Christian Dax (SPÖ)
„Gegen die Hetzer und Spalter“
Interview mit Christian Dax, Spitzenkandidat der SPÖ Burgenland für die EU-Wahl.
Welche Auswirkungen haben die Ereignisse rund um das Strache-Video auf die EU-Wahl?
CHRISTIAN DAX: Die demokratie- und menschenfeindlichen Tiraden des bisherigen Vizekanzlers haben nicht dazu beigetragen, das Interesse an dieser Wahl zu erhöhen. Im Gegenteil: Es widert viele Menschen an und viele sehen sich darin bestätigt, dass Politik dreckig und unanständig ist und werden zuhause bleiben.
Ich kann nur den Bundespräsidenten zitieren: Zeigen wir schon bei der EU-Wahl, dass wir nicht so sind. Zeigen wir der Welt, dass wir in Österreich, dass wir im Burgenland Demokratie und Europa hochhalten.
Als SPÖ-Landesgeschäftsführer agierten Sie eher im Hintergrund. Wie war es, nun aktiv als Spitzenkandidat in den Wahlkampf zu gehen?
Es war eine große Umstellung. Aber der Kontakt mit den Menschen macht viel Spaß.
Die EU muss sich längerfristig zu einer starken Sozialunion entwickeln.
Sie stehen auf der SPÖ auf Platz sieben. Haben Sie sich als Vertreter eines Bundeslandes, das doch eines der besten Wahlergebnisse für die SPÖ erreicht, nicht einen besseren Listenplatz erwartet?
Der Zeitpunkt, als die Liste erstellt wurde, war – mit dem Rücktritt von Christian Kern – für die SPÖ ein fragiler. Und da haben wir uns gesagt, wir wollen in dieser Situation keinen Keil hineintreiben.
Auch nicht verärgert, dass die Burgenländerin und SJ-Vorsitzende Julia Herr vor Sie gereiht wurde?
Nein. Ich sehe das nicht als Nachteil, sondern als gesunde Konkurrenz.
Sie haben mehrmals betont, dass die EU nicht perfekt sei. Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
Die EU muss sich längerfristig zu einer starken Sozialunion entwickeln. Es können nicht immer die Wirtschaft und internationale Großkonzerne im Vordergrund stehen. Das ist sicher auch ein Grund, dass sich immer mehr Menschen abgehängt fühlen.
Als Sie als Spitzenkandidat präsentiert wurden, meinten Sie, dass die Zerstörer der Europäischen Union im Vormarsch sind. Würden Sie dazu auch die FPÖ zählen?
Auf Bundesebene mit Harald Vilimsky auf jeden Fall. Die haben sich ganz bewusst einem Bündnis angeschlossen, bei dem kein Hehl daraus gemacht wird, Europa zu schwächen. Und der Begriff ,zerstören‘ kommt von Marine Le Pen. Und da ist Orban dabei und Salvini, und leider auch die FPÖ. Wir wollen eine Alternative zu den Spaltern, Hetzern und Populisten sein.
Es ist natürlich klar, dass die ÖVP im Wahlkampf-Finish versucht, von der FPÖ Wähler zu gewinnen – und sie übernimmt quasi 1:1 das Wording von Vilimsky.
Auf Ihren Wahlplakaten ist der Slogan ,Mehr Burgenland nach Europa‘ zu lesen. Was meinen Sie damit konkret?
Nehmen wir das Beispiel Klimaschutz. Wir produzieren im Burgenland mehr Strom als wir brauchen können. Und wenn das kleine Burgenland das schafft, dann muss das auch für Europa möglich sein.
Der zweite wichtige Punkt ist der Zusammenhalt. Seit Jahrhunderten leben bei uns die unterschiedlichsten Volksgruppen friedlich miteinander und haben gemeinsam das Land aufgebaut. Das sollte auch Vorbild für Europa sein.
In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Vor allem beim Klimaschutz. Der Klimawandel kennt keine Grenzen. Das ist ein Thema, das man nur global und auf europäischer Ebene lösen kann. Europäische Lösungen sind auch gefordert im Gesundheitsbereich, im Bereich der Landwirtschaft und bei Innovationen. Auch beim Thema Steuerflucht wird es nicht genügen, nur auf nationalstaatlicher Ebene Lösungen zu finden.
Bundeskanzler Sebastian Kurz fordert eine Neuverhandlung des EU-Vertrags. Unter anderem sollen rund 1.000 EU-Verordnungen gestrichen werden …
Es ist natürlich klar, dass die ÖVP im Wahlkampf-Finish versucht, von der FPÖ Wähler zu gewinnen – und sie übernimmt quasi 1:1 das Wording von Vilimsky. Das geht in Richtung EU-Bashing und Anti-Europastimmung. Ich wundere mich, dass Christian Sagartz, den ich als Pro-Europäer eingeschätzt hätte, diesen Kurs mitträgt.
Ihr Wahlziel?
Natürlich Nummer 1 im Burgenland zu bleiben.
Was bedeutet für Sie Europa?
Europa ist für mich meine Heimat. Ich bin stolz darauf, dass ich im Burgenland – in einem kleinen Teil Europas – leben darf. Und egal, wo man in Europa lebt – man muss stolz darauf sein.
• Kommentar von Chefredakteur Christian Uchann
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