Die S 6 ist keine Geisterbahn

Mehr als 400 solcher Geisterfahrer-Warntafeln warnen im Abfahrtsbereich der österreichischen Autobahnen. | Foto: ÖAMTC
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Das hat eingeschlagen: Laut Ö3-Geisterfahrerstatistik 2019 ist die Semmering-Schnellstraße S 6 das mit Abstand am stärksten betroffene Teilstück im steirischen Abschnitt zwischen dem Tunnel Semmering und dem Knoten St. Michael mit 25 Geisterfahrer-Meldungen. 417 Geisterfahrermeldungen gab es in ganz Österreich, 93 davon in der Steiermark, 2018 waren es 84.
Spricht man mit Vertretern der Asfinag (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) und der Autobahnpolizei, dann stellt sich die S 6 keineswegs als "Geisterbahn" dar.
"Man muss ganz klar unterscheiden zwischen Meldungen an den Verkehrsfunk und tatsächlichen Geisterfahrten", erklärt Asfinag-Pressesprecher Walter Mocnik. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass immer dort, wo es Autobahn-Baustellen mit Gegenverkehrsbereichen gibt, auch die Zahl der Gesiterfahrermeldungen ansteigt. Tatsächliche Geisterfahrersichtungen bleiben zumeist jedoch aus. Das war im Jahr 2018 zwischen den Abschnitten Graz-Ost und Graz-West auf der A 2 so und das war es auch auf der S 6", so Mocnik weiter. Aber: "Lieber einmal zuviel gewarnt, als einmal zuwenig", so Mocnik.
Das kann Gernot Wimmer, Dienststellenleiter der Autobahnpolizei Bruck/Mur nur bestätigen: "Zwei Drittel der Geisterfahrermeldungen gab es im Baustellenbereich der S 6, die meisten in den Nachtstunden, Anhaltungen durch die Polizei hat es jedoch kaum gegeben. Viele Meldungen dürften vorschnell abgesetzt worden sein." Laut Erfahrungen der Autobahnpolizei gab es 2019 keine merkliche Zunahme der Geisterfahrten auf S 35, S 6 und S 36.

Wie verhält man sich bei einem Geisterfahrer?

Nimmt man eine Geisterfahrermeldung wahr, dann sollte man nach Möglichkeit bei einer Abfahrt oder bei einem Parkplatz die Autobahn verlassen. "Das ist das Sicherste", so Wimmer. Ansonsten: Tempo verringern, rechts fahren, Überholvorgänge vermeiden und auf freie Sicht nach vorne achten.
Keinesfalls sollte man selbst aktiv werden und den Geisterfahrer versuchen zu stoppen – vor allem Lkw-Fahrer mutieren gerne zu "Verkehrs-Sheriffs". Gernot Wimmer: "Wenn es gelingt, dann ist man zwar schnell für einen Tag der große Held, misslingt es aber, dann kann es böse enden. Hier sollte man auf die Polizei vertrauen, wir sind in wenigen Minuten am Ort des Geschehens."

Insgesamt gab es 2019 laut Innenministerium in ganz Österreich acht Unfälle, an denen Geisterfahrer beteiligt sind (sieben davon mit Personenschaden). Die Opferbilanz: Eine Tote, sieben schwer und fünf leicht Verletzte. 

Auf- und Abfahrten werden sicherer

Die Asfinag zeigt sich bemüht, die Schnellstraßen und Autobahnen sicherer zu machen. "Jedes Jahr gibt es gemeinsam mit der Exekutive eine intensive Überprüfung der Streckenabschnitte auf mögliche Schwachstellen; rund 200 Kilometer pro Jahr werden so evaluiert."

Die meisten Geisterfahrten entstehen, weil die Fahrerinnen oder Fahrer verwirrt oder gar alkoholisiert sind, auch absichtliches Wenden auf der Autobahn  oder zurückschieben zur verpassten Abfahrt lässt sich nicht verhindern. Für alle anderen Situationen hat die Asfinag Maßnahmen gesetzt, um Geisterfahrten zu vermeiden. Mehr als 400 Geisterfahrer-Warntafeln warnen im Abfahrtsbereich der Autobahn. Sensoren in der Fahrbahn schlagen sofort Alarm, wenn sich ein Fahrzeug in die falsche Fahrtrichtung bewegt.
Bei einigen Autobahnabfahrten wurden Geisterfahrer-Krallen eingebaut – fährt ein Fahrzeug falsch auf, fahren diese Krallen aus und beschädigen die Reifen. Videokameras in den Tunnel schlagen ebenfalls Alarm, wenn ein Fahrzeug sich von der falschen Seite nähert.
An vier Stellen in der Steiermark wurden 3D-Markierungen erprobt. Diese wirken nur für Falschfahrer wie eine optische Barriere und werden heuer sukzessive ausgebaut.
Evaluierung von Problemstellen: Die Asfinag nimmt jene Bereiche, von denen verstärkt Geisterfahrten ausgehen, genau unter die Lupe. "Je nach Bedarf werden Beschilderung, Beleuchtung und Bodenmarkierung angepasst oder bauliche Änderungen durchgeführt. Da gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Autobahnpolizei", so Mocnik.

So warnt die Asfinag

Wenn es zu einer Geisterfahrt kommt, alarmiert die Asfinag sofort die Polizei und informiert den Verkehrsfunk. An den Überkopfwegweisern und Wechseltextanzeigen werden die Warnhinweise aktiviert - alle Notrufsäulen entlang der Strecke blinken. Umliegende Tunnel werden auf gelb („Achtung, Vorsicht“) oder auf rot („Tunnel gesperrt“) geschalten. Erst wenn die Polizei Entwarnung gibt, deaktiviert die Asfinag wieder alle Anzeigen und informiert alle beteiligten Organisationseinheiten und die Radios mit Verkehrsfunk.

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