Paukenschlag in Bruck
Bürgermeister Peter Koch hört auf

Bürgermeister Peter Koch kündigt seinen Rücktritt an, Andrea Winkelmeier wird übernehmen. | Foto: Stadt Bruck/Meieregger
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Der Brucker Bürgermeister Peter Koch kündigt seinen Rücktritt an. In einer eilends einberufenen Pressekonferenz verkündete er seinen Rücktritt mit Jahresende. Nachfolgerin wird die bisherige Vizebürgermeisterin Andrea Winkelmeier.

BRUCK/MUR.  "Mir ist schwer ums Herz!" Mit diesen Worten läutete der Brucker Bürgermeister Peter Koch (SPÖ) seinen Rücktritt mit Jahresende ein. Die Belastung hat sich in den vergangenen Monaten extrem verschärft, so der Bürgermeister in einer ersten Reaktion. "Die Seele sagt: Mach einen Schritt zurück", so der 58-Jährige. 

Seit 2005 ist Peter Koch für die SPÖ im Brucker Gemeinderat vertreten, seit 1. Juni 2017 ist er Bürgermeister.

"Die vergangenen Monate haben mich viel an Kraft gekostet. Permanente Angriffe auf mich als Persone, vermehrt absurde Gerüchte über mein Privatleben, wiederholte Anzeigen und Untergriffe hinterlassen auch ihre Spuren", so Peter Koch. 

"Würde, Respekt, Toleranz", diese Werte fordert Peter Koch in der politischen Arbeit ein, vor allem der Respekt dem Gegenüber sei verloren gegangen. "Ich habe keine dicke Haut und sie ist auch nicht dicker geworden."

Peter Koch wird sich aus allen politischen Funktionen zurückziehen, auch seine Obmannschaft beim Sozialhilfeverband Bruck-Mürzzuschlag wird er mit Jahresende zurücklegen. "Der SHV war mir immer eine Herzensangelegenheit."

"Der politische Diskurs ist in letzter Zeit zu kurz gekommen. Politisches Handeln zum Wohle der Stadt war nicht mehr möglich." Andrea Winkelmeier hat bei einer Besprechung gestern Abend bestätigt, dass sie das Bürgermeisteramt übernehmen wird.

Nachfolge geregelt

Andrea Winkelmeier soll das Bürgermeisteramt bis zum Ende der Gemeinderatsperiode ausführen und will auch darüber hinaus als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf gehen. Sie ist seit 22 Jahren in der Brucker Kommunalpolitik in verschiedensten Funktionen tätig.

Andrea Winkelmeier: "Die vergangenen zweieinhalb Jahren waren in der politischen Arbeit überaus intensiv und herausfordernd. Mit 57 Jahren wollte ich die politische Karriere als Stadträtin ausklingen lassen, jetzt bin ich bereit, Verantwortung für die Stadt Bruck zu übernehmen."

Starker politischer Gegenwind

Obwohl oder gerade weil die SPÖ bei den Gemeinderatswahlen im Jahr 2020 die absolute Mehrheit zurückerobert hat, wurde der politische Gegenwind in der Stadt Bruck deutlich rauer. Knackpunkt war sicherlich das Nichtzustandekommen des Bildungscampus im ehemaligen Leiner-Gebäude – ein Herzensprojekt von Peter Koch – und der damit verbundene Teilverkauf des Brucker Stadtforstes. 84 Prozent der Brucker Bevölkerung haben bei einer Volksbefragung damals dagegen gestimmt. Diskussionen um den Radweg durch die Herzog-Ernst-Gasse und jüngst wegen des Parkraumkonzepts haben die politische Stimmung in Bruck in den Keller fallen lassen.

So geht es weiter

Andrea Winkelmeier wird die erste Frau im Bürgermeisteramt der Stadt Bruck sein. "Die Zeit ist schon lange reif für eine Frau an der Spitze der Stadt Bruck", bekundete auch Peter Koch. Die offizielle Amtsübergabe wird voraussichtlich erst im Jänner 2023 über die Bühne gehen. Die Bürgermeisterin muss vom Gemeinderat gewählt werden, da die SPÖ im Brucker Gemeinderat über die absolute Mehrheit verfügt, ist dies sozusagen nur ein Formalakt. Vorgezogene Neuwahlen wird es keine geben: "Die Handlungsfähigkeit ist ja gegeben", so Peter Koch.

Zur Person Andrea Winkelmeier:

Andrea Winkelmeier ist 1964 in Villach geboren. Seit dem Jahr 2000 ist sie in der Kommunalpolitik tätig. Seit 2001 sitzt sie im Gemeinderat.
Von 2010 bis 2015 war sie im Stadtrat zuständig für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr. 2014 wurde sie Finanzreferentin, 2017 Gesundheitsreferentin, seit 2020 ist sie 1. Vizebürgermeisterin. Winkelmeier ist zudem auch Obfrau der Brucker Naturfreunde.

Erste Reaktionen der Opposition

Mit Andrea Winkelmeier als Bürgermeisterin soll ein Neuanfang gestartet werden – das zumindest hofft die Opposition.

ÖVP-Vizebürgermeisterin Susanne Kaltenegger: "Mit dem Rücktritt von Bürgermeister Koch gibt es jetzt die Chance, den zwei Jahre andauernden Stillstand in Bruck endlich zu beenden. Wir stehen vor großen Herausforderungen und Problemen, deshalb müssen jetzt alle Parteien respektvoll und auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Auch wenn es in der Vergangenheit heftige politische Debatten gegeben hat, wünsche ich ihm persönlich alles Gute."

FPÖ-Stadtparteiobmann und Gemeinderat Raphael Pensl: "SPÖ-Bürgermeister Koch ist mit seiner 'Drüberfahrerpolitik' gescheitert. Es sollten nun schleunigst Neuwahlen abgehalten werden, damit Bruck eine Stadtführung bekommt, die in der Lage ist, im Interesse der Menschen zu agieren. Es darf nicht sein, dass die SPÖ aus wahltaktischen Gründen jedes Mal in der Halbzeit einer Periode den Bürgermeister austauscht. Daher bringt die FPÖ Bruck im Zuge der morgigen Sitzung einen Antrag auf Neuwahlen durch Auflösung des Gemeinderates ein. Geben wir dem Souverän die Möglichkeit, für stabile Verhältnisse zu sorgen. Die Roten mit ihrer absoluten Mandatsmehrheit sind jedenfalls gescheitert." Weiters hält der Freiheitliche fest: „Persönlich wünsche ich Peter Koch alles Gute für seine private Zukunft.“

„Waldverkauf, Bildungszentrum und der Umgang mit dem Radwegkonzept: Die Projekte von Peter Koch sind nicht aufgegangen. Deshalb überrascht der Rücktritt nicht. Wir hoffen auf bessere Zusammenarbeit mit Andrea Winkelmeier. Ihre Bewährungsprobe wird die weitere Vorgehensweise hinsichtlich des Parkraumkonzepts sein. Hier ist der Unmut in der Bevölkerung enorm“, so der KPÖ-Gemeinderat Jürgen Klösch in einer ersten Reaktion.

Neos-Gemeinderat Sebastian Wintschnig: “Die Gesprächsverweigerung der letzten Monate und der Stillstand müssen nun endlich aufhören. Es ist Zeit, dass endlich alle Fraktionen der Stadt an einem Strang ziehen, um gemeinsam an einem enkelfitten und zukunftsfitten Bruck an der Mur zu arbeiten." Wintschnig ergänzt: “Wir werden uns weiter aktiv einbringen, aber auch kritisch die neue SPÖ-Führung in Bruck an der Mur und ihre Entscheidungen beobachten.”

Grün-Gemeinderätin Jacqueline Staber: "Peter Kochs politische Arbeit als Bürgermeister war – insbesondere in den letzten Monaten – geprägt von einer Politik des Drüberfahrens, hatte er doch bereits im letzten Jahr die Zusammenarbeit mit der Opposition aufgekündigt. Die designierte Nachfolgerin, Vizebgm. Winkelmeier, sollte wieder das konstruktive Miteinander mit allen Fraktionen im Gemeinderat suchen. Peter Koch wünschen wir alles Gute für seine berufliche und private Zukunft."

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