HBLA für Forstwirtschaft Bruck
Großer Run auf die Waldpädagogik
Vor exakt 20 Jahren wurde die "Waldschule" an der HBLA für Forstwirtschaft in Bruck gegründet; hier werden die Forstschüler zu Waldpädagogen ausgebildet – was sich unter den Schülerinnen und Schülern allergrößter Beliebtheit erfreut.
BRUCK AN DER MUR. Was früher in unseren Breiten selbstverständlich war, wird für Kinder und Jugendliche heutzutage besonders in den Städten immer "fremder": der Aufenthalt im Wald und auch das Wissen über das Thema Wald im allgemeinen. Um genau dieser Entwicklung entgegenzusteuern, werden an der Waldschule in Bruck – die Teil der HBLA für Forstwirtschaft ist – Waldpädagogen ausgebildet. Diese können dann in Folge Walderlebnisführungen für Kinder und Jugendliche anbieten.
"Unsere Waldschule wurde im Jahr 2003 gegründet. Die Waldpädagogik steckte damals eigentlich noch in den Kinderschuhen. Mittlerweile bilden wir kontinuierlich Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Freigegenstandes zu Waldpädagogen aus. Und das ist sehr beliebt, 90 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler haben Interesse am Freigegenstand", freut sich Bettina Gailberger, die die Waldschule quasi ins Leben gerufen hat und das Ausbildungsteam leitet.
Ausbildung in vier Modulen
Der Zertifikatslehrgang Waldpädagogik sieht 96 Unterrichtseinheiten in vier Modulen vor und läuft über zwei Jahre; praktische Übungen im Wald stehen dabei im Vordergrund. Dazu reisen die Schülerinnen und Schüler einmal im Monat mit zwei Bussen für einen ganzen Nachmittag auf die Fleischhackeralm in Bruck, wo die Waldschule in der Umgebung des schuleigenen Forstes ihren Sitz hat. "Das macht ihnen wirklich großen Spaß und sorgt für einen guten Ausgleich zum Schulalltag", so Gailberger. Die Zeugnisse erhalten die Schülerinnen und Schüler nach erfolgreicher Absolvierung dann zusammen mit dem Reifeprüfungszeugnis.
Bei der Ausbildung wird das Pädagogenteam rund um Bettina Gailberger von externen Referenten unterstützt. Im Lehrplan vorgesehen sind zudem jährliche Exkursionen, etwa zur Wiener Waldschule oder zur Werkstatt der Natur in Marz. Des weiteren gibt es regelmäßige Kontakte zu den Waldschulen Knittelfeld und zum "Klassenzimmer Wald" in der Oststeiermark. "Waldpädagogik hat an unserer Schule einen sehr hohen Stellenwert, weil wir davon überzeugt sind, dass die Kinder und Jugendlichen und folglich auch eine breite Öffentlichkeit von der Wichtigkeit unserer Wälder erfahren muss", so Direktor Wolfgang Hintsteiner.
Zahlreiche Schwerpunkte
Schwerpunkte der praktischen Waldpädagogik-Ausbildung sind "Wald und Schule kennenlernen" - angehende Waldpädagoginnen und -pädagogen der fünften Jahrgänge zeigen den Jüngsten den Lehrforst und die Waldschule, Waldführungen mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Wald-Adventführungen, interaktive Standbetreuungam Waldfest in der Woche des Waldes in Graz sowie Walderlebnisführungen der vierten Jahrgänge in der letzten Schulwoche. Besonders am Herzen liegt Gailberger dabei die Zusammenarbeit mit dem Brucker Pius-Institut, wo Menschen mit besonderen Bedürfnissen betreut werden. "Diese Möglichkeit sehe ich wirklich als Geschenk an. Es ist für beide Seite sehr bereichernd und lehrreich", so Gailberger.
Besucht wird die Waldschule nicht nur von den hauseigenen Schülerinnen und Schülern sondern auch im Rahmen von Waldführungen von Volksschulen, Mittelschulen und allgemeinbildenden höheren Schulen aus der ganzen Steiermark und der Lebenshilfe. Insgesamt kommen jährlich ca. 1.000 Besucherinnen und Besucher auf die Fleischhackeralm.
Walderlebnisführungen
Seit dem Jahr 2003 werden hauptsächlich halbtägige Walderlebnisführungen angeboten, die im nahegelegenen Lehrforst der HBLA für Forstwirtschaft stattfinden. In den Führungen wird Wissen über die Ökologie und die Bewirtschaftung des Waldes vermittelt, aber auch „sinnliche“ Erfahrungen in der Natur kommen nicht zu kurz.
Nach der Walderlebnisführung haben die jungen Menschen die Möglichkeit die Waldschule zu besuchen. Auf der Wiese hinter der Waldschule befinden sich ein „Xylophon“, ein „Spinnennetz“ zum Durchklettern, ein „Fichtenlabyrinth“ und eine Feuerstelle.
2011 wurde an der Waldschule der Österreichische Waldpädagogen-Kongress abgehalten und immer wieder ist die Waldschule Ziel internationaler Gäste aus dem benachbarten Ausland. Oft ist die Waldschule auch Veranstaltungsort für Seminare, Exkursionen und Kongresse.
Zur Geschichte
1924 wurde von Forstschülern eine Waldhütte auf der Fleischhackeralm gebaut, um nach der Arbeit im Lehrforst eine Unterkunft in der Nähe zu haben. Im Schuljahr 2002/2003 wurde das stark renovierungsbedürftige Gebäude, ein altes Forstarbeiterhaus, in Zusammenarbeit mit dem Projekt "Abenteuer Wald" saniert. Es wurde somit zur ersten Waldschule der Steiermark.
2003 erfolgte die Eröffnung der Waldschule mit einem Sinnes- und Bewegungsparcours. Seit dem Bau des neuen Lehrforstgebäudes im Jahr 2005, kann dieses für schulinterne Zwecke mitbenützt werden. In den folgenden Jahren wurde die Außengestaltung mit Spinnennetz, Fichtenirrgarten, Schauhochsitz, Fühlpfad, Tiersprunggrube, Klangorgel …. erweitert.
Seit 2011 wird an der der Gestaltung eines Arboretums gearbeitet. Anlässlich des 10 Jahres-Jubiläums wurde ein mobiler Trainings-Waldparcours im Stationenbetrieb zur Vorbereitung für forstfachliche Wettbewerbe eingerichtet.
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