Dienstleistung an. Egal, ob es um E-Scooter, Solarpaneele oder Wi-Fi-Router geht – solange es sich bei den betreffenden Assets um Umsatz-generierende Maschinen handelt, können wir sie als digitale Vermögenswerte darstellen", erklärt Hofer.
Weitere Themen:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.