Täter noch flüchtig
Serie an Banküberfällen in Wien "lohnt sich nicht"
In den letzten Wochen kam es zu einer Serie an Banküberfällen quer durch Wien verteilt. Dabei lohne sich der klassische Bankraub gar nicht mehr, heißt es aus den Kreditinstituten. Auch die Polizei betont: Man kommt den Tätern nahezu immer auf die Schliche.
WIEN. Seit 21. November schrillen in Wien die Alarmglocken. Nämlich jene, von verschiedenen Bankfilialen. In Hernals, der Leopoldstadt, der Donaustadt und zuletzt in einem Einkaufscenter in Liesing überfiel ein derzeit unbekannter Täter Banken. In drei der vier Fälle wurde Geld erbeutet. Auch eine Tankstelle in Favoriten wurde zuletzt überfallen, hier ging der Täter leer aus.
Die Masche ist bei all den erwähnten Überfällen dieselbe: Ein Zettel wird mehr oder minder wortlos auf den Banktresen gelegt. Sinngemäß steht darauf, Geld zu übergeben. Dann wird eine vermeintliche Waffe präsentiert, die offensichtlich untermauern soll, dass man es ernst meint. MeinBezirk.at berichtete – mehr dazu unten.
Geht die Polizei aufgrund dieser ähnlichen Vorgehensweise von einem Serientäter aus? Polizeipressesprecher Philipp Haßlinger schließt es zumindest auf Anfrage nicht aus: "Das LKA Wien prüft natürlich im Rahmen der Ermittlungen etwaige Zusammenhänge der letzten Überfälle auf Banken und Tankstellen."
Heuer sprunghafter Anstieg
Zwar sei der Bankraub bei weitem nicht mehr so attraktiv wie früher, erklärt Haßlinger. Doch die Zahlen der letzten vier Jahre zeigen eine gewisse Konstanz: 2019 gab es fünf solche Raube, 2020 vier - trotz Pandemie. Im absoluten Corona-Jahr 2021 war es einer, 2022 wurden erneut vier Geldinstitute überfallen. 2023 scheint ein richtiges Außreißer-Jahr zu sein. Zählt man den beutelosen Überfall hinzu, kommt man auf gesamt elf Vorfälle.
Zumindest laut Statistik sollten die Bankraube schon bald geklärt werden. Denn die Aufklärungsquote steigt in den letzten Jahren stark an. Wurden 2017 noch 60,5 Prozent der Fälle gelöst, waren es 2022 bereits 94,1 Prozent. Wobei dies österreichweite Zahlen sind, aus Wien liegt kein Datenmaterial vor.
Dass der Bankraub immer unattraktiver wird, erklärt die Polizei mit folgender These: "Aufgrund von sinkenden Filialzahlen, weniger vorhandenem Bargeld in den Instituten, verzögerten Auszahlungsmechanismen, Securitys, aber auch aufgrund der Verbesserung der Sicherheitssysteme in Zusammenarbeit der Banken."
Bankenbranche wachsamer
Und wie stehen die Kreditinstitute selbst zu diesen Aussagen? Was tut man, um die Überfälle zu verhindern? Und lohnt sich so ein Raub überhaupt noch? MeinBezirk.at hat bei drei der wichtigsten Institute nachgefragt: der Erste Group, der Raiffeisen-Holding Wien-Niederösterreich und der UniCredit Bank Austria.
Bei der Erste Group bittet man um Verständnis, dass man sich zu der Thematik "aus Sicherheitsgründen und zum Schutz unserer Kolleginnen und Kollegen nicht äußern oder darstellen möchte." Wesentlich mehr Einblick in die Praxis gibt man bei der Raiffeisen-Holding Wien-Niederösterreich. Konzernsprecherin Katharina Wallner schlägt in die selbe Kerbe der Polizei: "Banküberfälle zahlen sich definitiv nicht aus, die Geldbeträge sind gering." 20 sogenannte Bezirksbanken des Unternehmens zählt man in Wien.
Wie viel Geld die Filialen aufbewahren, wird - verständlicherweise - nicht genannt. Jedenfalls seien die Sicherheitsvorkehrungen "auf einem sehr hohen Niveau, diese werden auch laufend überprüft und weiterentwickelt. Bitte um Verständnis, dass wir Detailfragen zu Sicherheitsmaßnahmen aus sicherheitstechnischen Gründen nicht kommentieren können."
Eines versichert die Sprecherin jedoch: "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind umfassend geschult, im Falle von Sicherheitsvorfällen werden sie psychologisch nachbetreut und begleitet."
Vorsicht statt Nachsicht
Auch bei der UniCredit Bank Austria gibt man einen Einblick in das tägliche Geschäft mit der Gefahr. 52 Standorte hat man im Stadtgebiet verteilt. Konzernsprecherin Franziska Schenker erklärt: "Wir passen die Sicherheitsmaßnahmen in unseren Filialen laufend an die aktuellen Gegebenheiten und Vorkommnisse an."
Dabei gehe es vor allem darum, dass es vorab gar nicht zu einem Raubüberfall kommen kann: "Das vorrangige Ziel unserer Maßnahmen ist es, Banküberfälle durch umfassende präventive Maßnahmen bestmöglich zu verhindern." Aus Sicherheitsgründen könne man auch bei der UniCredit Bank Austria keine detaillierteren Informationen zu diesen Maßnahmen geben. Man merkt jedenfalls an: Bei der Serie von vier Banküberfällen der jüngsten Wochen, war die Bank Austria nicht betroffen.
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