"Mehr Pflanzen auf den Häusern gegen den Feinstaub und für ein besseres Stadtklima!" fordert Anne Oberritter von der TU Graz

Anne Oberritter, Expertin für Landschaftsarchitektur an der TU Graz.
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Grazer Luftproblem: Verpflichtende Fassaden- und Dachbegrünungen würden effektiv helfen, sagt die Expertin.

Graz und der Feinstaub, eine Leidensgeschichte. Schon Anfang April wurden die EU-Feinstaubgrenzwerte an drei Messstationen öfter als zulässig überschritten, womit die Gesundheit und Lebensqualität der Grazer bedroht wird. Die bisherigen Versuche, das Luftprobelm über die Reduktion von Verkehr und Heizung in den Griff zu bekommen, greifen zu wenig weit.

"Wilder Wein" gegen Feinstaub
Eine Möglichkeit, das Problem aktiver in Angriff zu nehmen, sieht Anne Oberritter von der TU Graz in mehr "vertikalem" Grün und fordert:
"Mehr Fassaden- und Dachbepflanzungen für die Grazer Gebäude!" Die Expertin für Landschaftsarchitektur betont den positiven Effekt, den Pflanzen auf das Stadtklima und die Luftqualität haben. "Eine Kletterpflanze, wie beispielsweise der "Wilde Wein", kann in etwa so viel Sauerstoff wie ein Großbaum produzieren und eine Menge Feinstaub binden", erklärt sie, "in dicht bebauten urbanen Gebieten, wie in manchen Grazer Bezirken, würden derartige Bepflanzungen die Luftqualität enorm verbessern." (siehe WOCHE Wissen)

In der Bauordnung festschreiben
Wie kann eine solche Bepflanzung aussehen? "Eine einfache Möglichkeit sind selbstkletternde Arten wie der Efeu, aber vom Blumentopf bis zu komplexen Fassadensystemen sind der Gestaltung keine Grenzen gesetzt", so Oberritter.
Ihr Traum wären Gebäude, die mindestens so viel Sauerstoff produzieren wie die darin wohnenenden Menschen verbrauchen. So könnte jedes einzelne Haus zu einem kleinen "Klimakraftwerk" werden und für ein besseres Stadtklima sorgen.
Dafür will sie nicht nur die Bevölkerung, sondern auch den Gesetzgeber in die Pflicht nehmen. So wie das zum Beispiel in Singapur passiert, wo nur Neubauten genehmigt werden, die ein entsprechendes Bepflanzungskonzept beinhalten. "Gerade bei Neubauten könnte man viel für die Klima- und Luftqualität tun", meint Oberritter und fordert deshalb, Fassaden- und Dachbepflanzungen verpflichtend in der Bauordnung festzuschreiben. "Denn Luft ist unser Nahrungsmittel Nummer 1, wir brauchen mehr Pflanzen auf unseren Gebäuden!"

WOCHE Wissen

Wie viel Sauerstoff produziert ein Baum? Ein großer, gesunder Baum kann bis zu 2 kg Sauerstoff in einer Stunde produzieren. Das ist in etwa so viel, wie 10 Menschen in der selben Zeit verbrauchen. Eine Fassadenbepflanzung, wie z. B. der Efeu oder die Kletterpflanze "Wilder Wein", kann bei ähnlicher Blattoberfläche die gleiche Leistung aufbringen.
Außerdem haben Kletterpflanzen an den Fassaden einen Kühleffekt auf Gebäude. Bei Temperaturspitzen im Sommer kann der Unterschied der Mauertemperatur bis zu 20 Grad betragen (60 Grad ohne Bepflanzung, 40 Grad mit Bepflanzung).

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Ihre Meinung ist gefragt! Soll man Ihrer Meinung nach eine verpflichtende Bepflanzung der Fassaden und Dächer bei Neubauprojekten in der Bauordnung festschreiben? Wie kann man die Fassaden der Stadt effektiv bepflanzen? Wie kann man das Feinstaubproblem in Graz in den Griff bekommen?
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Anne Oberritter, Expertin für Landschaftsarchitektur an der TU Graz.
Ein Modell für die Landeshauptstadt? Fassadenpeflanzungen wie diese bekämpfen den Feinstaub effektiv und sorgen für ein besseres Stadtklima. | Foto: Hiroyuki Oki
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