Round-Table der Wirtschaftskammer rund ums Holz
Der Holzbau ist unser zweiter Wald
In den Innenräumen des an sich stahl- und asphaltgetränkten Redbull-Rings in Spielberg lud die steirische Holzbauinnung zu einem Informationsaustausch mit regionalen Holzbau-Playern.
STEIERMARK. Die Holzbau-Innung der steirischen Wirtschaftskammer tauschte sich in Spielberg mit Vertretern der obersteirischen Holzbaubetriebe aus. Für die Innung diskutierten Landesinnungsmeister Oskar Beer und sein Stellvertreter Engelbert Schrempf. Ihnen saß gegenüber Richard Stralz, CEO von Mayr-Melnhof in Leoben, der auch die Sichtweise der Holzindustrie einbrachte. Fast etwas konträr dazu die Herangehensweise vom Ein-Personen-Unternehmen des Gerhard Harb aus Allerheiligen bei Kindberg sowie Lukas Müller von der Zimmerei Pink in Mürzzuschlag.
Oskar Beer strich zuerst die Wertigkeit des Holzbaus in der Steiermark zurecht: "Mit unserem Know-how, mit unserer Ausbildung und unserer Firmenkultur sind wir sicherlich weltweit führend – das ist auch unser Exportschlager."
Der Rohstoff Holz wird natürlich auch exportiert – so gehen 90 Prozent von Mayr-Melnhof ins Ausland – "trotzdem haben wir Luft nach oben, wenn es darum geht, Holz in veredeltem Zustand zu exportieren", erklärt Engelbert Schrempf.
Holzbau hat Charme
Nicht nur der Rohstoff Holz hat Charme, sondern auch die gesamte Holzbaubranche. "An der Wertschöpfungskette unserer Branche hängen bis zu 60.000 Jobs allein in der Steiermark. Unsere Betriebe sind regional stark verankert, wir haben auch kein Problem, an junge Mitarbeiter zu kommen. Wir legen bei den Lehrlingen immer noch zu", so Oskar Beer.
"Wir dürfen nicht vergessen: wir schaffen sogenannte Green-Jobs und leisten durch unsere dezentrale Betriebsstruktur auch einen wichtigen Beitrag gegen die Abwanderung aus den ländlichen Bereichen", warf Richard Stralz ein.
Holz ist gut fürs Klima
Ein ganz gewichtiges Argument für den Holzbau ist der Klimaschutz. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der in Österreich und in der Steiermark sozusagen vor der Haustür zu haben ist und nicht über tausende Kilometer transportiert werden muss oder erst sehr energieintensiv produziert werden muss. "Holzbau ist wie ein zweiter Wald", wusste es Oskar Beer zu umschreiben.
Richard Stralz ergänzte: "Mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung schaffen wir erst die Voraussetzungen für einen klimafitten Wald. Ein nachwachsender Rohstoff darf durch Verordnungen nicht verhindert werden. Diese Qualität der Nachhaltigkeit wird von der Politik erst langsam verstanden, wobei hier die Steiermark eine wohltuende Ausnahme darstellt."
Ein krisensicherer Rohstoff
Die Holzbaubranche ist auch sehr stabil und unbeschadet durch die vergangenen Krisen, sei es die Finanzkrise 2008/09 oder die Corona-Pandemie, gekommen. "Von diesem Umsatzhoch zehren wir jetzt noch immer. Die Teuerungswelle und die Verschärfung der Kreditvergaben haben vor allem den privaten Wohnbau ins Stocken gebracht", sagt Oskar Beer, der auch gleich Forderungen an die Politik anbringt: "Eine realistische Wohnbaufinanzierung für Private muss gewährleistet bleiben. Aktuell sind die Menschen, die ein Haus bauen oder sanieren wollen, verunsichert, der gesamte Markt ist verschreckt. Hier braucht es Planungssicherheit für Häuslbauer und für Betriebe."
Aktuell ist die Auftragslage bei Gewerbe- und Geschoßbauten sowie bei öffentlichen Aufträgen noch gut. "Es ist jedoch schwer kalkulierbar, wie sich das Geschäftsjahr entwickelt", so Schrempf. Dass die Auftragslage gut sei, bestätigten auch Gerhard Harb und Lukas Müller. "Unser Arbeitsschwerpunkt liegt derzeit im Sanierungsbereich, auch thermische Sanierung mit Holz wird immer mehr Thema", erklärt Müller.
Sanierungsanreize schaffen
Gerhard Harb ergänzt: "Den Anreiz für Sanierungen könnte man noch deutlich verstärken. In Bezug auf Förderungen und Energie-Ausweis gibt es enormen Beratungsbedarf, den wir als Holzbauer auch abdecken können." Und Gerhard Harb weiter: "Man kann viel Geld sparen, wenn man die richtigen Maßnahmen etwa bei Fenstertausch oder Fassadensanierung setzt." Lukas Müller: Zum Problem wird es auch, wenn bestehende Objekte zu spät saniert werden, das kann für den Bauherrn oft sehr teuer werden."
Laut Richard Stralz ist Holzbau noch zu sehr in der Individualität verhaftet. "Fast jeder Holzbau ist ein Unikat, bei jedem Bau wird sozusagen das Rad neu erfunden. Man könnte Ressourcen besser bündeln, wenn man stärker auf standardisierte Bauteile setzt und noch viel mehr in die Vorfertigung im Betrieb oder in der Fabrik gehen würde." Engelbert Schrempf: "Mit der Vorfertigung würde man auch in den Arbeitnehmerschutz investieren, weil es einfacher ist, Elemente daheim in der Werkstatt zu fertigen, als draußen auf der Wind und Wetter ausgesetzten Baustelle."
Der Preis war lange "zu stabil"
Der Holzpreis in den vergangenen Jahren war immer sehr stabil – konstant auf niedrigem Niveau, während andere Baustoffe wie Ziegel kontinuierlich im Preis zulegten. Oskar Beer: "Wir brauchen eine gewisse Form der Preisstabilität. Wir können mit Preisausschlägen, wie beispielsweise vor eineinhalb Jahren schwer umgehen. Mit moderaten Steigerungskurven könnte man leichter kalkulieren."
Der Holzbau in der Steiermark:
- In der Steiermark gibt es 350 Holzbau-Betriebe – von Ein-Personen-Unternehmen bis hin zu Betrieben mit 200 Mitarbeitern und mehr.
- Gemeinsam erwirtschaften sie einen Umsatz von 350 Mio. Euro.
- 200 Lehrlinge stehen in Ausbildung für diese Zukunftsbranche.
- Sie beschäftigen rund 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Was die Holzbauer können:
Ganz deutlich wurde auch herausgearbeitet, was die steirischen Holzbauer im Stande sind zu leisten: "Wir sind ganz stark im privaten Wohnbau und immer stärker auch im Mehrgeschoßbau", so Oskar Beer. Wobei die Tendenz immer stärker in den Bereich Nachverdichtung des Wohnbaus geht, also weniger Wohnraum auf der grünen Wiese, stattdessen Erweiterung von bestehenden Räumen – beispielsweise Aufstocken von Gebäuden.
Holzbau ist ein großes Thema beim Bau von Bildungsstätten wie Schulen oder Kindergärten. Es ist wissenschaftlich erwiesen, welche positiven Auswirkungen der Rohstoff Holz auf Menschen und ganz speziell Kinder hat. Das trifft auch auf den Bau von Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser zu, die immer stärker auf Holz setzen. Und zuletzt im Bereich der Denkmalpflege und der Revitalisierung spielt Holzbau bereits aus der Tradition heraus eine gewichtige Rolle.
Der Holzbau in der Steiermark:
• in der Steiermark gibt es 350 Holzbau-Betriebe – von Ein-Personen-Unternehmen bis hin zu Betrieben mit 200 Mitarbeiter und mehr;
• Sie beschäftigen rund 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
• 200 Lehrlinge stehen in Ausbildung für diese Zukunftsbranche.
• Gemeinsam erwirtschaften sie einen Umsatz von 350 Mio. Euro.
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