Standort- und Zuzugsmanagement
Kapfenberg ist das neue Linz

Das Tor zu den Weltmarktführern: Allein in der Stadt Kapfenberg sind 15 Weltmarktführer beheimatet. | Foto: Stadt Kapfenberg/Peter Wagner
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  • Das Tor zu den Weltmarktführern: Allein in der Stadt Kapfenberg sind 15 Weltmarktführer beheimatet.
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Die Stadtgemeinde Kapfenberg hat in der Stabstelle Standortmanagement Bereich wie Aufschließung neuer Industrie- und Gewerbegrundstücke, Betriebsansiedelungen, Verfahrensabwicklungen und Zuzugsmanagement vereint. Stabstellenleiter ist Thomas Schaffer-Leitner.

KAPFENBERG. KTM-Chef und Pankl-Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Pierer wird nicht müde, die Vorzüge der Stadt Kapfenberg bei Verfahrensabwicklungen und Betriebsansiedlungen zu erwähnen. Warum das Standortmanagement so gut funktioniert, das erklärt Thomas Schaffer-Leitner im Interview.

Thomas Schaffer-Leitner leitet in der Stadtgemeinde Kapfenberg die Stabstelle Standortmanagement. | Foto: Stadt Kapfenberg/Kapeller
  • Thomas Schaffer-Leitner leitet in der Stadtgemeinde Kapfenberg die Stabstelle Standortmanagement.
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  • Manfred Wegscheider hat einst den Spruch geprägt: Kapfenberg ist der Motor der Obersteiermark. Eine Aussage, die angesichts 15 Weltmarktführer immer noch seine Gültigkeit hat?

THOMAS SCHAFFER-LEITNER: Auf jeden Fall. Das was sich in Kapfenberg in Bezug auf Betriebsansiedlungen tut, hat positive Auswirkungen auf die ganze Region. Wir haben den Wandel von der Industriestadt zur High-Tech-Stadt mittlerweile vollzogen. Allein was sich in Kapfenberg in den vergangenen Monaten getan hat, würde andere Städte und Regionen für Jahrzehnte genügen. Ich denke da an das modernste digitale Stahlwerk der Welt der Voestalpine, an das neue Aerospacewerk von Pankl, das heuer eröffnet wird, die Pankl-Academy wird heuer gebaut, Lactosan hat massiv ausgebaut. Exel Composite hat den Standort erfolgreich in Betrieb genommen und plant bereits eine Erweiterung. Unser High-Tech-Park ist mittlerweile fast vollständig gefüllt.

  • Hätte man noch Platz für Betriebsansiedlungen in Kapfenberg?

Wir haben tatsächlich nur mehr ein paar Restflächen im High-Tech-Park – das ist unser Schatzkisterl. Wir haben noch Aufschließungsflächen übers Stadtgebiet verteilt, wo wir Entwicklungspotenzial haben, aber wir sind momentan in einer Situation, wo wir uns sehr genau aussuchen können bzw. müssen, an wen wir die Flächen tatsächlich vergeben. Wir achten darauf, dass die Unternehmen zu Kapfenberg und zu unserem Branchenmix passen, die innovativ sind und die ihre Flächen bestmöglichst mit Arbeitsplätzen füllen.

  • Sie leiten die Stabstelle Standortmanagement. Was vermag diese Abteilung zu leisten?

Wir setzen die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches und zukunftsfähiges Wirtschaften, Leben und Arbeiten in Kapfenberg. Wir haben drei Säulen mit Wirtschaft, Industrie und Handel. Wir begleiten die Unternehmen vom Gründungsprozess über die Ansiedelung bis zum ersten Ausbauschritt. Wir sind Schnittstelle zu den Bereichen Arbeiten, Leben und Wohnen. Wir stellen nicht nur die Flächen zur Verfügung, sondern versuchen auch qualifizierte Fachkräfte nach Kapfenberg zu bringen und hier zu binden. Dazu muss das Arbeitsumfeld ebenso passen wie Ausbildungsmöglichkeiten und das Umfeld für die Familie. Dazu gehört auch der ganze Bereich Leben und Erlebnis in Kapfenberg. Wir sind gerade dabei, Kapfenberg als Eventstadt aufzubauen, da passt die neue Stadthalle bestens in Konzept.

  • Inkludiert ins Standortmanagement ist auch das Zuzugsmanagement. Also Menschen, die sich in Kapfenberg niederlassen wollen, werden von Euch unterstützt?

Wir haben das Zuzugsmanagement unter der Marke "Welcome daheim" positioniert. Wir betreuen und unterstützen Privatpersonen und Familien, die sich in Kapfenberg ansiedeln wollen, helfen bei der Wohnungssuche, indem wir Kontakt zu Wohnbauträgern herstellen und kümmern uns auch um den sozialen Anschluss – welche Vereine gibt es, welche Kinderbetreuungseinrichtungen, wie kann ich möglichst schnell Anschluss finden. Wir unterstützen aber auch Unternehmen bei ihrem externen Onboarding ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Beispielsweise gibt es Programme für Fachkräfte aus Spanien oder Pflegekräfte aus Kolumbien.

Was sich in Kapfenberg in Bezug auf Betriebsansiedlungen tut, hat positive Auswirkungen auf die ganze Region.  | Foto: Stadt Kapfenberg/Theny
  • Was sich in Kapfenberg in Bezug auf Betriebsansiedlungen tut, hat positive Auswirkungen auf die ganze Region.
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  • Spiegelt sich diese verstärkte Zuwendung auch in nackten Zahlen wider? Laut Einwohnerstatistik verliert Kapfenberg immer noch?

Ziel ist es schon, dass Kapfenberg in der Einwohnerstatistik zulegt, momentan ist sie halbwegs stabil. Die Einwohnerzahl sollte sich in den nächsten Jahren bei 23.500 einpendeln, wobei 25.000 auch durchaus okay sind. Die großen Wanderbewegungen werden wir damit aber nicht beeinflussen können.

  • Welches Potenzial hat Kapfenberg als Wohnsitzgemeinde? Hier hat ja besonders die Gemeindefusion mit Parschlug geholfen. Somit hat man attraktiven Wohnraum dazugewonnen.

Einige neue Wohnbauprojekte werden demnächst vorgestellt und auch nach und nach umgesetzt wie zum Beispiel das Riverside-Projekt. Wir schauen aber auch darauf, dass bereits bestehender Wohnraum saniert und revitalisiert wird, wie zum Beispiel in der Hochschwabsiedlung und am Schirmitzbühel. Hier möchte ich mich nicht mit fremden Federn schmücken, da läuft sehr viel über das Bürgermeisterbüro und der Baudirektion. Das Spannende an Kapfenberg ist, dass es bei der Ausdehnung von Parschlug bis Diemlach vom ländlich-alpinen Bereich bis zum innerstädtisch-urbanen Bereich alles anzubieten hat.

"Wir sind in einem Transformationsprozess von einer Industriestadt zu einer innovativen, nachhaltigen High-Tech-Stadt. Linz könnte ein gutes Vorbild für Kapfenberg sein."
Thomas Schaffer-Leitner erklärt, wo die Reise in Kapfenberg hingeht

  • Kapfenberg war ja gemeinsam mit Leoben federführend an einer regionalen Standortvermarktung beteiligt, Ergebnis war die Area M Styria, die 2003 gegründet wurde, sich aber 2022 aufgelöst hat. Sind wir für ein regionales Standortmanagement noch nicht reif genug – weil vom Motor Kapfenberg profitieren ja auch die Umlandgemeinden.

Die Area M Styria hat ihren Aufgabenzweck sehr gut erfüllt, ist aber durch Umstrukturierungen in den Städten irgendwo aus der Zeit gefallen. Im Bereich Standortmarketing kooperieren wir aber sehr wohl mit Bruck und Leoben. Ich kenne überregionales Standortmarketing aus Deutschland, wo es in manchen Regionen gut funktioniert, dazu braucht es aber den politischen Auftrag zumindest von Landesseite. Wir für Kapfenberg schauen drauf, dass wir unsere Hausaufgaben bestmöglichst erfüllen.

  • Kapfenberg ist gerade dabei, für sich eine neue Marke zu entwickeln. Was darf aus Ihrer Sicht in dieser Marke auf keinen Fall fehlen?

Man will diesen Prozess jetzt nicht beeinflussen, aber grundsätzlich geht es darum, die Außensicht auf Kapfenberg neu zu erzeugen. Aus meiner Sicht dürfen Begriffe wie Urbanität, Nachhaltigkeit und ein gewisser Coolness-Faktor nicht fehlen. Kapfenberg hat das Potenzial noch viel mehr Stadt zu sein. Es fehlt ein bisschen das Bewusstsein, ein urbanes Wirtschafts- und Lebenszentrum zu sein. Wir sind in einem Transformationsprozess von einer Industriestadt zu einer innovativen, nachhaltigen High-Tech-Stadt. Linz könnte ein gutes Vorbild für Kapfenberg sein.

  • Industrie und/oder Tourismus: Ist beides nebeneinander überhaupt möglich? Oder ist Kapfenberg ohnehin schon ein gutes Beispiel dafür, dass beides funktionieren kann?

Wir haben touristische Landmarks wie die Burg Oberkapfenberg, wir verfügen demnächst mit der Stadthalle über ein modernes Veranstaltungszentrum. Allein mit den vielfältigen Veranstaltungen bereichern wir die ganze Region auch touristisch. Eine Stadt in einer Tourismusregion ist immer ein spannender Faktor und bringt mit dem Businesstourismus eine zusätzliche Komponente ein. Man muss nur das Vorurteil einer Industriestadt aus dem Kopf bekommen, um erkennen zu können, wie schön es eigentlich in Kapfenberg und der Umgebung ist.

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