Von Braunau auf die Alm
"Und plötzlich war ich Hüttenwirtin"
Von der Fitnesstrainerin zur Almwirtin: Die 31-jährige Braunauerin Sandra Peitli lässt nun nicht mehr die Muskel tanzen, sondern schupft nun am Rettenstein hausgemachte Kasnockn. In der BezirksRundschau spricht sie über Hüttenschmäh, Almcurry und den Zufall, der sie auf die Alm gebracht hat.
BRAUNAU, BRAMBERG (höll). Sie: Sandra Peitli, 31 Jahre alt, aus Braunau, Fitnesstrainerin und leidenschaftliche Köchin. Er: Andreas Dengg, 35 Jahre alt, aus Uttendorf, Kitesurflehrer, Saunameister und Neo-Almwirt. Zusammen schmeißt das Pärchen die Baumgartenalm im Mühlbachtal. Die 100 Jahre alte Hütte liegt auf 1.402 Metern am Fuße des großen Rettensteins und ist in einer zweistündigen Wanderung von Bramberg am Wildkogel aus erreichbar. Wir haben mit Sandra Peitli über nervige Gäste, guatn Kas und den beruhigen Sound von Kuhglocken gesprochen.
BezirksRundschau: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, alles hinzuschmeißen und Almwirtin zu werden?
PEITLI: Manchmal gehts halt blöd her. Mein Freund und ich wollten den Sommer gemeinsam ein paar Monate frei nehmen, Kitesurfen, Reisen, die Welt anschauen. Dann war da plötzlich das Angebot, diese Alm zu übernehmen. Komplett ohne Ahnung was uns erwarten wird, aber voller Neugier haben wir uns die Alm angeschaut, uns direkt in sie verliebt und zugesagt. Innerhalb einer Woche hatten wir das Gewerbe angemeldet, alles Ersparte investiert, Sack und Pack geschnappt und sind ins Pinzgau gezogen.
Sie haben beide keine Erfahrung in der Gastronomie. Welche Schwierigkeiten hatten Sie Anfangs?
Der Einkauf war am Anfang die reinste Katastrophe. Wir konnten die Mengen nicht einschätzen: Kochen wir für 20 oder 30 Personen? Lieber mal für 30 einkaufen. Zum Schluss kamen dann fast 100 Leute. Die ersten Wochen ist uns ständig was ausgegangen. Mittlerweile haben wir den Einkauf im Griff. Einmal die Woche fahren wir ins Dorf, zum Bäcker und zum Metzger. Butter und Käse beziehen wir von der Käserei nebenan.
Sie sind seit dem Frühsommer auf der Alm. Wie schaut ein typischer Hüttentag aus?
Wir sind mittlerweile ein gut eingespieltes Team. Andi bereitet die Alm und den Gastgarten vor. Ich gehe in die Küche, backe Kuchen, setzte eine Rindsuppe an und schneide Gemüse. Anfangs war alles noch sehr chaotisch – aber nach ein paar Wochen kommt man dann schon drauf, welche Vorbereitungen wichtig sind. Ein Arbeitstag dauert da schonmal 16 Stunden.
Was gibt es auf der Baumgartenalm? Klassisches Hüttenessen oder kreative Küche?
Bei uns gehen nur Gerichte raus, die wir selbst so auch essen würden. Rahmsuppn ala Oma, Kasnockn, a guate Jausn, Spinatknödel mit Bergkas aber auch Gemüsecurry, ausgefallene Aufstriche stehen auf der Speisekarte. Wir kochen am liebsten gesund und mit regionalen Produkten – das tun wir auch auf der Alm. Packerlzeug kommt bei uns nicht ins Essen.
Wie sieht Ihre Zukunft aus? Bleiben Sie der Alm treu?
Auf jeden Fall. Wir bleiben noch bis Anfang Oktober. Aber nächstes Jahr wollen wir dann voll und ganz in das Abenteuer Hüttenwirt stürzen.
Was ist so besonders am Almleben?
Obwohl es oft stressig ist und wir rund um die Uhr arbeiten, ist die Stimmung eine ganz Besondere. Keine Autos, keine Hektik, kein TV. Jeder schläft wie ein Stein. Wir wachen mit Kuhglockengebimmel und dem Krähen des Hahnes auf. Das hat schon was. Ich finde es auch spannend, dass auf der Alm nicht alles immer verfügbar ist. Wenn Lebensmittel aus sind, dann sind sie aus und man muss sich was einfallen lassen. Das Beste ist aber, dass wir hier so herzlich von den Einheimischen aufgenommen wurden. Nach wenigen Wochen gehörten wir schon dazu. Da kann es schonmal passieren, dass die Jäger um 2 Uhr früh anrufen und dich aufwecken, weil ein Hirsch zum Ausnehmen wäre – nur weil man bei einer gemütlichen Runde erwähnt hatte, das man da gerne mal dabei wäre.
Gibt es auch mal freie Tage?
Die richten sich nach dem Wetter. Regnet es stark, dann legen wir auch mal einen Ruhetag ein. Wobei: Ruhetage gibts auf der Alm eigentlich nicht. Wir nutzen Regentage zum Einkaufen und putzen.
Welche Eigenschaften braucht man als Almwirt?
Eine große Portion Mut und Verrücktheit, Schagfertigkeit, Ausdauer, endlos viel Energie und ein sonnige Gemüt. Die Leute kommen nicht nur wegen der Alm, sondern auch wegen der Wirte. Du musst das hier zu 100 Prozent leben – auch an Tagen, wo es dir nicht so gut geht. Natürlich gibt es auch hier Gäste die nerven. Die muss man halt mit dem richtigen Hüttenschmäh in ihre Schranken weisen. Die allermeisten sind aber nett und gut drauf.
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