„Geile Firmen haben es leichter“
Fachkräfte sind rar: Schulen und Betriebe buhlen um die immer weniger werdenden Jugendlichen.
RANSHOFEN (höll). Große und namhafte Firmen haben es noch eher leicht, geeignetes Fachpersonal zu finden: „Im Handwerk wird es immer schwieriger, die guten Leute zu bekommen“, berichtet Josef Frauscher, Geschäftsführer von Führer-Holzbau in Aspach, bei der Podiumsdiskussion „Neue (Fach)Kraft für die Region“. „Es passiert immer häufiger, dass uns Kunden erzählen, sie könnten ihre Aufträge nicht erfüllen, weil das Personal dazu fehlt“, weiß Stefan Schönbauer, Kommerzkundenleiter der Sparkasse OÖ im Innviertel.
„Wir kennen die demografische Entwicklung in der Zukunft. Die Jugendlichen werden weniger und damit wird auch die Zahl der Fachkräfte weiter sinken“, weiß Josef Buttinger, Leiter der Abteilung Personallösungen bei Bilfinger Personalservice.
Am Montag trafen sich Experten aus Politik und Wirtschaft in der AMAG Ranshofen um Lösungsansätze und Strategien gegen den drohenden Fachkräftemangel zu finden. Noch immer habe die Lehre ein schlechtes Image, so Buttinger: „Eltern schämen sich teilweise, wenn ihr Kind nicht ins Gymnasium geht, sondern ‚nur‘ eine Lehre macht. Hier muss noch viel geschehen.“
Schulen und Betriebe buhlen gleichermaßen um die Jugendlichen. Damit wird die Zahl der jungen Menschen weniger, die eine Lehre anstreben: „Damit nimmt auch die Qualität der Bewerber ab“, weiß Erich Wiesner, Geschäftsführer von WIEHAG, aus eigener Erfahrung. Das Unternehmen nimmt jährlich 15 Lehrlinge auf und unterstützt diese bei Problemen in der Berufsschule. Um den Personalstamm aufrecht zu halten, geht WIEHAG aktiv in die Schulen und bewirbt die Möglichkeiten der Lehre. „Vor fünf Jahren sind die Bewerber von alleine zu den Betrieben gekommen – heute muss man selbst aktiv werden“, sagt Klemens Steidl, Obmann der WKO-Braunau.
Leichter hätten es noch die bekannteren Firmen, wie AMAG und KTM, erklärt Landesrat Viktor Sigl: „Es gibt Firmen die ‚geile‘ Produkte haben und so auch leichter Fachkräfte finden – aber auch die anderen Betriebe suchen nach qualifizierten Mitarbeitern.“ Man müsse also neue Wege gehen:
„Schon in der Schule müssen die Kinder früh über die Möglichkeiten der Lehre aufgeklärt werden“, so Sigl weiter. „Ja, wir müssen in die Schulen gehen – aber nicht nur zu den Schülern, sondern zum Elternabend“, berichtet Buttinger und sagt weiter: „Wir sollten uns auch das Poly genauer ansehen: Es muss ein sinnvolles Jahr werden, in dem vorhandene Schwächen ausgemerzt werden können.“
In acht Jahren wird die Zahl der 15-Jährigen um 18 Prozent sinken: „Betriebe müssen Jugendlichen, die sich etwas schwer tun, eine Chance geben. Müssen denn alle Arbeitskräfte top-ausgebildet sein?“, fragt Buttinger. Auch die Arbeitslosen könnten den Stamm der Fachkräfte aufstocken: „Wir sind dabei, diese gezielt für diese offenen Stellen auszubilden“, sagt Marianne Hagenhofer vom AMS Braunau. Ein weiteres Potential liege darin, die älteren Mitarbeiter länger im Arbeitsleben zu halten, sind sich die Diskussionsteilnehmer einig.
Bezirk: Akademiker fehlen
Auch wenn es Firmen wie der AMAG oder WIEHAG noch eher leicht fällt, Lehrlinge und Facharbeiter zu finden, hapert es dennoch bei den Akademikern: „Wir kooperieren mit diversen Universitäten und Fachhochschulen, um diese Leute zu uns zu locken“, berichtet Helmut Kaufmann, technischer Leiter der AMAG. „Hier muss sich vor allem in der Verkehrsinfrastruktur etwas tun. Wir haben zwar überall kurze Distanzen hin, brauchen aber ewig dafür.“ Auch Erich Wiesner buhlt mit anderen Unternehmen um die hochqualifizierten Ingenieure: „Das Problem ist, die Leute gehen weg aus der Region, um ihre Ausbildung zu machen und es ist nicht einfach, sie wieder zurück zu holen.“ Schon lange gibt es die Forderung nach einer FH für das Innviertel. Nun gab Nationalrat Harry Buchmayr neue Hoffnung: „Es gibt Überlegungen, gemeinsam mit dem angrenzenden bayerischen Raum eine FH zu installieren. Eine Machbarkeitsstudie läuft bereits.“
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