"Kein Kabarettist will Kabarettist werden"

Klaus Eckel bezeichnet Kabarettauftritte auch gerne als "Therapiestunde, für die wir auch noch was bezahlt bekommen".
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  • Klaus Eckel bezeichnet Kabarettauftritte auch gerne als "Therapiestunde, für die wir auch noch was bezahlt bekommen".
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Bist du zum ersten Mal hier bei uns?
KLAUS ECKEL: In Deutschlandsberg hab ich vor drei, vier Jahren schon mal gespielt, aber hier noch nie. Schilcher hab ich natürlich auch schon mal getrunken.

Du warst zuerst Logistiker und wolltest dann im Kabarett Karriere machen. Klingt wie im Traum.
Kein Kabarettist will eigentlich Kabarettist werden. Er macht nur irgendeine andere Arbeit, die ihm nicht gefällt. Das ist ja eine klassische Berufsbahn, wer sagt in seinem Leben, er wird Kabarettist? Mir hat das einfach gefallen. Wenn man jemandem gerne bei dem zuschaut, was er macht, dann kann man sich immer überlegen, ob das für den eigenen Beruf auch was wär. Und so ist es mir ergangen.

Wann hast du dein Talent dafür erkannt?
Naja, Talent… Ich hab’s mal probiert, eigentlich hab ich es nicht gleich gewusst, das weiß ich bis heute nicht. Man ist sich nie sicher ob seines Talents, das ist so eine Geschichte. Es ist jeden Abend eine neue Herausforderung, immer neue Leute, neue Stimmung, neuer Saal, du bist anders drauf. Das ist immer ein Kitzel, den man hat. Auch wegen der Verantwortung für den Abend.

Wenn ein Witz vor 100 Leuten funktioniert, funktioniert er dann nicht auch vor 10.000?
Das ist wahrscheinlich schon so. Viele Leute sind nervöser, wenn sie vor wenigen Leuten spielen. Am Montag spiel ich zum Beispiel vor tausend Leuten. Da bin ich weniger nervös als hier in Groß St. Florian. Hier hab ich noch nie gespielt, ich kenn die Leute nicht so gut. Da bin ich nervöser als vor tausend Leuten in Wien im Globe Theater, das ist ein bisserl einfacher für mich. Hier bin ich aufgeregter, ob’s funktioniert.

Merkst du solche Unterschiede beim Publikum?
Ja, schon. Ich merke, wo ich schon öfters gespielt hab und die Leute meinen Schmäh mehr kennen. Manchmal werden Leute ja nur mitgenommen von anderen. Da ist man schon nervöser, ob das auch funktioniert, was man da macht.

Egal ob du in so einem kleinen Turnsaal oder im Wiener Stadtsaal spielst?
Das ist egal. Ich bin ehrlich gesagt jemand, der nicht so wahnsinnig gern in Wien spielt. Ich bin lieber irgendwo, wo es was Besonderes ist, wenn mal was passiert, statt in Wien oder Graz. Da gibt’s eh so viel Programm. Auf der anderen Seite, wenn ich wo noch nie gespielt hab, bin ich trotzdem nervös. Da kenn ich die Leute nicht.

Wie viel vom Klaus Eckel auf der Bühne ist wirklich Klaus Eckel?
Es ist schon ein bisserl eine Kunstfigur. Ich plus 30 Prozent. Ich bin an auch an vielen Dingen interessiert, genauso wie der „Bühnen-Eckel“. Ich rede auch irrsinnig schnell und verstolpere mich ständig beim Reden. Das ist schon meine Art zu sein, nicht nur auf der Bühne. Ich glaube, das ist auch das, was die Leute dann spüren, ob die Figur, die er da oben ist, auch privat so ist. Das ist immer ein Vorteil.

Die 30 Prozent mehr sind aber nicht nur dazu erfundene Geschichten?
Ich erzähl auch ein paar erfundene Geschichten, wobei der Kern stimmt. Aber beim Tempo leg ich schon noch ordentlich drauf. Weil es natürlich eine Bühnenfigur ist. Man kann nicht ganz privat rausgehen, man muss sich überlegen, wie man mit den Leuten redet. Wenn ich so mit ihnen rede, wie bei einem Interview, dann entsteht nichts an Spannung. Die muss irgendwie höher sein.

Braucht man als Kabarettist ein wenig Verrücktheit?
Ich glaube allgemein, dass es keine Menschen gibt, die ganz normal sind. Aber bei Kabarettisten ist das besonders auffällig. Ich glaube schon, dass wir Verhaltensauffälligkeiten haben, die andere mit Psychotherapien lösen, wir lösen die auf der Bühne.

Du hast seit 2001 elf Programme geschrieben. Klingt ganz schön viel.
Für österreichische Verhältnisse ist es viel, die Comedians in England haben jedes Jahr ein neues Programm. Die sind fertig und schreiben schon am nächsten. Bei uns hält sich das länger, weil wir halt herumtouren. Wenn man durch Deutschland tourt, könnte man ein Programm fünf, sechs Jahre spielen. Aber dann wird's auch schnell langweilig. Und ich denk auch schnell darüber nach, was ich Neues erzählen könnte. Ich möchte auch weiterkommen und schauen, wohin mich die Reise treibt und nicht nur stehen bleiben.

Du hast als einer der wenigen Österreicher den Deutschen Kabarettpreis gewonnen. Welche Unterschiede gibt es im deutschen Kabarett als Österreicher?
Das war sicher, weil ich viel in Deutschland gespielt hab, das hat mir schon Vorteile gebracht. Man muss wirklich langsamer reden, weil die Sprache eine Hürde ist. Sie mögen halt das Österreichische wahnsinnig. Das ist ein totaler Vorteil, wenn du österreichisch redest, weil sie mögen diesen Dialekt.

Hast du Themen, bei denen du künstlerisch eine Grenze ziehst?
Puh… Kinderpornographie ist wahrscheinlich schon eine Hürde. In England gibt’s Comedians, die machen sogar darüber Witze. Ich würde mich nicht trauen, darüber einen Witz zu machen, weil wenn du Kinder hast, dann ist das einfach nicht witzig. Aber eigentlich, sagt man, sollte es bei Komikern keine Grenzen geben. Man kann jedes Thema irgendwie bringen, wenn es witzig rüber kommt. In England greifen die zu Themen, das würden wir uns nie trauen. Das muss aber zum Typus passen. Ich bin keiner, der ganz schwarzen Humor liefert. Das funktioniert bei mir nicht. Also ich hab’s schon mal probiert, aber die Leute lehnen das bei mir massiv ab, weil sie mir das nicht abnehmen.

Was wurde aus deiner Fernsehserie „Eckel mit Kanten“?
Ich hab eigentlich selber aufgehört. Ich hab zwei kleine Kinder, ich hab 170 Auftritte und Fernsehen ist schon auch viel Stress und Arbeit. Ich wollte ehrlich gesagt jetzt auch meine Pause machen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es weitergeht. Ich hätte noch eine dritte Staffel machen können, aber ich hab mich selber dagegen entschieden. Es rennt sehr gut im Kabarett. Ich bin grundsätzlich dem Fernsehen nicht ganz abgeneigt, aber im Moment schon. Es zieht mich nichts so an, wo ich sage, dass muss ich machen. Aber prinzipiell glaub ich schon, dass ich wieder was im Fernsehen machen werde.

Wie fühlst du dich kurz vor einem Auftritt?
Man ist immer nervös. Und wenn diese Nervosität nicht da ist, dann ist es der falsche Job. Ich muss nervös sein. Das ist glaub ich eine Grundvoraussetzung für den Job als Kabarettisten, dass du Angst haben musst, das der Abend scheitert. Wenn du diese Angst vorm Scheitern nicht hast, dann ist das nicht mehr der coole Job. Und das haben wir alle. Wir alle sind danach manchmal selbstbewusst, aber die letzten zehn Minuten davor sind wir immer wieder zerbrechliche Personen.

Sowas sagen normalerweise immer die Sportler.
Nein, das gilt für alle, für Kabarettisten wirklich sehr stark. Da muss für einen Moment die Selbstsicherheit weg sein und kaum ist man auf der Bühne, ist man nicht mehr nervös. Auf der Bühne ist es dir egal, weil da rennt’s. Dann musst du eh den Abend gestalten.

Klaus Eckel bezeichnet Kabarettauftritte auch gerne als "Therapiestunde, für die wir auch noch was bezahlt bekommen".
Klaus Eckel präsentiert Luis, eines der beiden Maskottchen der Special Olympics World Winter Games in der Steiermark, exklusiv für die WOCHE.
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