Bezirk: "Dürfen nicht hinterherhinken"
Negativ-Rekord: Nur rund die Hälfte der Volksschulen im Bezirk bietet eine Nachmittagsbetreuung an.
BEZIRK (höll). Mehr als die Hälfte der Frauen im Bezirk haben einen Vollzeitjob – und es werden jedes Jahr mehr. Sie bringen Familie und Beruf unter einen Hut, verdienen allerdings weniger und sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer. Das zeigt der "Frauenmonitor 2014" der Arbeiterkammer. Die Studie ist eine Bestandsaufnahme zur Lage der Frauen in Oberösterreich. Die Unterschiede sind regional teilweise sehr groß.
Die Fakten: 51 Prozent der beschäftigten Frauen im Bezirk arbeiten Vollzeit – 49 Prozent in Teilzeit. Vollbeschäftigte Frauen verdienen im Bezirk durchschnittlich 31.027 Euro pro Jahr. Nur in den Bezirken Schärding, Rohrbach und Grieskirchen erhalten die Frauen noch weniger Lohn. Frauen haben noch immer einen gravierenden Einkommensnachteil: Männer im Bezirk verdienen pro Jahr 10.439 Euro mehr. Das liegt vor allem auch daran, dass Frauen vermehrt in Berufen arbeiten, die schlecht bezahlt sind. Frauen sind – im Oberösterreich-Durchschnitt – auch häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Im Bezirk Braunau waren im Juni 2261 Personen beim AMS als arbeitslos gemeldet – davon waren 1152 Frauen und 1109 Männer.
Unglücklicher Spitzenreiter ist der Bezirk bei der Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder: In 47,8 Prozent der Volksschulen des Bezirks gibt es kein derartiges Angebot. Der oö. Durchschnitt liegt bei 25,2 Prozent. In 30,4 Prozent der Kindergärten wird zudem kein Mittagessen angeboten. "Wir haben den Bedarf an derartigen Betreuungseinrichtungen in den Gemeinden analysiert. Viele Eltern – gerade hier am Land – bleiben gerne daheim. Diese Entscheidung darf aber keine Auswirkungen auf die Wahlfreiheit jeder Mutter haben. Wir dürfen hier nicht hinterherkinken – das können wir uns für die Zukunft nicht leisten", erklärt Erich Priewasser. Der Bürgermeister aus Höhnhart ist Mitglied des Projektes "Familienregion Innviertel". Seit 2012 arbeiten 34 Gemeinden im Innviertel an der Verbesserung der Kinderbetreuung – und es wurde einiges erreicht: "Wir konnten einige gemeindeübergreifende Ferienkindergärten durchsetzen und in so mancher Schule eine Nachmittagsbetreuung ermöglichen", so Priewasser. Gemeinsam mit den teilnehmenden Bürgermeistern will er das Projekt weiter vorantreiben: "Wir haben diese Woche einen Termin bei Landesrätin Doris Hummer. Dort werden wir Feedback zur Familienregion geben und aufzeigen, wo es noch hapert."
Die jungen Innviertler verlassen ihre Heimatregion. In den vergangenen zehn Jahren sind rund 14 Prozent der 0- bis 39-Jährigen aus den Bezirken Ried und Braunau abgewandert. Ein Grund dafür: die mangelnde Kinderbetreuung. "Wir brauchen gerade im ländlichen Raum einen Ausbau der sozialen Dienste insgesamt, damit Frauen endlich bessere Beschäftigungs- und Einkommenschancen bekommen", betont AK-Präsident Johann Kalliauer.
Weil Frauen zumeist niedrigere Einkommen beziehen und ihre Versicherungverläufe durch Kindererziehung, Pflege oder Betreuung Lücken aufweisen, liegen auch die Durchschnittspensionen weit unter jenen der Männer. Die durchschnittliche Alterspension einer Frau liegt derzeit bei 945 Euro. Männer bekommen im Schnitt 1845 Euro.
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