Die große "Dürre" nach dem Frost
Nach der Soforthilfe fordert die Südoststeiermark neue Perspektiven für ihre Bauern.
Wunden lecken ist angesagt nach der Frostkatastrophe in der Südoststeiermark. Betroffene Landwirte stehen vor den Trümmern ihrer Arbeit. Vielen droht der finanzielle Ruin. Jetzt sind die Bauern dabei, ihre Schäden zu melden. Doch neben der Soforthilfe brauchen sie unbedingt eine Perspektive. Abgeordneter Anton Gangl, er ist selbst Obstbauer, hat Angst, die Bauern könnten alles hinschmeißen. Das wäre erst recht verheerend.
Eines gleich vorweg: Die allerwenigsten Bauern sind versichert. Deshalb brauche es nun einen Kraftakt der Politik, wie Landwirtschaftskammer-Direktor Werner Brugner beim Lokalaugenschein im Bezirk fordert. Geld aus dem Katastrophenfonds gibt es nämlich nur für Schäden, die durch Schneelast etwa an Hagelnetzen entstanden sind. Was Frostschäden betrifft, sind die Landwirte quasi auf Kulanz angewiesen. Bislang gab es für viele Kulturen keine Frostversicherung. Das seit heuer vorliegende Modell ist, was Prämienzuschüsse betrifft, unausgereift.
Im Obstbau kann man von einem Supergau sprechen. Die Steiermark ist Europas Nummer zwei unter den Obstproduzenten. Viele Anlagen sind zerstört. LAbg. Franz Fartek: "Die Bauern sind den Tränen nahe." Seine Aufgabe als Politiker sieht er in der Vermittlung. "Wir können nix verhindern, aber wir können beistehen." Gangl erklärt, was sonst passiert: "Verlieren wir den Markt, müssen wir ihn wieder zurückerobern – und das geht nur über den Preis." Keine guten Aussichten also! Daher müsse man jetzt Perspektiven schaffen. Untrennbar mit diesem Gedanken verbunden ist der Aufbau eines Wassermanagements zur Frostschutzberegnung.
Schaden in allen Sparten
In Summen und Zahlen ist der Obst- und Weinbau am schlimmsten betroffen. Individuell gibt es in allen Sparten harte Schicksalsschläge. Auch Förster, im Speziellen die Christbaumbauern oder etwa die Hobbygärtner stöhnen. Susanne Pammer, Projektleiterin von "Lebensgärten": Aufgrund der Erfahrungen im eigenen Hausgarten sei wenigstens das Verständnis da. Vor dem Hintergrund, dass die Baumärkte im Gartenbereich zweistellige Zuwachsraten verzeichnen, sei auch privat großer Schaden entstanden, weiß Helmut Buchgraber aus Auersbach. Der Spezialist in der Grassamenvermehrung ist als Landwirt selbst betroffen und blickt auf dürre Wiesen. Eigentlich sollten sie nun saftig-grün sein. Der Frost habe sie zerstört, eine Samenernte sei nicht möglich. In anderen Kulturen dürfte sich der Verlust erst später zeigen – wie etwa beim Holunder. Der Schaden werde hier erst im nächsten Jahr sichtbar sein.
Klimawandel ist schuld
Streng genommen ist für Buchgraber nicht der Frost, sondern der Klimawandel schuld an den Ausfällen. "Alles ist um 14 Tage zu früh dran." Die Kirsche etwa hätte eigentlich noch gar nicht blühen dürfen. Außerdem seien die Landwirte zu experimentierfreudig geworden. "Alles, was hier nicht hergehört, ist als Erstes betroffen." Vor allem im Forstbereich hält er Schulungsmaßnahmen für sinnvoll.
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