Jungbäume sterben
Rettungsaktion für die Jungbäume in Wien gestartet
Alexander Mayr-Harting, Gründer der "Initiative Stadtbaum", startete einen Hilferuf: Immer mehr Jungbäume sterben. Auch bei den Gemeindebauten überleben viele der künftigen Schattenspender nicht mehr.
WIEN. Dieser Sommer könnte einen Hitzerekord brechen. Es werden immer öfter mehr als 36 Grad in der Stadt erwartet. Das belastet die Menschen gerade in Wien, das Großteils dicht verbaut ist, was zu einem richtigen Hitzestau führen kann.
Auch für Jungbäume ist das eine riesige Herausforderung, weiß Alexander Mayr-Harting, Gründer der Initiative Stadtbaum. Die künftigen Schattenspender, die das Mikroklima für das Grätzl besonders positiv beeinflussen, brauchen in dieser Situation eine spezielle Hege.
Probleme bei Pflege
Bei Gemeindebauten ortet die Initiative Stadtbaum Probleme bei der Pflege. Und das betrifft rund 70.000 Bäume, die von Wiener Wohnen direkt oder von beauftragten Firmen betreut werden. Das Ergebnis: "Jedes Jahr vertrocknen auf Wiens Gemeindebau-Grünflächen hunderte Jungbäume, so auch heuer", meint Mayr-Harting.
Er kritisiert, dass während der Anwuchsphase allfällige Gießbags nicht gefüllt werden. "Kontrollen der Stadt Wien gibt es nicht", so der Forstwirt. Am 30. Juni habe Wiener Wohnen die Misere in einem Schreiben eingestanden, so der Stadtbaum-Experte. Darin hieß es, dass das regelmäßige Gießen die Betriebskosten erhöhen würde. Das könne man den Mietern in der Zeit der extremen Teuerungen nicht zumuten.
Tote Bäume im Ulmenhof
Ein Lokalaugenschein von dem Stadtbaum-Experten Mayr-Harting bestätigt dies. So gab es etwa im Meidlinger Ulmenhof mehrere leere Gießbags. Rund ein halbes Dutzend toter Jungbäume gab es in einem relativ kleinem Grätzl. "Auch am Gatterhölzl sterben Jungbäume regelmäßig ab und werden neu gepflanzt", ortet er einen Missstand. Dabei weiß der Stadtbaum-Experte, dass diese Probleme nicht auf ein paar Bezirke in Wien beschränkt sind. "Das Problem findet man in beinahe jedem Grätzl."
Die BezirksZeitung hat bei Wiener Wohnen nochmals nachgefragt, ob es denn stimmt, dass man die Bäume aus Kostengründen sterben lasse. Die Antwort: ""Wir bemühen uns, jeden Jungbaum durchzubringen und dabei wird nicht mit Wasser gespart", heißt es dazu von Wiener Wohnen.
Das Schreiben an die Initiative Stadtbaum hätte missverständliche Formulierungen enthalten und wurde aus dem Zusammenhang gerissen. "Es wird nicht mit Wasser gespart und Gießsäcke werden immer in der Früh gefüllt."
Betreuung von 70.000 Bäumen
"Wir betreuen 70.000 Bäume und wir kümmern uns um jeden einzelnen, besonders die Jungbäume", so eine Pressesprecherin. Es werden auch externe Firmen beauftragt, die nicht nur für Wiener Wohnen zuständig sind. Für diese gibt es einen Pflichtenkatalog, der bereits erweitert wurde.
"Wenn Mieter feststellen, am Baum stimmt was nicht, bitte melden Sie das bei Wiener Wohnen". "Es gibt auch viele Aktionen von Privatpersonen, die sich um Jung-Bäume kümmern", so Mayr-Harting. "Kürzlich hat sich eine Hietzingerin bei mir gemeldet, die regelmäßig die Jungbäume vor ihrer Wohnung gießt. Solche Aktionen sind ja auch möglich und helfen den Jungbäumen viel", so der Baumexperte.
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