Kinderseelen, die viel leiden
Die "Therapeutische Gemeinschaft
Steiermark" lädt zur Fachtagung über Traumen nach Bruck.
"Der Blick durch die "Trauma-Brille" hilft das Verhalten der Kinder und Jugendlichen zu verstehen", sagt Nicole Mochart von der "Therapeutischen Gemeinschaft (TG) Steiermark" in Bruck. Ebendieses Verständnis schaffe beim Kind oder Jugendlichen und bei den Erziehenden die Chance, die schwierige Situation, oft hervorgerufen durch ein Trauma, zu verändern. Das Psychotrauma thematisieren will Mochart bei der in Bruck stattfindenden Fachtagung am 19. Oktober. Traumatisch belastete Kinder reagieren ganz anders, sie brauchen nicht nur sozialpädagogische Unterstützung. "Die Pädagogik allein ist zu wenig, Symptome werden oft falsch gedeutet", sagt Mochart.
Die Fachtagung richtet sich an LehrerInnen, ÄrztInnen, RichterInnen, TherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und all jene, die im Rahmen der Jugendwohlfahrt arbeiten. Zudem soll die Fachtagung die Arbeit mit jungen Menschen erleichtern und Überforderung und Grenzüberschreitung vermeiden.
Die Fachtagung soll wachrütteln: "Nämlich dann, wenn sich Kinder zurückziehen, aggressiv oder hyperaktiv werden bzw. psychosomatische Krankheiten bekommen", sagt Reinhard Hess, der Vereinsobmann. Zu hinterfragen sei: "Wo hat es Situationen gegeben, die unbehandelt sind, sich aber täglich negativ auswirken?" Schlimme und faule Kinder kennt er nicht. Für Mochart spielt die emotionale Vernachlässigung eine große Rolle, worauf Betroffene unterschiedliche Symptome entwickeln. Symptome, die Überlebensstrategien sind. Diese gilt es zu verstehen. Ziel der Traumatologie ist es, Ressourcen bei Kindern und Eltern zu finden, um gemeinsam Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Das braucht eine professionelle Beziehung. Vieles werde über Generationen weitergegeben, so Volker Schneidhofer. "Darum helfen wir den jungen Menschen dabei, für ihr eigenes Leben die Verantwortung zu übernehmen." Den Eltern die Schuld fürs Leiden der Kinder zu geben, davon halten die Verantwortlichen, die eng mit der Jugendwohlfahrt zusammenarbeitet, nichts.
Die Fachtagung der "Therapeutischen Gemeinschaft Steiermark" findet am Freitag, 19. Oktober, von 9 bis 17 Uhr im Kultursaal des Kulturhauses Bruck statt.
Das Programm:
1. "Psychotraumatologie: theoretischer Überblick für die Praxis", Referat von Mag. Eva Münker-Kramer
2. "Philipp sucht sein Ich" - Mag. Christina Rothdeutsch spricht über die Möglichkeiten der Traumapädagogik
3. "Jugendwohlfahrt als Safe-Place?", Referat von Sozialarbeiterin Michaela Lechner-Ertl
4. "Umsetzung traumapädagogischer Konzepte in einer Wohngruppe", Referat von Dr. Claus Gollmann.
Infos: www.tg-steiermark.at, Tel. 0676/898678703. Kosten: 140 Euro.
Barbara Pototschnig
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