Kraftwerk Donaustadt
Wasserstoff-Versuch in Wiener Gasturbine startet
Eine große Premiere steht dieser Tage in Wien bevor: Im Kraftwerk Donaustadt soll erstmals Wasserstoff dem üblicherweise eingesetzten Erdgas beigemischt werden. Der Versuch gilt als zukunftsweisend.
WIEN. In der österreichischen Bundeshauptstadt startet diese Woche ein Betriebsversuch im Kraftwerk Donaustadt. Wien Energie, RheinEnergie, Siemens Energy und Verbund mischen in einer Kooperation erstmals Wasserstoff dem normalerweise eingesetzten Energieträger Erdgas bei. Dieser Versuch ist der weltweit erste dieser Art an einer kommerziell genutzten Gas-und-Dampfturbinen-Anlage in dieser Leistungsklasse, heißt es am Donnerstag in einer Aussendung.
Mit dem Versuch wollen die Kooperationspartner wichtige Erkenntnisse für die Umstellung von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf grüne Gase gewinnen. Die Bedeutung des Versuchs geht weit über die Projektpartner hinaus: Von dem im Kraftwerk Donaustadt eingesetzten Gasturbinenmodell sind allein in Europa über 115 Anlagen im Einsatz.
Einsparung von 33.000 Tonnen CO2
Rund 10 Millionen Euro werden in das Projekt investiert, Förderungen im Rahmen des Programms „Vorzeigeregion Energie“ vom Klima- und Energiefonds wurden beantragt. Von Mitte Juli bis Mitte September werden an mehreren Testtagen unterschiedliche Mengen an Wasserstoff beigemischt. Beginnend bei fünf Volumenprozent, wird im Rahmen des Versuchs den Wasserstoff-Anteil auf bis zu 15 Prozent gesteigert.
In einem Nachfolge-Projekt ist eine Steigerung des Anteils auf rund 30 Volumenprozent geplant. Ist der Versuch erfolgreich, soll die Anlage für den Dauerbetrieb zertifiziert werden. Schon bei 15 Volumenprozent Beimischung von grünem Wasserstoff im Kraftwerk Donaustadt würden jedes Jahr rund 33.000 Tonnen CO2 eingespart werden.
Bis 2040 klimaneutral
"Der Betriebsversuch im Kraftwerk Donaustadt ist ein Meilenstein für die Umstellung des Energiesystems auf klimaneutrale Quellen. Wir werden auch in Zukunft flexible Energieerzeugungsarten brauchen. Mit dem Versuch kommen wir dem grünen Kraftwerk hier in Wien einen großen Schritt näher“, ist Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) überzeugt.
Bis 2040 will Wien klimaneutral sein. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, brauche es "neben den etablierten Technologien auch neue Ansätze", betont Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
Stabilerer Energiemarkt
Wasserstoff gilt als ein Schlüssel-Energieträger auf dem Weg zur Klimaneutralität. Er lässt sich als sogenannter „grüner“ Wasserstoff unter Verwendung von erneuerbarer Energie erzeugen, dadurch wird er komplett klimaneutral. Expertinnen und Experten rechnen mit einem allmählichen Markthochlauf ab Anfang der Dreißigerjahre.
Zudem kann Wasserstoff auch ein Medium sein, um den Überschuss aus der Produktion von erneuerbarer Energie zu speichern. Damit leistet er auch einen Beitrag zur Stabilisierung des Energiesystems und erhöht dessen Flexibilität. Da hohe Mengen an erneuerbarer Energie oft in den Zeiten anfallen, in denen der Bedarf vielleicht eher gering ist, aber nicht zur Verfügung stehen, wenn es hohe Nachfrage gibt (Winter, Dunkelheit, niedrige Temperaturen, …), kann Wasserstoff als Ausgleich zwischen Bedarf und Angebot dienen.
Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie, großes regionales Stadtwerk mit Sitz in Köln, ergänzt: „Dekarbonisierte Wärmebereitstellung ist einer der wichtigsten Bausteine für effektiven Klimaschutz. Deswegen kooperieren wir dazu international, setzen es am Ende vor Ort um und garantieren somit für Zigtausende Menschen eine zukunftssichere Versorgung.“
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