Feuerwehreinsatz in Mazedonien
Teams aus dem Bereichsfeuerwehrverband Bruck im Auslandseinsatz
Die Feuerwehrmänner Daniel Schmid (FF Bruck Stadt) und Jürgen Rachwalik (FF Oberaich) mit einem Lagebericht.
Österreichische Feuerwehrmitglieder stehen seit Tagen im Löscheinsatz in Nordmazedonien. Darunter auch Mitglieder der Feuerwehren Bruck, Bruck-Oberaich, Betriebsfeuerwehr Norske Skog, Kapfenberg-Stadt, Kapfenberg-Diemlach, Werksfeuerwehr Voestalpine Böhler und Turnau und Mariazell.
"Mittlerweile ist die Lage unter Kontrolle. Das Brandgebiet wird mit Drohnen kontrolliert und einzelne Glutnester werden aufgearbeitet. Falls sich die Lage nicht plötzlich dramatisch verändert, kann der Einsatz mit Sonntag beendet werden", erzählt Teamleiter Jürgen Rachwalik, Kommandant der Feuerwehr Oberaich, der am Donnerstag in der Früh per Flugzeug aus Skopje heimgekommen ist.
Daniel Schmid ist Kommandant der Stadtfeuerwehr Bruck, er war mit der ersten Einsatzgruppe in Nordmazedonien im Gebiet rund um Pehchevo vor Ort. "Wir sind am vergangenen Freitag nach einer 25-stündigen Autofahrt am Stützpunkt angekommen. An sich wäre zuerst eine Lageerkundung auf dem Programm gestanden, aber daraus wurde nichts, die Lage wurde gefährlich und wir mussten sofort handeln", erzählt Daniel Schmid.
Vorrangige Aufgabe war es, Dörfer und die Menschen vor Ort zu schützen. "nach eintägigem harten Kamp haben wir es tatsächlich geschafft, das Feuer vom Dorf fernzuhalten", so Schmid. Nach 36 Stunden im Einsatz gab es die erste Pause – und das im selbstgewählten Urlaub.
Darin sind sich alle Beteiligten einig: Die große Dankbarkeit der Bevölkerung und der große Zusammenhalt unter den Kameraden hinterließ bei allen einen bleibenden Eindruck. "Wir Feuerwehrler kannten uns ja gar nicht, trotzdem haben wir innerhalb weniger Minuten wie ein eingeschworenes Team funktioniert", schwärmt Jürgen Rachwalik, der mit seinem Team das erste Team abgelöst hat. Das zweite Team ist Donnerstagfrüh heimgekehrt, aktuell befindet sich ein drittes Team bis Sonntag in Nordmazedonien.
"Die Menschen haben uns mit Essen und Getränken versorgt, überall wo wir hingekommen sind, wurden wir mit Applaus bedacht und mit Herzen aus den Fingern geformt überschüttet. Das war so berührend und das war sozusagen unser Lohn, der mehr zählt als jedes Geld", erzählt Daniel Schmid.
Jürgen Rachwalik als Teamleiter zeigte sich von diesem internationalen Hilfseinsatz unter dem Dach des EU-Zivilschutzmechanismus beeindruckt: "Angefangen von unserem Landesfeuerwehrkommando, weiter zum dienstführenden Beamten im Ministerium, Christian Kroll – ein Spitzenmann – bis zur Zusammenarbeit der Feuerwehren an Ort und Stelle, es hat perfekt funktioniert und hat gezeigt, dass man sich auf diese internationale Einsatztruppe verlassen kann. Auch Österreich kann durchaus davon profitieren."
Man konnte in Nordmazedonien auch Erfahrungen sammeln: "Ich bin 30 Jahre bei der Feuerwehr, aber so eine Dimension eines Waldbrandes habe ich noch nie erlebt. Vor allem im Bereich der feuerfesten Bekleidung müssen wir nachjustieren", so Rachwalik.
War es beim ersten Trupp noch der herkömmlich Löschvorgang mit Wasser, so musste man beim zweiten Trupp schon auf drastischere Maßnahmen wie das Schlagen von Brandschneißen und Gegenfeuer zurückgreifen.
"Einmal hatten wir sogar Luftunterstützung durch ein Flugzeug, aber die geworfenen 1.000-Liter Wasserbomben verfehlten zu oft das Ziel", erzählt Daniel Schmid.
Und: Die Kontakte nach Nordmazedonien dürften aufrecht bleiben. "Wir haben schon Pläne geschmiedet, wie wir die Feuerwehren dort unterstützen können, vor allem auf dem Materialsektor haben sie enormen Aufholbedarf", sagt Jürgen Rachwalik.
Bericht aus einer nordmazedonischen Tageszeitung
„Wir haben einen Kulturschock erlebt! In ganz Mazedonien gibt es nicht so viele Feuerwehrschläuche, wie die Österreicher in mehreren Lastwagen gebracht haben. Wenn wir uns diese Ausrüstung ansehen, ist es, als ob wir uns in einer Zeitmaschine befinden, die uns vor 200 Jahren gebraucht hat“.
So teilen die Einwohner von Maleshevos ihre Eindrücke von der Bedeutung der großen Auslandshilfe in den schwierigsten Tagen, die sie in Verzweiflung, Unsicherheit und Angst vor den Flammen verbracht haben.
„Wir haben einen echten Kulturschock erlebt, als wir die Ausrüstung der österreichischen Feuerwehr gesehen haben. Sie sind in Brigaden organisiert, sie haben einen Krankenwagen, eine Fahrzeugküche, eine Fahrzeugtoilette, Jeeps, zwei- und vierrädrige Motoren, Becken zur Ansammlung von Wasser auf dem Feld. In Pehchevo haben sie ein buchstäblich vorgefertigtes Hotel auf einen Spielplatz gebaut. Wir haben nicht einmal bemerkt, dass sie das Gebäude über Nacht installiert haben, völlig geräuschlos“.
Noch mehr fasziniert sind die Einheimischen von der Arbeitsweise der österreichischen Feuerwehrleute: „Ihre Stimme ist weder auf dem Feld, noch in der Basis oder im Hotel zu hören. Es gibt keinen Lärm, keine Anspannung, sie arbeiten wie Ameisen, wie Bienen.
Besonders fasziniert sind die Bewohner von der Haltung der österreichischen Feuerwehrleute gegenüber der einheimischen Bevölkerung. „Der Brigadekommandant bemerkte, dass abends neben den österreichischen Lastwagen mehrere Kinder zum Fotografieren kamen und befahl zwei Feuerwehrleuten, nur den Kindern zuliebe, zwei Stunden im Einsatz zu sein: damit sie im Einsatzfahrzeug sitzen können, die Sirenen aufdrehen und Fotos machen dürfen“.
Und: Die Österreicher hören nicht auf, die erschöpften 96 Feuerwehrleute werden durch 114 neue ersetzt. Auch slowenische Helfer sind im Einsatz. Die Einwohner weisen darauf hin, dass es nach all dem angebracht ist, den Straßen in den Städten Maleshevos Namen wie „Österreicher" oder"Slowenen" zu geben - als minimales Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit gegenüber allen, die geholfen haben, einschließlich der Hilfe aus Bulgarien.
Der Traum geht weiter, dass das Land eines Tages eine eigene Ausrüstung haben wird, wie wir sie gesehen haben.
Update zum Waldbrandeinsatz in Nordmazedonien
11. August: Bericht von Otto Gutmann
Der Mannschaftswechsel wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag erfolgreich vollzogen. Austrian Airlines brachte mit einem Sonderflug von Wien die hoch motivierte Ablösetruppe mit Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried und seinem Stellvertreter Erwin Grangl nach Skopje und die erste Mannschaft, etwas erschöpft, aber doch stolz, effektive Hilfe geleistet zu haben, dann nach Hause.
Ein Dorf konnte gerettet werden, teilweise konnten Brände unter Kontrolle gebracht werden. Die Verhältnisse (Hitze, Wind) wechseln allerdings oft stündlich, die Ausrüstung der örtlichen Kräfte ist im ländlichen Bereich mehr als veraltet (siehe Foto eines nordmazedonischen Tanklöschfahrzeuges).
Ob eine weitere Ablöse nötig ist, werden die nächsten beiden Tage zeigen.
Übrigens, mehr als 40 freiwillige Feuerwehrkameraden aus Salzburg machen sich derzeit auf den Weg nach Griechenland, um dort außer Kontrolle geratene Brände zu bekämpfen. Das ist wirklich gelebte Feuerwehrkameradschaft!
Interview mit Reinhard Leichtfried
Zur Homepage des steirischen Landesfeuerwehrverbandes geht es hier
Ein Plädoyer fürs Ehrenamt
Die WOCHE Steiermark gibt in ihrer Aktion "Danke!" nicht nur jenen Menschen eine Bühne, die an der Corona-Front ihr Möglichstes tun, sondern auch den Mitbürgern, die mit ihrem jahrelangen ehrenamtlichen Einsatz Nächstenliebe und Nachbarschaftshilfe zu Grundprinzipen und Eckpfeilern unserer Gesellschaft gemacht haben.
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