Die Sucht hat viele Ursachen

Der Psychologe Dietmar Hirschmugl ist Leiter der Suchtberatungsstellen Bruck, Kapfenberg und Mürzzuschlag.
  • Der Psychologe Dietmar Hirschmugl ist Leiter der Suchtberatungsstellen Bruck, Kapfenberg und Mürzzuschlag.
  • hochgeladen von Barbara Pototschnig

Alkohol löst Angst, das ist einer der vielschichtigen Gründe, warum in Österreich rund 350.000 Menschen zur Flasche greifen. Die Folgen erzeugen ebenso Angst, hinzu gesellt sich Scham, bei den Betroffenen wie bei den Angehörigen.
Der Weg aus der Sucht ist lange. Das bestätigt Dietmar Hirschmugl, der Leiter der "b.a.s."-Suchtberatungsstellen in Kapfenberg, Bruck und Mürzzuschlag, der neben alkohol- und drogenabhängigen Menschen auch Spielsüchtige begleitet. Die "b.a.s." - steirische Gesellschaft für Suchtfragen gibt es wie die Suchtberatung in Kapfenberg bereits seit 30 Jahren.
Die Termine in der b.a.s.-Suchtberatung häufen sich, "weil die Probleme sehr vielfältig sind", sagt Hirschmugl. "Die Betroffenen haben oft viel Gewalt erlebt, weshalb sie begonnen haben zu trinken." Häufig steckt eine Depression hinter der Sucht. Umgekehrt führt Sucht oftmals zur Depression. Versagensängste verstärken die entstandenen Schuldgefühle.

Betroffene wollen aufhören
"Die Sucht beenden wollen viele. Erleiden Betroffene einen Rückfall, dann gibt es eine Katastrophe pur", so der Psychologe. "Ich werde es nie schaffen" sind die Rückschlüsse. Die totale Abstinenz schafften wenige, sagt Hirschmugl. Rund dreißig Prozent bleiben im ersten Jahr "clean". Manche brauchten mehrere Anläufe. "Andere wiederum kommen zu uns, um die Alkoholdosis zu reduzieren. Sie wollen den Alltag besser bewältigen", so Hirschmugl.
Die Beratungsstelle arbeitet eng mit der Ambulanz für Suchtmedizin am LKH Bruck zusammen, wo Süchtige bei Ängsten, Depressionen und Schlafstörungen medizinisch betreut werden. Starke Sucht braucht meist einen Aufenthalt an der Landesnervenklinik Sigmund Freud (LSF). Die Nachbetreuung nach der Entlassung übernimmt wieder die Suchtberatungsstelle.
Bei der Entwöhnung wichtig, sei die Freiwilligkeit, so Hirschmugl. Nach der ärztlichen Abklärung erfolgt der Entzug, der ein bis zwei Wochen dauert. Die tatsächliche Entwöhnung dauert bis zu zwei Jahre. In der Therapie werden Alternativen gesucht. "Süchtige übernehmen oft nicht die Verantwortung fürs eigene Leben“, so der Beratungsstellenleiter.

Meist gibt es einen Vorfall
Dass die Sucht ans Tageslicht kommt, dafür gibt es meist einen Anlass – in der Familie oder in der Arbeitsstelle. Die Beratungsstelle unterstützt auch Unternehmen. Diese ermuntern heute ihre MitarbeiterInnen, sich der Alkoholsucht zu stellen. In der Suchtberatung können auch Co-Abhängige ihre Sorgen besprechen.

Alkohol ist positiv besetzt
"Alkohol ist ein Genussmittel, leicht verfügbar und stellt lange kein Problem dar. Um die 40 entstehen Einschränkungen wie schlechte Leberwerte", sagt Hirschmugl. Die Spielsucht zeigt sich meist schneller. "Die Handy-Firmen steigen den Betroffenen sofort auf die Füße."

Daten und Fakten
In den drei Beratungsstellen werden 154 süchtige Männer, 58 süchtige Frauen sowie 18 Angehörige betreut. An vorderster Stelle der Süchte rangiert der Alkohol, gefolgt von Drogen und dem Glücksspiel. Die Kosten betragen zwischen 10 und 40 Euro pro Stunde, für Schüler und Arbeitslose ist das Angebot kostenlos. Die „b.a.s.“-Beratungsstellen werden vom Land und den Städten Bruck und Kapfenberg gefördert.
Barbara Pototschnig

Wo: Suchtberarung Kapfenberg, Wr. Str. 60, 8605 Kapfenberg auf Karte anzeigen
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