"Tour de Chance" durch die Obersteiermark
Mit zwei Rädern gegen Kinderarmut

Etappenziel erreicht: Das Volkshilfe-Team wurde in Kapfenberg würdig empfangen. | Foto: Volkshilfe/Valerie Maltseva
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  • Etappenziel erreicht: Das Volkshilfe-Team wurde in Kapfenberg würdig empfangen.
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Die Volkshilfe radelt mit ihrem Direktor Erich Fenninger von Wien nach Klagenfurt. Jeder Meter Wegstrecke steht für ein armutsgefährdetes Kind in Österreich. 353.000 sind es in Summe. Die sogenannte "Tour de Chance" führte mit Stopps in Mürzzuschlag, Kindberg, Kapfenberg und Bruck auch durch die Obersteiermark.

BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. Der eine Kämpfte gegen Windmühlen, er und sie kämpfen gegen die Kinderarmut. Ob es ein ähnlich aussichtsarmes Unterfangen ist, wird die Geschichte zeigen – oder die österreichische Politik. Von ihr nämlich hängt es ab, ob Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger mit seinem Team auch nächstes Jahr, übernächstes Jahr und die Jahre darauf mit dem Rad durch Österreich unterwegs sein wird, um auf die Kinderarmut in Österreich aufmerksam zu machen. "Radstrecken fallen uns noch genügend ein", sagte Erich Fenninger bei einem kurzen Zwischenstopp in Kindberg.

E-Bike oder doch "vollbiologisch": Fachsimpeln in Kindberg mit Erich Fenninger. | Foto: Volkshilfe/Valerie Maltseva
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Die "Tour de Chance"

Unterwegs mit dem Rad ist das kleine Volkshilfe-Team, das zwischendurch immer durch Weggefährten, Kolleginnen und Kollegen sowie Unterstützerinnen und Unterstützer begleitet wird, von Wien nach Klagenfurt. Zusammengezählt sind es 353 Kilometer oder 353.000 Meter – diese Zahl entspricht genau jenen 353.000 Kindern, die in Österreich von Armut und Ausgrenzung betroffen sind. Das ist jedes fünfte Kind in Österreich. In einem Land, in dem das reichste ein Prozent bis zu 50 Prozent des gesamten Vermögens besitzt. Immer mehr Menschen in Österreich können sich das tägliche Leben nicht mehr leisten. Die Teuerung bedroht die Existenz vieler Familien. Für viele werden Wohnen, Essen, Heizen, Schule oder Therapien unbezahlbar. Die Teuerung ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. 

Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger beim Zwischenstopp in Kindberg. | Foto: Volkshilfe/Valerie Maltseva
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Mit der Kampagne "Tour de Chance" war Erich Fenninger auch schon im Vorjahr unterwegs; damals wurde die Strecke von Salzburg bis Wien mit dem Fahrrad zurückgelegt. Heuer transportiert er die Idee der Kindergrundsicherung sozusagen in seinem Fahrradrucksack.

Kein Kind soll arm sein. Mit der Einführung der Kindergrundsicherung ist das möglich. Und dafür treten wir ein. Österreich hätte die historische Chance, weltweit die erste Republik zu werden, die solch eine Grundsicherung umsetzt", erzählt Erich Fenninger in Kindberg.

Eine "gestaffelte Kinderbeihilfe"

Die Volkshilfe fordert daher einmal mehr die Einführung einer Kindergrundsicherung in Österreich, also vereinfacht gesagt, eine sozial gestaffelte Familienbeihilfe, die automatisch ausbezahlt wird und die armutsbetroffene Kinder stärker unterstützt. Statt der aktuellen Familienbeihilfe und dem Kinderabsetzbetrag, würden dann alle Kinder 285 Euro monatlich bekommen. Geringverdienerinnen und -verdiener mit bis zu 40.000 Euro Haushaltseinkommen pro Jahr würden zusätzlich einen nach Einkommen gestaffelten Betrag erhalten (maximal gesamt 872 Euro pro Kind).

„Die Wirkung wäre enorm: Die Armutsgefährdung bei Kindern und Jugendlichen würde auf 2,8 Prozent sinken. Aktuell ist diese Zahl fast sechs Mal so hoch. Kinderarmut könnte so gut wie abgeschafft werden und auch für die verbleibenden Kinder würde sich die Lebensqualität extrem verbessern.“, so Erich Fenninger. 

Er selbst sieht es nicht als ein Kampf gegen Windmühlen. "Als wir aus der Sozialarbeit heraus vor 15 Jahren mit dem Thema Kinderarmut gekommen sind, hat kaum jemand gewusst, wovon wir sprechen. Jetzt erkennt man das Problem zumindest an", sagt Fenninger in Kindberg.

Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger hat unterwegs immer Zeit, um seine Anliegen zur Kindergrundsicherung zu erläutern. | Foto: Volkshilfe/Valerie Maltseva
  • Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger hat unterwegs immer Zeit, um seine Anliegen zur Kindergrundsicherung zu erläutern.
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Positive Signale aus der Politik gibt es: "Die Grünen haben sofort zugestimmt, ebenso gibt es Signale aus der SPÖ, die sich diesem Thema annehmen wollen und mit den Neos führe ich immer wieder Gespräche." Auf die Politik will sich die Volkshilfe nicht verlassen und sammelt ideologische Unterstützung in der Bevölkerung. Deshalb diese Radtour durch Österreich.

Zwischenstopps gab es in Mürzzuschlag und Kindberg. Kapfenberg war Etappenort. Hier gab es auch einen kleinen Empfang von Stadtregierung und Volkshilfe-Vertreterinnen und -Vertretern.

Mitstreiter gefragt

Bis Mittwoch gibt es noch die Möglichkeit, das Volkshilfe-Team rund um Erich Fenninger mit dem Rad bis nach Klagenfurt zu begleiten.

Die nächsten Etappen:
Fr, 16. Juni, Kapfenberg – Graz
Mo, 19. Juni, Graz – Voitsberg
Di, 20. Juni, Voitsberg – Wolfsberg
Mi, 21. Juni, Wolfsberg – Klagenfurt

Gestartet wurde die "Tour de Chance" am Dienstag, 13. Juni, am Wiener Rathausplatz. | Foto: Volkshilfe/Valerie Maltseva
  • Gestartet wurde die "Tour de Chance" am Dienstag, 13. Juni, am Wiener Rathausplatz.
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Wer das Team der Volkshilfe begleiten will, findet alle Etappen aufwww.volkshilfe.at/tourdechance

Übrigens: Kinderarmut ist auch in der Steiermark angekommen:
35.000 von 161.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 14 Jahre in der Steiermark sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet; das sind beinahe ein Viertel aller Kinder (22 Prozent). Eine Zahl, die von Jahr zu Jahr zunimmt.

Die Fotos stammen allesamt von Valerie Maltseva. Auch sie ist mit dem Rad mit dabei.

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