Verletzte Seelen verletzen

Menschen mit narzisstischen Störungen haben zwei Seiten: den ansprechenden folgen die zerstörerischen. | Foto: Fotolia/Starsstudio
  • Menschen mit narzisstischen Störungen haben zwei Seiten: den ansprechenden folgen die zerstörerischen.
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Ob im Mürztal oder sonst wo: Sie streuen Rosen, geben tiefe Liebesbekundungen, spielen ähnliche Hobbys vor – werden schnell zu Seelenverwandten. Gespräche über Gott und die Welt schaffen Nähe und Geborgenheit oder gar den Himmel auf Erden.
Was wie ein Zauber beginnt, endet oft in tiefem Leid. Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung spielen mit Liebe, Sex, Demütigung, Schuld und Scham – in der persönlichen Begegnung, am Telefon oder über soziale Medien. Eine 35-jährige Mürztalerin kennt die narzisstischen Machenschaften, deren leidvollen Hintergründe und die Fallen für Betroffene aus eigener Erfahrung und Gesprächen. Via Facebook hat sie von narzisstischem Missbrauch Betroffene kennengelernt. Ohne sich zu outen möchte sie nun aufklären und informieren.

Austausch via Facebook
Vor vier Monaten gründete die Mürztalerin die geschlossene Facebook-Gruppe "Narzissmus und andere Störungen, Austausch" in Anlehnung an ein deutsches Modell. In der Facebook-Gruppe tauschen sich mittlerweile 49 Mitglieder untereinander aus. Das Ziel der Gruppe ist, dass sich Betroffene später auch persönlich treffen. Unter Gleichgesinnten über die Ängste und Verzweiflung zu sprechen bringt Erleichterung und die Erfahrung, „da versteht mich wer wirklich“. Wen will die Plattform ansprechen? Menschen, die von Narzissmus in Partnerschaft, Familie oder am Arbeitsplatz betroffen sind oder glauben, davon betroffen zu sein.

Woran leiden Opfer
Was sind die Folgen von narzisstischem Missbrauch? Das Gefühl trotz Partnerschaft einsam und abhängig zu sein, schürt Selbstzweifel, Schlaflosigkeit und extreme Ängste. Viele glauben, verrückt zu werden, sie verstehen nicht, was passiert. Sie verleugnen das Erlebte, glauben, dass vieles nicht so gemeint sei und sich ändern werde. Oder sie unterdrücken die eigene Wut. Im Extremfall werden Betroffene depressiv, traumatisiert oder sie sind gar suizidgefährdet, so die Mürztalerin. Betroffene beschreiben Gefühle und Zustände, die jenen der Alkohol- oder Drogensucht sehr ähnlich sind.

Raus aus dem Sog
Was führt Menschen in diese Abhängigkeit? Es sind die Verführungstricks, die ungeteilte Aufmerksamkeit und Bewunderung am Beginn. Was können Betroffene tun? Die Regel lautet: "Kein Kontakt, alles von der Person blockieren!" Meist braucht es professionelle Hilfe. Die Ursachen von narzisstischen Störungen und die von Abhängigkeit liegen meist in der Kindheit.

Narzissten demütigen
Narzissten neigen zu passiver Aggressivität, Opfer-Täter-Umkehr und sie lügen, sind dominant und wollen Kontrolle. Im Extremfall mobben und erpressen sie.
Laut ICD 10 – internationaler Klassifikation psychischer Störungen – ist Narzissmus eine Persönlichkeitsstörung. Narzisstische Menschen sind selbstbezogen, wollen grenzenlosen Erfolg, Macht, Brillanz, Schönheit oder ideale Liebe. Sie glauben einzigartig zu sein und benötigen exzessive Bewunderung.
Umgekehrt sind sie in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch und sehr verletzend. Ihnen fehlt es an Einfühlungsvermögen. Gefühle oder Bedürfnisse anderer sehen und anerkennen sie nicht. Häufig sind sie neidisch auf andere oder glauben, andere seien neidisch auf sie.
Menschen mit offenem Narzissmus präsentieren sich nach außen. Ihr Verhalten ist beobachtbar – oft in sozialen Medien. Menschen mit verdecktem Narzissmus verbergen diesen oft hinter einer unsicheren und sozialen Fassade.

Barbara Pototschnig

Wo: Facebook-Gruppe, Mürzzuschlag, 8600 Bruck an der Mur auf Karte anzeigen
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