Ein Ausflug in die vergangene Zeit

Alfred Judmaier sitzt völlig entspannt bei seiner Winterarbeit, dem Birkenbesenbinden.
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Wenn die Tage immer kürzer werden und der Herbstwind die Blätter von den Bäumen fegt, beginnt für Alfred Judmaier aus Parschlug eine ganz besondere Zeit: nämlich die Zeit des Besenbindens. "Das Birkenbesenbinden ist eine klassische Winterarbeit, weil man die kleinen Äste optimalerweise erst dann schneidet, wenn das Laub weg ist", erklärt der 59-Jährige. Damit ist aber erst die Basis gelegt, denn es gibt einiges zu beachten, wenn man alles richtig machen will: "Das Wichtigste ist, dass die Äste nach Mondphasen geschnitten werden. Wenn das nämlich bei abnehmendem Mond geschieht, halten die Äste länger", weiß Judmaier aus Erfahrung. Von Vorteil ist es auch, wenn älteres Material mit frischen Ästen gemischt wird und vor allem auch, dass fest genug gebunden wird. "Zuerst werden die Äste am hinteren Ende einmal mit einem Draht zusammengebunden. Weiter vorne mache ich das dann dreifach und noch ein Stück weiter vorne vierfach. Dann hält der Besen auch – je nach Gebrauch – sicherlich einige Monate." Zum Schluss wird dann noch ein Stil am Geäst befestigt und fertig ist das Kunstwerk für seinen Einsatz in Höfen oder Ställen. Durchschnittlich benötigt Judmaier rund 20 Minuten pro Besen, wenn zuvor alles bereitgelegt wurde; rund 35 bis 40 Ärzte müssen dafür zuvor auf eine Länge von etwa einem dreiviertel Meter geschnitten werden.
Die Vorteile eines Birkenbesens im Vergleich zu herkömmlich Besen liegen für den Tierklauenpfleger auf der Hand: "Der Besen kehrt genauer und nimmt auch Feineres besser mit auf. Außerdem verkleben sie weniger schnell als andere, weil die Birkenäste lockerer sind", erklärt der Experte.

Alte Tradition erhalten

Judmaier, ursprünglich aus Trofaiach und in seinem Leben schon viel herumgekommen, liegt das Besenbinden ganz besonders am Herzen: "Es ist für mich ein schönes Hobby, mit dem ich altes Handwerk erhalten kann. Das Wissen um solche Techniken gehen in der heutigen Zeit ja leider immer mehr verloren. Oft fehlt halt auch die Zeit dazu." Daher ist er auch gerne bereit, sein Wissen an Interessierte weiterzugeben; so wie etwa vor einigen Wochen beim Aktionstag im Freilichtmuseum Stübing, wo ihn viele auf sein Können angesprochen haben. Seither sind auch die Anfragen wieder gestiegen.
"Früher war das sogar ein eigener Beruf, da wurde beispielsweise die Industrie, wie etwa in Donawitz, mit solchen Besen beliefert. Es gibt zwar heute auch noch ein eigenes Gewerbe dafür, aber nur noch Wenige, die das tatsächlich betreiben", so Judmaier.
Altes Handwerk zu erhalten ist überhaupt eines seiner Ziele: "Ich mache vieles selbst, bin gelernter Tischler und mache etwa Stiele fürs Werkzeug selbst oder beherrsche auch noch das traditionelle Sensenmähen. Ich möchte künftig auch gerne alte Heurechen aus Holz selber fertigen, aber das muss ich mir erst noch irgendwo genauer anschauen", so Judmaier mit einem breiten Grinsen.

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