Kein großer Wurf aber gelungen

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Im August 2012 kam in der obersteirischen Region Fahrt in die Diskussion um die geplanten Zusammenlegungen vieler Gemeinden, als der hochsteirische Vordenker der SPÖ, Markus Zelisko, meinte, dass es am gescheitesten wäre, gleich alle Gemeinden auf ein paar wenige Großgemeinden zusammen zu legen. Leobens Altbürgermeister legte anlässlich seiner Demission im Jänner 2014 noch einmal nach und forderte eine Metropole Leoben-Bruck-Kapfenberg (mit den Wiesen und Feldern um Proleb und Niklasdorf als Zentrum dieser neuen Großstadt).

Andererseits verschanzten sich gallische Dorfkrieger wie Hans Jobstmann, nunmehr Ex-Bürgermeister von Etmissl, oder Andreas Rinnhofer, nunmehr Ex-Bürgermeister von Ganz, in Schützengräben, um verbal volles Rohr in Richtung Landesregierung Graz zu feuern. Sie kehrten schmollend ihren Parteien SPÖ respektive ÖVP den Rücken und versuchten, ihre Unabhängigkeit mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Es half nichts. Auch der Verfassungsgerichtshof ließ sie hängen. So wollte Andreas Rinnhofer und seine Getreuen wenigsten noch die angehäuften Euros am Gemeindekonto schnell unter seinen Gemeindebürgern verteilen, bevor die Stadtkasse vom Mürzzuschlag sie erbeuten konnte. Auch die Parschluger wurden vom großen Bruder Kapfenberg zwangsweise geschluckt, obwohl deren Bürgermeister eh wollte, ebenso Tragöß mit St. Katharein zwangsverehelicht.

Andere wollten auch nicht mit den Nachbarn zusammen gehen: So wehrten sich die Stanzer und die Turnauer. Das „schwarze“ St. Lorenzen ließ ebenfalls Fusionsgespräche mit dem „roten“ St. Marein platzen, obwohl beide bereits zu einem Siedlungsgebiet verschmolzen sind. Auch Bruck und Kapfenberg wären, wie der Blick auf die Landkarte zeigt, für eine Fusion reif, was aber an den verantwortlichen „Alphatieren“ vorerst scheiterte. All diesen ließen die Grazer Landeslenker aber ihren Willen. Sie sind von der Einwohnerzahl her groß genug, haben ihre eigene Infrastruktur und viele Wähler.

Der größere Teil wollte aber. Die Leute des gesamten Mariazeller Landes mit nunmehr 3999 Einwohnern auf einer Fläche so groß wie die unserer Bundeshauptstadt haben sich einmütig um ihre Madonna versammelt. Eine Bürgerbewegung wollte auch alle sechs Gemeinden des Aflenzer Beckens vereinen. Das gelang nicht. Aus den sechs wurden aber immerhin drei Gemeinden. Auch die 147 Einwohner von Frauenberg zeigten Einsicht und so ist St. Marein getreu seinem Namen nun tatsächlich ein Marienwallfahrtsort geworden mit einer wunderschönen Kirche und zwei Gasthäusern oben am Berg. Das ganze obere Mürztal versammelte sich um den Hauptort Neuberg mit seinem Münster, Mürzhofen und Allerheiligen fusionierten mit dem schmucken Kindberg, die Veitscher, Mitterdorfer und Wartberger verehren nun gemeinsam ihre Nothelferin, die hl. Barbara und Oberaich ließ sich vom damaligen Brucker Bürgermeister Rosenberger betören.

Im Leobner Bezirk änderte sich wenig. Nur die Trofaiacher waren richtige Streber und fusionierten vorzeitig und ganz freiwillig mit Hafning und Gai zu einer Stadt mit nunmehr über 11.000 Einwohnern. St. Peter-Freienstein, eingekeilt zwischen Leoben und Trofaiach, konnte (auch wenn die Leobener sie sooo gerne geschluckt hätten), so wie die Trabocher, Proleber, Niklasdorfer und all die anderen seine Freiheit behaupten. Eisenerz, von einst stolzen 13.000 auf 4500 Einwohner geschrumpft, wurde vom kleinen Radmer erfolgreich die kalte Schulter gezeigt. Hieflau wechselte gleich den Bezirk und fusionierte lieber dort mit drei weiteren Gemeinden und Wildalpen liegt so einsam, dass es trotz seiner Kleinheit keinen Partner weit und breit gibt.

Die voran gegangenen Diskussionen waren bunt, interessant, informativ, konstruktiv, destruktiv und emotional (manchmal auch ein bisserl dumm) und spiegelten das gesamte Spektrum menschlicher Weitsichtigkeit, Engstirnigkeit, Vielfalt und Einfalt wieder. Strategischer Weitblick und persönlicher Egoismus sowie Kleinkariertheit offenbarten sich. Die steirische Gemeindekarte ist nun das Ergebnis dieses bunten Meinungsgewirrs. Die steirische Regierung bewies durchaus Souveränität in ihrem Vorgehen, hatte die Höchstrichter auf ihrer Seite und schaffte ganz gut den Spagat in den Interessenskonflikten. Ohne Zwang ging es aber doch nicht. Das Ergebnis ist jedenfalls gelungen und getragen von überwiegender Zustimmung. Die meisten sind zufrieden und die Landtagswahl 2015 darf kommen……

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