Soft Skills gefragt
Handel sucht Fachkräfte mit Persönlichkeit

Foto: Josef Goldhofer
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Wer kennt sie nicht, die Zettel und Schilder „Verkäufer/in gesucht." Dabei ist der formale Bildungsabschluss  zweitrangig. Gefragt sind Freude am Umgang mit Kunden, Freundlichkeit und ein professionelles Auftreten.

BEZIRK BRAUNAU. Die Pandemie hat die Welt des Handels auf den Kopf gestellt. Einerseits war es die Maskenpflicht, welche das Arbeiten mit ständigen Kundenkontakt erschwert hat. Zudem stieg die psychische Belastung der Angestellten aufgrund gereizter Kunden. Das geht aus Untersuchungen der AK hervor und wird auch vom Handelsverband in einer aktuellen Aussendung bestätigt. Eine mögliche neue Maskenpflicht sorgt bereits jetzt für Unruhe. 

Grundsätzlich sind die formalen Anforderungen, einen Job im Handel zu bekommen, nicht hoch. Eine Lehre wird nicht mehr als verpflichtend vorausgesetzt. Dank automatisierter Vorgänge an den Kassen, mit Barcodes beispielsweise, ist das Tätigkeitsbild sehr viel einfacher geworden. 


Eloquenz und Flexibilität

Den niederschwelligen Zugang bestätigt auch Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des AMS Braunau. „Der Lehrabschluss spielt eine untergeordnete Rolle. Eloquenz und der professionelle Auftritt sind wichtig. Die Flexibilität, auch an den Tagesrandzeiten zur Verfügung zu stehen, ist Grundvoraussetzung“. Und Seilinger geht noch einen Schritt weiter: „Ich gehe davon aus, dass es auch keine Denkverbote geben wird, wenn es um punktuelle Angebotseinschränkungen an den Tagesrandzeiten geht."

Im Handel arbeiten vor allem Frauen. Bei den Lehrlingen sind acht von zehn weiblich. Damit ist bereits die nächste Baustelle benannt, die fehlenden Plätze in der Kinderbetreuung.  Der Wiedereinstieg nach einer Erwerbspause sei oft deshalb erschwert, sagt Seilinger.

Bessere Perspektiven gefragt

Für ganz junge Menschen ist eine Lehre im Handel meist auch nicht die erste Wahl. Neuere Berufsbilder wirken attraktiver. Das macht es schwer, die Abgänge der älteren Mitarbeiter zu kompensieren. Dabei wäre der Handel ein prosperierender Markt, die Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Segmenten gegeben, erklärt Seilinger weiter.
Im Handel würden oft die Perspektiven fehlen. „Gezielte Anreize für Karriereplanung für Nachwuchskräfte fehlen. Aber generell ist auch die „Identifikation der Mitarbeiter mit dem Handelsunternehmen ausbaufähig“.

Das deckt sich in etwa mit den Erkenntnissen aus einer Studie der AK, laut der nur knapp 60 Prozent ihren Job als sinnvoll erachten. Hier ist also der Handel gefordert, die Arbeitsplätze attraktiver zu machen. 

Und das Gehalt?

Angestellte im Handel  beklagen oftmals, dass die Löhne nicht zum Leben ausreichen würden. „Die Verträge werden jährlich zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebervertretung neu ausverhandelt und angepasst", argumentiert Steidl, Bezirksstellenobmann der WKO in Braunau. Überstunden würden von den Unternehmen großzügig abgegolten werden. 
Seilinger kann sich in der Entlohnung ein Prämienmodell für Feinkostabteilungen vorstellen, da dieser Bereich besonders von dem Fachkräftemangel betroffen ist.

Teilzeit - Für und Wider

„Für viele Beschäftigte ist es von Vorteil, zeitlich sehr flexibel ihren Einsatz zu gestalten", meint Steidl.  Im Handel wird aber oft nur Teilzeit angeboten, mit den damit verbundenen Nachteilen. Fehlen Arbeitskräfte, aufgrund von Kündigungen oder Krankheit, müssen die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr leisten. Damit kann Teilzeit sehr schnell zur Herausforderung werden. Auch das Entlohnungsmodell für Überstunden unterscheidet sich. Bei Teilzeit gibt es keine klassischen Überstunden, sondern "Mehrarbeit" – mit anderen rechtlichen Rahmenbedingungen. 

Mehr Wertschätzung

Generell ist für Steidl der Mitarbeitermangel nicht nur auf den Handel beschränkt. Der allgemeine Wettbewerb treffe alle Branchen gleichermaßen. Steidl weist explizit auf die Wichtigkeit der Wertschätzung der Mitarbeiter im Unternehmen hin. Ein Punkt, der in manchen Unternehmen vielleicht vergessen wird. Wertschätzung und gezielt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen, sind wohl langfristig das beste Mittel, um mehr Leute in den Handel zu bekommen und zu halten.

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