Überfüllte Tierheime
"Züchter sind ein Teil des Problems"
Teuerungen, Tiere als Geschenke und unsachgemäße Haltung: Die Pfotenhilfe in Lochen hat mit so einigen Problemen zu kämpfen.
LOCHEN. Derzeit warten rund 30 Hunde in Lochen auf ein neues Zuhause. Alles Tiere, die von ihren Besitzern nicht mehr erwünscht waren. „Wer sich ein Haustier zulegt, muss sich über einiges im Klaren sein.“, berichtet Johanna Stadler von der Pfotenhilfe in Lochen. Sie erzählt von den häufigsten Ursachen, warum Tiere bei ihnen abgegeben werden.
„Hände weg von Tieren als Geschenke.“ Zu Weihnachten werden immer noch sehr häufig Tiere verschenkt. An Ostern sogar noch mehr. Dabei ist das genau das Falsche. „Wer ein Tier möchte, sollte sich dieses unbedingt selbst aussuchen.“ Einem Tier, das verschenkt und dann nicht gewollt wird, kann es schnell so ergehen wie den beiden Degus am 3. Jänner. Sie wurden an einer Autobahnraststätte ausgesetzt und anschließend in Lochen aufgenommen. Die Pfotenhilfe geht von einem ungewollten Weihnachtsgeschenk aus. „Die Freude über die Tiere hält oft nur bis zum Ersten Urlaub“, so Johanna Stadler. Das Wichtigste vor der Anschaffung eines Haustieres ist zu klären, ob man überhaupt Zeit dafür hat. Wer nimmt es wenn ich in den Urlaub möchte? Wer geht mit dem Hund spazieren wenn ich mir den Fuß breche? Wer kümmert sich um mein Tier wenn ich plötzlich einen Autounfall habe? All diese Fragen müssen geklärt sein. Sonst hebe die Anschaffung eines Haustieres keinen Sinn.
Falsche Erwartungen
Laut Stadler seien häufig sind die Erwartungen an die Tiere problematisch. Dass ein süßes Kaninchen kein Kuscheltier für die Kinder ist, sei vielen nicht bewusst. Auch die Aufwändige Erziehung eines Hundes könne manche überraschen. Um ein Haustier bei sich aufzunehmen, muss weit in die Zukunft geplant werden. Finanzen, geänderte Lebenssituationen oder das Älterwerden der Kinder sind Möglichkeiten für die Abgabe im Tierheim. Um sich über das im Klaren zu sein hat Johanna Stadler eine einfache Lösung: „Einfach immer vom Schlimmsten ausgehen. Am Besten man stellt sich vor, der Job wird gekündigt, man trennt sich vom Partner und die Kinder ziehen plötzlich aus. Wer dann immer noch ein Tier will und sich dieses auch leisten kann, kann sich mit ruhigem Gewissen nach einem Begleiter umsehen.“
Züchter sind das Problem
Für die Anschaffung eines Hundes ist der Weg zur Pfotenhilfe oft nicht die erste Wahl. Viele wollen einen Rassewelpen von einem Züchter haben. Genau das sei aber das Problem. „Züchter sind ein Teil des Problems. In den Heimen gibt es genügend Tiere die auf ein Zuhause warten.“, informiert Stadler. Dass Tiere aus dem Heim ungepflegt krank und aggressiv sind, seien schon lange überholte Vorurteile. Die Tiere werden erst an den neuen Besitzer abgegeben, wenn sie gesund sind. Sind noch weitere Behandlungen nötig, übernimmt die Pfotenhilfe die Rechnung für diese. Und auch der Preis spricht für ein Tier aus dem Heim. Beim Züchter kann beispielsweise ein Labrador bis zu 1.600 Euro kosten. Der Labrador Rocky aus Lochen kostet, wie alle anderen Rüden, hingegen nur rund 300 Euro.
Wer sich für einen der Begleiter aus Lochen entschieden hat, wird zu Erst zu einem Kennenlerntermin eingeladen. Dieser kann auch mehrmals stattfinden. Danach werden nochmal alle Kosten genau abgeklärt. Sind alle Unklarheiten beseitigt steht dem neuen Familienmitglied nichts mehr im Wege.
Zur Sache
An den zukünftigen Hundehalter stellt die Pfotenhilfe folgende Anforderungen:
• keine Gewalt, keinen Leinenruck
• kein Anschreien
• keine Dominanz oder Machtspielchen
• ein Hund ist kein Kinder- oder Partnerersatz
• liebevolle Aufnahme als Freund bzw. gleichwertiges Familienmitglied
• Beschäftigung mit dem Hund und Zeit – auch für ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen
• Urlaubsmitnahme oder Vorsorge für alternative Betreuung
• Mitnahme zum Arbeitsplatz, Heimarbeit oder keine Berufstätigkeit der Bezugsperson
• Aufsuchen eines Tierarztes bei Krankheitssymptomen
• Kontaktaufnahme mit der PFOTENHILFE bei Fragen zu Haltung und Umgang
• Den Hund einfach Hund sein lassen, er zeigt uns ohnehin was er will und nicht will, wenn wir uns aufmerksam mit ihm beschäftigen
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