"Ich kann nicht sagen, was in zehn Jahren sein wird"

Bürgermeister Stefan Hofer an seinem neuen Arbeitsplatz: seinem Schreibtisch im Gemeindeamt von Turnau.
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Ihr Leben hat sich mit 31. Mai völlig verändert. Plötzlich Bürgermeister - wie fühlt sich das an?
Sehr gut. Ich war ja schon seit 2010 in der Kommunalpolitik tätig, ein paar Jahr als Gemeinderat und dann als Vizebürgermeister. Und es war mein Ziel, Bürgermeister von Turnau zu werden. Ich bin sehr froh, dass das gelungen ist. Es ist natürlich eine herausfordernde Aufgabe, aber eine sehr schöne Aufgabe. Ich gehe mit großer Freude und Motivation an die Funktion heran.

Sie sind ja zeitgleich auch Landtagsabgeordneter. Was fordert sie zur Zeit mehr?
Der Schwerpunkt liegt jetzt sicher einmal bei der Gemeinde, vom Zeitaufwand her. Aber ich bin natürlich als Landtagsabgeordneter auch bemüht, den großen Bezirk, den wir ja jetzt haben, optimal abzudecken. Alles in allem ist das zeitlich natürlich eine große Herausforderung. Aber nachdem ich in der Vergangenheit schon sehr viel gemacht habe, ist das jetzt keine große Veränderung für mich. Dass der Tag sehr lange ist, war für mich früher schon so.

Was ist für Sie derzeit die größte Herausforderung? Was sind Ihre Schwerpunkte für das heurige Jahr?
Wir haben heuer - was Turnau betrifft - baulich sehr viel vor: Infrastruktur, Gebäude, Straßen. Dann war es mir sehr wichtig, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleich am ersten Tag ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen, einen Überblick zu bekommen über alle laufenden Projekte in der Gemeinde. Wir haben zum Glück in Turnau ein sehr motiviertes Team. Das größte Projekt ist derzeit der Neubau des Feuerwehrrüsthauses. Wir haben etliche Projekt in Bezug auf Ortsbildverschönerung vor, wir wollen die Amtsräumlichkeiten attraktiver gestalten und haben bezüglich Kindergarten ein paar Sanierungsmaßnahmen auf dem Programm.

Haben Sie irgendwelche speziellen Schwerpunkt für Ihre Zeit als Bürgermeister?
Wir haben im Vorjahr eine breit angelegte Bevölkerungsbefragung durchgeführt und da sind etliche Themen von der Bevölkerung gekommen, die wir in unser Arbeitsprogramm für die nächsten fünf Jahre aufgenommen haben. Bspw. wollen wir die Kinderbetreuung in Turnau flexibler gestalten, wir wollen in Zukunft eine Tagesmutter installieren, wir wollen Vereine - die Jugendarbeit leisten - besonders fördern, wir wollen in puncto Wohnen/leistbares Wohnen Akzente setzen, die Infrastruktur erhalten bzw. verbessern, Tagesbetreuung für Senioren zumindest in der Region möglich machen, die Verkehrssicherheit in Turnau verbessern und die Mobilität erhöhen, vor allem in einer ländlichen Umgebung wie Turnau. Ein persönliches Anliegen ist mir auch der Tourismus, den möchte ich stärker in den Folkus bringen.

Rot-Blau ist ja ein relativ mutiges Projekt in unseren Breiten. Wie läuft's?
Es läuft sehr gut, die Zusammenarbeit mit Vizebürgermeister Rudi Smolej funktioniert ausgezeichnet. Und ich sage, in einer kommunalpolitischen Arbeit geht's ja nicht in erster Linie um die Parteien, sondern um die Personen. Und ich habe mit Smolej schon in der Vergangenheit sehr gut zusammenarbeiten können.

Warum funktioniert das auf Kommunalebene und bspw. auf Landesebene/im Bund nicht?
Das muss man sich immer individuell anschauen, welche Persönlichkeiten und welche Programme stehen da dahinter. Wir in Turnau haben einfach gesagt, es passt auf der persönlichen Ebene sehr gut. Die FPÖ und im speziellen Rudi Smolej waren sehr rasch bereit, mit uns zusammenzuarbeiten, unsere Sicht der Dinge gemeinsam zu tragen und gemeinsam umzusetzen. Mit der ÖVP war das in der Form nicht möglich.

Sie sind jetzt 28 Jahre alt und einer der jüngsten Bürgermeister. Gibt's Zweifler?
Wir persönlich wurde das noch nicht zugetragen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich - obwohl ich noch sehr jung bin - schon sehr lange in der Politik tätig bin. Ich war ja sechs Jahre lang im politischen Büro von Siegi Schrittwieser tätig, hab dabei natürlich sehr viel gelernt, bin schon 2010 im Gemeinderat aktiv und war als Vizebürgermeister immer bestrebt, sehr viele Projekte zu machen, Aktivitäten zu setzen. Und ich freue mich, dass das die Bevölkerung auch so sieht und die Wahlergebnisse bestätigen ja diese Arbeit.

Was würden Sie einem Zweifler dagegenhalten?
Man sollte nicht die Lebensjahre beurteilen, sondern die Arbeit, die jemand macht.

Gibt es jetzt ein großes Ziel, das Sie als Bürgermeister erreichen wollen?
Wir haben - ausgehend von der Bevölkerungsbefragung - ein Zehn-Punkte-Programm erarbeitet. Das sind Punkte, von denen wir sagen, dass sie in den nächsten fünf Jahren realistischerweise umsetzbar sind. Am glücklichsten wäre ich, wenn ich 2020 vermelden könnte, dass wir diese Punkte alle umgesetzt hätten.

Warum sind sie überhaupt in die Politik gegangen?
Ich war immer schon ein politisch interessierter Mensch und mein Großvater war schon politisch in der Gemeinde aktiv. Ich habe mich auch in der Schule als Klassensprecher engagiert, und zur Sozialdemokratie bin ich über den Siegi Schrittwieser gekommen, den ich über das Gymnasium kennengelernt habe. Er hat mich dann auch politisch geprägt und geformt.

Haben Sie als Bürgermeister jetzt ihr politisches Ziel erreicht oder wollen Sie höher hinaus?
Dieser Aufstieg als Bürgermeister und Landtagsabgeordneter ist ja schon sehr schnell gewesen und ich habe mit beiden Funktionen eine riesige Freude. Ich kann mir derzeit nichts Besseres vorstellen. Aber nachdem ich noch so jung bin, kann ich nicht sagen, was in zehn Jahren sein wird.

Stefan Hofer privat - was ist das für ein Mensch?
Ich glaube, dass ich ein ruhiger Mensch bin, der auch einmal Phasen braucht, wo er allein sein kann, weil ich ja sonst sehr viel unter Menschen bin. Ich lese sehr gerne, treffe mich gerne mit Freunden, bin musikalisch sehr interessiert - weniger engagiert leider in letzter Zeit. Hobbies habe ich in letzer Zeit aufgrund des Zeitfaktors eigentlich keine mehr.

Was sind Ihre Stärken bzw. Schwächen?
Eine Stärke und gleichzeitig auch eine Schwäche von mir ist eine große Ungeduld. Bei mir können die Dinge nicht schnell genug passieren, das hat in manchen Bereichen gewisse Vorteile, aber eben auch Nachteile. Ich glaube, dass ich auch sehr gut auf Menschen zugehen kann, auch sehr gut beurteilen kann, was sind die Stärken, was die Schwächen eines Einzelnen, auf das ich dann auch besonders Rücksicht nehme. Was ich aber mehr machen könnte, ist mich mehr um meine persönliche Gesundheit zu kümmern, mehr Sport betreiben. Ich bin privat eigentlich ein sehr fauler Mensch.

Gibt es Vorbilder - politisch oder privat?
Ja, politisch sicherlich sehr geprägt hat mich mein Mentor, mein politischer Ziehvater Siegi Schrittwieser. Er hat mir sehr viele wichtige Dinge mit auf den Weg gegeben.

Was hat Sie in Ihrem Leben am meisten geprägt?
Die Arbeit in der Kommunalpolitik, aber auch die Arbeit in Graz im politischen Büro hat mich menschlich sicherlich sehr geprägt. Weil du dort lernst, wie du mit Leuten umgehst, was du nicht machen solltest, dass man ruhig bleibt - das war teilweise eine Schwäche von mir, dass ich ein sehr emotionaler Typ bin. Das in den Griff zu kriegen und auch in schwierigen Situationen Ruhe zu bewahren, diplomatisch mit den Leuten umzugehen, das habe ich dort schon gelernt und das hat mich auch geprägt.

Über Ihr Privatleben ist nicht unbedingt viel bekannt. Familiär - wie sieht's da bei Ihnen aus?
Ich bin ledig, lege aber großen Wert auf großfamiliäres Zusammenleben. Ich habe zwei Brüder und bin mit meinen Großeltern sehr eng verbunden.

Verraten Sie uns Ihr Lieblingsplatzerl in der Gemeinde?
Es gibt mehrere Lieblingsplatzerl für mich in Turnau. Sogar Peter Rossegger hat einmal gesagt: Wenn es ein Paradies gibt, dann ist Turnau ein Teil davon. Und das beschreibt eh schon recht gut die landschaftliche Schönheit von Turnau. Irrsinnig schön ist die Aussicht, wenn man vom Pogusch runterfährt und in dieses Tal hereinblickt. Was ich auch sehr schön finde ist Seewiesen mit den Dürrsee, das herrliche Panorama Richtung Hochschwab hinein. Und das dritte Lieblingsplatzerl ist das Dorfplatzl von Göriach, dem Ortsteil wo ich wohne.

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