Schwierige Wirtschaftslage
Experte rechnet mit Anstieg an Schwarzarbeit

- Der Linzer Ökonom und Schwarzarbeitsrechtsexperte Friedrich Schneider musste wegen des Konjunktureinbruchs seine Berechnungen für 2024 nach oben anpassen
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Ökonom Friedrich Schneider geht davon aus, dass die Schwarzarbeit in diesem Jahr erneut zunimmt. Im Vergleich zum Vorjahr soll heuer die Schattenwirtschaft um 6,5 Prozent ansteigen. Als Gründe sieht er die anhaltende Rezession, den zu erwartenden Anstieg an Arbeitslosigkeit sowie die hohe Inflation an.
ÖSTERREICH. Der Linzer Ökonom und Schwarzarbeitsrechtsexperte Friedrich Schneider musste wegen des Konjunktureinbruchs seine Berechnungen für 2024 nach oben anpassen. So soll die nominelle Schattenwirtschaft im letzten Jahr 38,23 Milliarden Euro betragen - das waren 7,8 Prozent des offiziellen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Nur die Abschaffung der kalten Progression habe den Anstieg etwas abgeflacht.
Für dieses Jahr soll die Schwarzarbeit in Österreich wegen der Budgetsanierung erneut steigen, so der Experte. Dadurch würden Einkommensverluste zumindest zum Teil kompensiert. Seinen Schätzungen nach sollen in diesem Jahr in der Schattenwirtschaft 40,7 Milliarden Euro umgesetzt werden, das wären 8,1 Prozent des BIP. Das wäre ein Anstieg von 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
In Österreich wird wenig gepfuscht
Dennoch wird in Österreich wenig gepfuscht - nur in Luxemburg ist die Schwarzarbeitsquote noch niedriger. Danach folgen die Niederlande und Irland. Am meisten Schattenwirtschaft gibt es in Bulgarien, Rumänien und Kroatien. In diesen Ländern macht das Volumen an Schwarzarbeit jeweils rund ein Drittel des offiziellen BIP aus.

- Am meisten wird im Baugewerbe gepfuscht.
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In Österreich wird am meisten mit einem Anteil von 39 Prozent im Baugewerbe und in Handwerksbetrieben gepfuscht. Dahinter liegen die sonstigen Gewerbetreibenden und die haushaltsnahen Dienstleistungen mit 17 Prozent.
Verluste bei Staat und Krankenversicherung
Dem Staat entgehen bei der Schwarzarbeit sowohl Steuern als auch Sozialversicherungsbeiträge. Mit Verlusten in Höhe von 2 bis 3,5 Milliarden Euro pro Jahr zählt der Staat zu den größten Verlierern der Schattenwirtschaft. Laut Schneider halten sich die Steuerverluste jedoch in Grenzen, da das durch Schwarzarbeit verdiente Geld zu 85 Prozent sofort wieder in der offiziellen Wirtschaft ausgegeben werde.
Mit Verlusten durch die Pfuscherei muss aber auch die Krankenversicherung kämpfen. Diese müssen die höheren Kosten durch zusätzliche Unfälle und/oder Arbeitsunfähigkeiten der schwarzarbeitenden Personen tragen.

- Mit Verlusten in Höhe von 2 bis 3,5 Milliarden Euro pro Jahr zählt der Staat zu den größten Verlierern der Schattenwirtschaft.
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Weiters gibt der Experte aber an, dass das in der Schattenwirtschaft verdiente Geld auch als Puffer für die Rezession dient, da dadurch ein Teil der Einkommensverluste aufgefangen wird. Als Beispiel führt er hier den Hausbau an. Demnach gäbe es viele Häuser ohne Schwarzarbeit gar nicht, da sich kaum jemand ein Eigenheim ganz ohne Pfuscherei leisten könne.
Der Ökonom gibt an, dass man dieser Entwicklung durch wirtschaftspolitische Maßnahmen gegensteuern könnte, wie etwa die Wiedereinführung des Handwerkerbonus in Höhe von 2.000 Euro oder durch Senkung der Lohnnebenkosten, gibt der Ökonom an.
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