Fortsetzung: Vertrieben (5)

Foto: Bayrischer Rundfunk

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens

Autorin: U. Hillesheim ©

Zu Ferienende sind wir in Mohrau. Am1. September 1944 beginnt unser neues Schuljahr. Wir müssen nach Bennisch zurück. Tante Rosi weint beim Abschied. Doch uns Kinder beeindruckt das gar nicht. Hartherzig wie Kinder sind flüstern wir mit Gottfried: „Jetzt weint sie aber sonst haut sie uns. Es geschieht ihr ganz recht“.

Zur Bahnstation nach Klein Mohrau sind fast 5 Kilometer zu gehen. Viktor wird streckenweise im Leiterwagen gezogen, er ist ja auch noch nicht einmal fünf Jahre alt. Uns macht der Fußweg nichts aus, denn durch unsere Wanderungen mit Papa sind wir längeres Gehen gewöhnt. An den Wegrändern blüht vielerorts goldgelb der Rainfarn. Gottfried berichtet uns stolz, dass er aus Rainfarn und anderen Zutaten eine „richtige“ Seife herstellen kann. Das imponiert uns natürlich sehr.

In der Schule gehören wir nun schon fast zu den Großen. Doch immer wieder fällt der Unterricht aus. Überall fehlt es den Bauern an Arbeitskräften, weil die Männer im Krieg sind. Die Fremdarbeiter sind (verständlicherweise) oft nicht sehr zuverlässig. Unsere Klasse (wir sind eine reine Mädchenklasse) wird beim Rantsch Bauern zum Mohnbrechen eingesetzt. Wir sollen die reifen Mohnköpfe abbrechen und in Säcke füllen. Adelheid und ich sind mit Freude dabei und sind flinker und geschickter als die meisten anderen Kinder. Die Bäuerin lobt uns. Das erweckt den Neid mancher der Mädchen. Wir aber sind stolz und begeistert.

Schon wieder Ferien! Kartoffelferien! Mit den Dorners geht es hinaus auf das Feld zur Kartoffelernte. Muttl und Viktor sind mit dabei. Auch diese Arbeit finden wir schön und freuen uns schon auf das Kartoffelbraten am Abend. Der Himmel ist bedeckt und so können wir das Flugzeug nicht sehen, das über uns brummt. Allmählich reißen die Wolken auf. Kondensstreifen werden sichtbar. Uns wird mulmig zumute. markieren mit Kondensstreifen nicht die Feinde ihr Ziel zum Bombenabwurf? (Ein Irrtum!)

Da, da ist ja das Flugzeug! Oh, es trägt an den Flügeln Kreise, nicht Kreuze! Hilfe! Ein feindliches Flugzeug! Ein feindliches Flugzeug dicht über uns! In Todesangst werfen wir uns in die Furchen, bedecken uns mit Kartoffelkraut und starren zum Himmel empor. Da: mehrere Flugzeuge, darunter auch deutsche! Sie schießen! Sie jagen, verfolgen einander!

Und was ist das? Die Fremdarbeiter Nikolaus und Tadek! Sie haben sich nicht versteckt. Sie stehen auf einem Erdhügel und winken den feindlichen Flugzeugen zu! Haben sie keine Angst? Was soll das bedeuten? Beklemmung ergreift mich.

Die Flugzeuge drehen ab. In der Ferne Schießen und Krachen. Dann Stille. Wir kriechen hervor. Ob wir wohl noch ein Kartoffelfeuer entzündet haben? Sicherlich nicht. Später erzählt man in Bennisch, es habe ein Luftkampf stattgefunden und über dem Zossener Wald sei ein feindlicher Flieger abgeschossen worden.

Fortsetzung folgt

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