Der Herrscher über das Gruselkabinett

Eigentlich sollten laut jahrhundertealtem Brauchtum erst die Raunächte rund um den 21. November die traditionellen Perchtenläufe einläuten. "In der finsteren und kalten Jahreszeit, in der sich die Menschen naturgemäß verängstigter zeigten, sollten auf diese Weise die Wintergeister vertrieben werden", erklärt der Kindberger Perchtenschnitzer Otto Müllner. Doch wenn man sich die diversen Veranstaltungskalender der umliegenden Gemeinden so ansieht merkt man, dass die schaurigen Gestalten immer früher Angst und Schrecken verbreiten. Von Anfang November an haben die aus Holz geschnitzten Fratzen mit all ihren finsteren Begleitern allwöchentlich ihren Auftritt bei Umzügen.
Einer, der dafür sorgt, dass die Perchtenläufer gut ausgestattet auftreten können, ist Otto Müllner. Seit mehreren Jahrzehnten beschäftigt er sich schon mit dem Brauchtum und fertigt Perchtenmasken aus Zirbenholz an. "So an die 10 bis 15 Masken pro Jahr werden's schon sein", so Müllner. Und dabei richtet er sich nach den Wünschen der Kunden. "Die meisten habens schon ganz konkrete Vorstellungen. Andere wiederum sagen einfach: 'Mach, wie du glaubst'. Das sind dann die besten Masken", ist Müllner überzeugt.
Rund eine Woche sitzt der Künstler dann an seinem Kunstwerk; erst wird ein Holzblock mit der Kettensäge grob zugeschnitten und dann mit Spezialwerkzeug "angehauen". "Das ist die lustigste Phase, weil man da sehr kreativ sein kann", so Müllner. Danach geht's an die Feinarbeit: Falten, Zähne und andere Einzelheiten werden geschnitzt, bevor das ganze ausgehöhlt, gepolstert und eineinander geleimt wird. Holzaugen und Hörner werden aufgesetzt, die Fassung (die Bemalung) per Ölfarben angebracht und dann sorgen Haare, Bart, Kragen, Fell und Leder für spezielle Effekte. "Dann lasse ich die Maske drei Tage und drei Nächte lang richtig gut durchfrieren, damit bei eventuellem Mottenbefall die Nissen absterben", so der Experte.
Rund 650 Euro sind für eine handgeschnitzte Perchte zu berappen. Dazu kommt noch die nötige restliche Ausstattung wie Bekleidung, Handschuhe, Felle, Schwänze usw.. Mit gut 1.500 Euro ist man dann dabei, wenn beim großen Showdown die neuesten Gursel-Kreationen präsentiert werden.