Kapfenberg Spezial
"Arbeitsplätze sind das stärkste Argument"

Bürgermeister Fritz Kratzer ist besorgt über die Stimmung in der Bevölkerung. | Foto: Paller
2Bilder
  • Bürgermeister Fritz Kratzer ist besorgt über die Stimmung in der Bevölkerung.
  • Foto: Paller
  • hochgeladen von Angelika Kern

Gerade jetzt in der Krise muss man investieren, sagt der Kapfenberger Bürgermeister Fritz Kratzer. Im WOCHE-Interview spricht er außerdem über die aktuellen Projekte, die Befindlichkeit der Kapfenberger Bevölkerung und künftige Pläne.

WOCHE: Worüber denkt man als Bürgermeister von Kapfenberg derzeit am meisten nach, was beschäftigt einen derzeit am meisten?
FRITZ KRATZER: Da gibts natürlich mehrere Dinge, aber am meisten sicherlich über die gesellschaftliche Entwicklung in der jetzigen Pandemie – die macht mir am meisten Sorgen. Wir wollen die Gesellschaft ja nicht spalten, sondern wir brauchen ein gutes Miteinander. Diese Entwicklung macht mir momentan menschlich gesehen große Sorgen; ansonsten habe ich das Gefühl, dass wir eigentlich recht gut unterwegs sind. Es sind uns viele Dinge gelungen, die Stadt steht nicht still, wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft.

Wie gehts der Bevölkerung?
Die Leute sind irrsinnig angespannt. Sie machen bei jenen Vorschriften, die gut begründet sind und die auch einsichtig sind, gut mit. Aber sie machen bei jenen Dingen, wo sie nicht wissen, wofür das gut sein soll, nicht mit. Es gibt natürlich auch eine gewisse Gereiztheit, aufgestaute soziale Defizite – das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Vor allem die Jugend triffts besonders hart, denn diese Zeit ist einfach nicht mehr aufholbar. Das macht mich schon auch sehr nachdenklich. Viele verzweifeln an der Gegenwart und sehen einfach keine Zukunft.

Wie gehts der Stadt Kapfenberg finanziell?
Finanziell trifft uns die Pandemie natürlich wie alle anderen auch, aber es hat uns im vergangenen Jahr weit weniger getroffen als wir befürchtet haben. Im Endeffekt waren es rund zwei Millionen Euro weniger, als befürchtet, aber mit Sicherheit auch dadurch, dass wir in gewissen Dingen eingespart haben und auch weil wir mehr Kommunalsteuer bekommen haben als befürchtet.

Wie groß ist der Schaden, den Corona in der Stadtkassa hinterlassen hat?
Der liegt bei rund fünf Millionen Euro. Die ersten Hochrechnungen haben ja sogar ergeben, dass wir um zehn Millionen Euro weniger haben würden, aber das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.

Wie gehts der Kapfenberger Wirtschaft?
Kapfenberg ist ja bekanntlich sehr industrielastig. Dadurch, dass wir keine klassische Fremdenverkehrsstadt sind, trifft uns diese Krise nicht so schwer wie viele andere. Aber es gibt natürlich einige Unternehmen, die es schon sehr hart trifft und denen es gar nicht gut geht. Ein Beispiel dafür ist sicherlich die Kultur.

Trotz allen Corona-Begeleiterscheinungen zeigt sich die Stadt Kapfenberg mutig und investiert trotzdem. Was hat man heuer noch so alles vor?
Das größte Projekt derzeit und überhaupt in der Geschichte der Stadt ist unsere Stadthalle. Beim Startschuss für dieses Projekt hatten wir übrigens noch gar keine Pandemie. Aber es war von Anfang an klar, wir brauchen diese neue Halle. Wir investieren hier 15 Millionen Euro, und das hilft natürlich besonders der Wirtschaft. Bis auf einen einzigen Auftrag konnten wir alle innerhalb der Steiermark vergeben; die größten Aufträge sind überhaupt in Kapfenberg geblieben. Das sichert  Arbeitsplätze.
Einen Schwerpunkt setzen wir auch in Bezug auf Straßen, Rad- und Gehwege. Hier investieren wir an die zwei Millionen Euro.
Bei der Errichtung der neuen Tribüne am Fußballplatz in Parschlug, die auch schon dringendst notwendig ist, konnten wir die Aufträge zu 100 Prozent in der Region vergeben.
Der Bahnhof Kapfenberg ist fertig, da haben wir ja auch mitgezahlt. Jetzt arbeiten wir am multimodalen Verkehrsknoten am Frechener Platz, und er nimmt auch schon konkrete Formen an. E-Car, E-Bike und E-Scooter-Sharing wird eingerichtet und natürlich auch Gegenstücke dazu, d.h. man muss die Fahrzeuge ja auch irgendwo wieder abstellen können und nicht zwingend wieder am Frechener Platz zurückbringen. Daher haben wir vor, bei künftigen Wohnprojekten solche Abstell- und Rückgabemöglichkeiten mit einzurichten.
Ein Schwerpunkt sind auch unsere Bike-Strecken und Wanderwege, diese werden wir besser beschildern und es sollen auch neue Bike-Strecke erschlossen werden. Eine "verrückte" wird von der Pötschen runterführen, eine weitere wird von Kapfenberg ausgehend nach St. Kathrein, Aflenz, Thörl,  Turnau, St. Lorenzen und wieder retour führen; es wird mehrere Einstiege geben und  auch Zusammenschlüsse mit bereits bestehenden Radwegen. Wir hoffen, dass das bis August fertig sein wird. Es müssen erst die Verträge mit den Grundstückseigentümern erstellt werden. Bei den Wanderwegen wollen wir speziell jenen auf die Burg attraktivieren, wir wollen ihn für alle erlebbarer machen und allen etwas bieten und einen neuen Einstieg schaffen.
Wir werden außerdem jetzt zusätzlich noch eine Selbstteststraße eröffnen, im ehemaligen Fotostudio Reisinger in der Stadt. Diese werden die Kapfenberg Bulls betreuen. Damit wollen wir der Wirtschaft etwas unter die Arme greifen. Wir haben ja von ungefähr 20 Unternehmen Briefe bekommen, die um Hilfe ersuchen, speziell in der Innenstadt herinnen – was das Testen betrifft. Da hilft eine zusätzliche Testmöglichkeit zum Schirmitzbühel nun auch in der Stadt schon sehr.

Wie hoch liegen die Investitionskosten für all diese Projekte im heurigen Jahr?
Da liegen wir heuer sicherlich bei rund 20 Millionen Euro.

Was ist aus Ihrer Sicht das stärkste Argument, jetzt trotz Coronakrise zu investieren?
Arbeitsplätze sind das stärkste Argument, gerade jetzt zu investieren. Wir brauchen jetzt Zuversicht in der Wirtschaft, wir brauchen Aufträge für die Wirtschaft. Alles war wir hier machen ist in Wirklichkeit Arbeitsplatzsicherung, aber es haben alle was davon – also ein doppelter Nutzen.

Wie läufts aktuell beim "Leuchttturmprojekt" der Stadt, der neuen Stadthalle?
Die Aufträge sind zu 70 Prozent draußen, jetzt sind gerade die "hard worker" an der Arbeit, d.h. Baggerarbeiten und die groben Arbeiten werden jetzt durchgeführt. Dieser Tage wird etwa gerade die Nordtribüne abgerissen; das ist momentan wirklich eine "wilde" Baustelle.

Was tut sich im Wohnbau?
Ich darf ja noch nicht viel verraten, aber beim Wohnbau sind wir sehr gut im Rennen, es gibt super Projekte in tollen Lagen! Die entstehen gerade am Reißbrett. Beim Projekt Riverside sind wir gerade dabei, Förderungen rauszuholen, damit wir weiterbauen können. Die Blumengasse ist fertig gebaut, das Pankl-Hochhaus ist gut im Zeitplan, das "Junge Wohnen" in der Altstadt bei der Mürzbrücke ist auch schon sehr weit vorangeschritten – hier gibts die Überlegung, ein Lehrlingswohnheim zu errichten, d.h. eine gemischte Wohnform für Lehrlinge und Schüler unter Aufsicht. Am Schirmitzbühel baut die Gemysag in gewohnter Weise weiter; es gibt auch etliche private Investoren, mit denen wir gut in Verhandlung sind und die den Wohnbau weiter treiben wollen, vor allem in der Innenstadt. Und wo wir auch dabei sind ist die Bewerbung um den FH-Standort für Gesundheit und Pflege; die Entscheidung dafür fällt vermutlich im nächsten Monat. Für diese vielen jungen Menschen müssen wir auch Unterbringungsmöglichkeiten schaffen. 

Was ist für die Zukunft geplant?
Wir haben momentan so viele Projekte am Laufen, dass wir diese einmal auf den Boden bringen und umsetzen müssen. Konkretes ist derzeit nicht in Planung. Aber es ergeben sich erfahrungsgemäß laufend aus diesen Projekten wieder neue. Was wir immer wieder hören ist die Idee eines low-cost-Hotels, das wird auch Thema sein. Es wird auch die ENI-Tankstelle heuer noch ein Thema werden, das wird sich so wies ausschaut heuer noch ändern. Es bleibt jedenfalls eine Tankstelle, aber eben eine, die wieder aktiviert ist.

Bürgermeister Fritz Kratzer ist besorgt über die Stimmung in der Bevölkerung. | Foto: Paller
Er blickt aber zuversichtlich in die Zukunft und sichert mit der Vergabe von Aufträgen heimische Arbeitsplätze. | Foto: Paller
Push- und WhatsApp-Neuigkeiten aufs Handy
MeinBezirk auf Facebook und Instagram folgen
MeinBezirk als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Neu in Aflenz, Thörl, Turnau und Mariazell
Das MeinBezirk "Aktionsblattl" ist da!

Das MeinBezirk Aktionsblattl bietet Unternehmen aus der Region die ideale Möglichkeit, ihre Produkte und Dienstleistungen gezielt zu bewerben. Vierteljährlich an rund 5.500 Haushalte in Turnau, Aflenz, Thörl und Mariazell verteilt, erreicht das Aktionsblattl genau jene Menschen, die in der Region leben, einkaufen und sich für lokale Angebote interessieren. Durch die direkte Zustellung an alle Haushalte erzielen Werbeeinschaltungen eine besonders hohe Sichtbarkeit und bleiben im Gedächtnis der...

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.