Bahntrasse wackelt
Zwettler Lok oder Waidhofner Rad

- Radler haben wohl bald freie Fahrt.
- Foto: Waldviertel Tourismus/Studio Kerschbaum
- hochgeladen von Bernhard Schabauer
Touristisches Rad-Projekt könnte einem anderen Freizeitangebot bald das Wasser abgraben.
ZWETTL/WAIDHOFEN. Es klingt etwas unorthodox und dennoch sind die Vorhaben bereits weit gediehen. Die Rede ist von einem tourisitschen Projekt auf der Bahnstrecke zwischen Schwarzenau im Bezirk Zwettl und der Bezirksstadt Waidhofen/Thaya. Entlang eines Radweges soll als eine Art touristische Attraktion eine Bahnstreckenüberquerung in alten Waggons, die hinten und vorne geöffnet werden sollen, etabliert werden. Was sich für die Radfahrer vielleicht als coole Aktion liest, stößt jedoch bei jenen, die die Bahnstrecke weiterhin benutzen würden, für auf großes Unverständnis.
Der Lokalbahnverein aus Zwettl etwa bietet jährlich mehrere Sonderfahrten an. Derzeit vermehrt auf den Strecken Zwettl-Waldhausen und Zwettl-Schwarzenau. Jedoch konnte man in der Vergangenheit auch die immer wieder die Strecke Zwettl-Waidhofen befahren. Das wäre dann endgültig Vergangenheit.
Bahnstrecke zum Verkauf
Doch der derzeitige Pächter, der Zukunftsraum Thayaland, könnte die Bahnstrecke vielleicht bald käuflich erwerben. Denn sie soll von Landesseite ausgeschrieben sein, ebenso wie der Bahnhof in Waidhofen/Thaya. An diesem soll wiederum die Stadtgemeinde für kolportierte 200.000 Euro großes Interesse zeigen.
„Wir können bestätigen, dass es Pläne gibt, bei Windgsteig mit der Thayarunde die Bahnstrecke zu queren. Derzeit laufen die Vorbereitungen bzw. werden Kostenvoranschläge erstellt,“ so Willi Erasmus, Tourismusbeauftragter von Zukunftsraum Thayaland.
Derzeit führt die Thayarunde an Windigsteig vorbei, mit der Querung im Bereich des Lagerhauses kann eine Anbindung an die Radrunde erfolgen. Derzeit sind drei Varianten im Gespräch: eine Schienenquerung mittels Beton-Platten, mittels Gummi-Platten oder eben mit Waggons, die auf der Strecke abgestellt werden.
„Da wir einen Pachtvertrag haben, haben wir auch die Verantwortung für die Bahnstrecke, die unbedingt erhalten werden soll. Wir sehen diese als wichtigen Teil der Infrastruktur auch für zukünftige Projekte und investieren jedes Jahr eine wesentliche Summe für die Erhaltung der Gleisanlagen. Egal welche Variante kommen wird, es wird gewährleistet werden, dass auch weiterhin Züge verkehren können", versichert Erasmus.
Bei den Kritikern schenkt man diesen Ausführungen wenig Glauben. Hinter vorgehaltener Hand geht man davon aus, dass, sobald eine der drei Varianten umgesetzt würden, keine Bahn mehr fahren wird.
27 Fragen an Schleritzko
Die Grüne Landtagsabgeordnete Silvia Moser, Stadträtin aus Zwettl, hat dazu 27 Fragen an den zuständigen Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko und die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) gestellt. Sie möchte etwa wissen, ob die Bahnstrecke Waidhofen/Thaya–Schwarzenau um den symbolischen Betrag von einem Euro von der NÖVOG, also dem Land, an den Verein Zukunftsraum Thayaland verkauft werden soll?
Die Grünen begrüßen das Vorhaben eines Radweges, würden jedoch eine alternative Route vorschlagen, um auch die Bahntrasse zu erhalten. "Die Bahnstrecke Waidhofen/Thaya – Schwarzenau soll demnächst ebenfalls für den Schienenverkehr unbrauchbar gemacht werden, was klimapolitisch einer Katastrophe gleichkommt", so Silvia Moser in ihrer Anfrage-Stellung. Sie fordert ein Umdenken: "Die Frage darf nicht lauten: Schiene raus und Radweg oder Radweg auf bestehen bleibender Schiene, sondern: wann und wie wird der Bahnverkehr wieder aufgenommen."


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