Trotz aller Systemschwächen
MVG setzt nur mehr auf Elektro-Busse

Die neuen elektrobetriebenen City-Busse: Bgm. Matthäus Bachernegg, Markus Plasch (Leitung MVG-Finanzen), MVG-Geschäftsführer Gerhard Deutsch und Stadtamtsdirektor Christian Theiss. | Foto: MVG
6Bilder
  • Die neuen elektrobetriebenen City-Busse: Bgm. Matthäus Bachernegg, Markus Plasch (Leitung MVG-Finanzen), MVG-Geschäftsführer Gerhard Deutsch und Stadtamtsdirektor Christian Theiss.
  • Foto: MVG
  • hochgeladen von Markus Hackl

Die Mürztaler Verkehrsgesellschaft MVG hat drei neue batterieelektrische Citybusse vom Typ „K-Bus/Mercedes“ in Betrieb genommen. – Eine große Herausforderung für den städtischen Verkehrsdienstleister.

KAPFENBERG. Die MVG hat begonnen, ihren Pkw-Fuhrpark seit dem Jahr 2017 auf batterieelektrische Pkw umzustellen und seit dem Jahr 2019 werden auch die neuen Citybusse ausschließlich auf Basis elektrischer Fahrzeuge angeschafft. Sämtliche dieser E-Busse sind noch in Betrieb und teilweise weisen die Busse schon Kilometerleistungen von 140.000 km pro Fahrzeug auf. Mit den drei neuen Fahrzeugen verfügt die MVG jetzt bereits über neun batterieelektrische Busse.

Die drei neuen batterieelektrischen Citybusse wurden von der Firma „K-Bus“ mit Firmensitz in Hornstein (Burgenland) gebaut und basieren auf der V-Klasse von Mercedes Benz. Es sind Leichtbaubusse mit einem sehr niedrigen Energieverbrauch. Sie verfügen über eine 90 KWH Batterie (netto) bzw. 100 KWH (brutto). Mit einem Durchschnittsverbrauch von 40 KWH pro 100 km sollte im reinen Stadtverkehr im Sommer eine Reichweite von 220 Kilometer mit einer Batterieladung möglich sein, bevor nachgeladen werden muss. Im Winter mit Heizbetrieb reduziert sich zwar diese Reichweite, aber es wurde bewusst auf eine fossile Zusatzheizung verzichtet. Nachgeladen wird mittels Schnellladers immer in der vorgeschriebenen Lenkpause des Fahrpersonals. Mit dieser hohen Reichweite muss mit Nachladung zu Mittag im Gegensatz zu den bisherigen elektrischen Bussen ein zweischichtiger Betrieb möglich sein.

Die drei neuen batterieelektrischen Citybusse wurden von der Firma „K-Bus“ mit Firmensitz in Hornstein gebaut und basieren auf der V-Klasse von Mercedes Benz. | Foto: MVG
  • Die drei neuen batterieelektrischen Citybusse wurden von der Firma „K-Bus“ mit Firmensitz in Hornstein gebaut und basieren auf der V-Klasse von Mercedes Benz.
  • Foto: MVG
  • hochgeladen von Markus Hackl

30.000 Liter Diesel eingespart

Durch den zweischichtigen Betrieb werden pro Bus Jahreskilometerleistungen von 50.000 km ermöglicht. Ein vergleichbarer Dieselbus würde für diese Wegstrecke pro Jahr mindestens 10.000 Liter benötigen. Dadurch werden durch diese drei E-Busse im Jahr über 30.000 Liter Diesel eingespart. Die Vollniederflurbusse sind sehr komfortabel ausgestattet und verfügen im Gegensatz zu den bisherigen Bussen über zwei Fahrgasttüren, eine wirkungsvolle Heizung und Klimatisierung und über ein wesentlich größeres Platzangebot.

Diese Herausforderungen stellen sich in der Praxis beim Betrieb von E- Bussen:
• Heizungsbetrieb im Winter: Elektrische Heizungen in Stadtbussen, wo sich die Türen ständig öffnen, benötigen viel Heizungsenergie und das reduziert die Reichweite in beträchtlichem Ausmaß und in den ersten elektrischen Bussen, die wir vor 5 Jahren gekauft haben, war es trotzdem nicht komfortabel warm. Das wird bei den neuen Bussen jetzt wesentlich besser.

• Probleme bei schwereren Unfällen: sobald die Airbags bei einem Unfall auslösen, wird die sehr teure Fahrzeugbatterie lahmgelegt und für immer gesperrt und das Fahrzeug ist damit mehr oder weniger ein wirtschaftlicher Totalschaden. Auch der Umgang mit verunfallten Fahrzeugen ist eine große Herausforderung.

• Nachladung für einen Zwei-Schicht-Betrieb: ein Dieselbus fährt locker pro Tag zwei Schichten, ein E-Bus muss einmal oder mehrmals nachgeladen werden. Dies bedingt eine Berücksichtigung in den Einsatzplänen und somit eine andere Fahrzeugeinteilung. Die Ladeinfrastruktur ist immens teuer, da die Netze dafür nicht ausgelegt sind.

Mit einem Durchschnittsverbrauch von 40 KWH pro 100 km sollte mit den drei City-Bussen im reinen Stadtverkehr im Sommer eine Reichweite von 220 Kilometer mit einer Batterieladung möglich sein. | Foto: MVG
  • Mit einem Durchschnittsverbrauch von 40 KWH pro 100 km sollte mit den drei City-Bussen im reinen Stadtverkehr im Sommer eine Reichweite von 220 Kilometer mit einer Batterieladung möglich sein.
  • Foto: MVG
  • hochgeladen von Markus Hackl

Von Politik und Industrie allein gelassen

MVG-Geschäftsführer Gerhard Deutsch sieht sich als Vorreiter beim Einsatz von E-Fahrzeugen in städtischen Dienstleistungsunternehmen von Politik und Industrie im Stich gelassen: „Es tut mir im Herzen weh. Die E-Busse funktionieren ja, es hapert an der praktischen Handhabung bei einem anstehenden Akku-Tausch und an der nicht vorhandenen Energiemenge seitens der Netzbetreiber für die erforderliche Ladeinfrastruktur. Wir als MVG sind gezwungen, Leitungsausbau und Verstärkung der Trafostationen mitzufinanzieren, obwohl uns ausreichende Stromversorgung bis zur Haustür garantiert wäre. Das wäre so, als müsste ich für den Betrieb unserer Dieselbusse den Tankwagen bezahlen, der uns beliefert und eventuell auch nach Teile der Raffinerie.“

Gerhard Deutsch kommt auch noch mit einem anderen Beispiel: „Unsere City-Busse fahren mit herkömmlichen Auto-Batterien. Durch die Vollauslastung reduziert sich die Batterielaufzeit von üblichen 240.000 Kilometer auf 120.000 Kilometer. Bei den ersten City-Bussen steht ein Batterietausch an. Die versprochene Garantie auf acht Jahre gibt es de facto nicht. Die Batterietechnologie ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass sie weitaus mehr Leistung bringen, aber von der Bauart nicht in die Fahrzeuge passen. Jetzt werden in Kleinserien diese ,alten' Batterien nachgebaut, mit weniger Leistung, dafür teurer und mit sehr langen Lieferzeiten. Hier lässt die Industrie die Endkunden im Stich.“

E-Busse sind alternativlos

Trotz aller Probleme ist aber die Anschaffung von batterieelektrischen Bussen alternativlos. Im Zuge der „Clean-Vehicle-Directive“ der EU sind ab 2024 im Stadtverkehr bei Neuanschaffungen lokal emissionslose Busse gesetzlich vorgeschrieben und der Einsatz von Wasserstoff ist keine Alternative, da es in Österreich faktisch keinen „grünen“ Wasserstoff gibt und in unserer Region ohnehin keiner verfügbar ist. Noch dazu verbrauchen Wasserstoffbusse nahezu viermal so viel Primärenergie wie batterieelektrische Busse.

Neuer E-Bus für den Nahverkehr: Bgm. Matthäus Bachernegg, MVG-Geschäftsführer Gerhard Deutsch und Stadtamtsdirektor Christian Theiss.  | Foto: MVG
  • Neuer E-Bus für den Nahverkehr: Bgm. Matthäus Bachernegg, MVG-Geschäftsführer Gerhard Deutsch und Stadtamtsdirektor Christian Theiss.
  • Foto: MVG
  • hochgeladen von Markus Hackl

Aus diesen Gründen werden auch in Zukunft bei der MVG für den Stadtverkehr nur noch batterieelektrische Busse angeschafft, auch wenn dies die Kosten wesentlich in die Höhe treiben wird. Gerhard Deutsch: „Wir haben zwar bei einem Förderwettbewerb fünf geförderte große Busse zugesprochen bekommen, aber in der Praxis bekommen wir bis März 2026 nur drei Busse geliefert, weil die Produktion hinterherhinkt. Da aber die Fördermodalitäten zeitlich befristet sind, geht sich das mit dem Liefertermin nicht aus. Somit fallen wir um die Förderung um – immerhin 300.000 Euro pro Bus. Aus diesem Grunde haben die Grazer und Klagenfurter Verkehrsbetriebe ihre Förderungen zurückgegeben.“

Mehrwert für die Umwelt

Neben der Geschäftsführung der MVG ist auch der Aufsichtsrat mit Bgm. Matthäus Bachernegg ausführlich mit dieser Materie beschäftigt. „Man hat weniger Lärmbelastung, weniger Emissionsbelastungen und das ist gerade im innerstädtischen Bereich wichtig, dass es leiser und die Luft noch besser wird, daher ist das alternativlos“, so Bgm. Matthäus Bachernegg. Gemeinsam blickt man gespannt, aber optimistisch in die Zukunft.

Weitere Beiträge aus der Region:

"Unsere Geduld ist jetzt zu Ende"
Steirische Landesschefs fordern Aus für KIM-Verordnung

Die neuen elektrobetriebenen City-Busse: Bgm. Matthäus Bachernegg, Markus Plasch (Leitung MVG-Finanzen), MVG-Geschäftsführer Gerhard Deutsch und Stadtamtsdirektor Christian Theiss. | Foto: MVG
Neuer E-Bus für den Nahverkehr: Bgm. Matthäus Bachernegg, MVG-Geschäftsführer Gerhard Deutsch und Stadtamtsdirektor Christian Theiss.  | Foto: MVG
Die drei neuen batterieelektrischen Citybusse wurden von der Firma „K-Bus“ mit Firmensitz in Hornstein gebaut und basieren auf der V-Klasse von Mercedes Benz. | Foto: MVG
Mit einem Durchschnittsverbrauch von 40 KWH pro 100 km sollte mit den drei City-Bussen im reinen Stadtverkehr im Sommer eine Reichweite von 220 Kilometer mit einer Batterieladung möglich sein. | Foto: MVG
Push- und WhatsApp-Neuigkeiten aufs Handy
MeinBezirk auf Facebook und Instagram folgen
MeinBezirk als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren
Anzeige
Die Pokale in Form eines Fressnapfs.  | Foto: Fressnapf Österreich
1 4

Jetzt gleich bewerben
Tierisches Engagement und besondere Haustiere gesucht

Fressnapf möchte Projekte mit tierischem Engagement vor den Vorhang holen. Außerdem sucht Fressnapf nach dem Haustier des Jahres. Zu gewinnen gibt es tolle Preise! Du kennst eine tolle, tierische Initiative oder hast ein Haustier, das aufgrund seiner Geschichte etwas ganz Besonderes ist? Dann jetzt gleich Bewerbung einreichen - wir verraten dir, wie du mitmachen kannst! Mit der Initiative "Tierisch engagiert" fördert Fressnapf seit 2014 jedes Jahr einzigartige Projekte im ganzen Land. Im Rahmen...

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.