Die Kulturinitiative Kürbis sorgt für Kunstimpulse in Wies

Die Abwesenheit des Wasser in einem Schwimmbad

Im aufgelassenen Schwimmbad ist kein Tropfen Wasser mehr, und auch die Natur hat auf den Feldern und Wiesen so manches trocken gelegt. Und gerade diese Umstände waren für Marina Stiegler, die als „artist in resident“ im Atelier im Schwimmbad in Wies arbeitet, Motivation für eine intensive Auseinandersetzung mit der Abwesenheit des Wasser. Am 12. Oktober stellt sie ihr Projekt im Rahmen von „Kunst in Wies 2018“ vor.

(jf). Sechs Wochen lang hat Marina Stiegler ihre Zelte und damit auch ihr Bett im Atelier im Schwimmbad aufgeschlagen. In dieser Zeit hat die Künstlerin, die viel mit Ton arbeitet, das Projekt „In the Absence of Water“ realisiert. „Der Raum in dem kein Wasser mehr ist, hat mich inspiriert“, so Stiegler. „Wasser ist ein wertvolles Gute, das neue Gold unseres Jahrhunderts.“
Marina Stiegler hat ihre ersten Tage in Wies mit Wanderungen und dem Sammeln von Inspirationen aus der Gegend verbracht. „Ich bin viel spazieren gegangen, mit dem Titel im Kopf.“ Und sie ist dabei Bevölkerung ins Gespräch gekommen. Von ihren Ausflügen hat sie verschiedene Naturmaterialen aus der Landwirtschaft, die den Entzug des Wassers gemeinsam haben, ins Atelier mitgebracht: Blätter, Heu, Stroh, Äste, Sonnenblumen. Lehm aus der Region spielt in ihrem Projekt gleichsam eine wichtige Rolle.
In ihren Installationen kommen Fliegende Fische ebenso vor wie Masken. Das Thema Nesthocker, beispielgebend für Heimat und einen Ort zum Wohlfühlen, ist in ihren Ausführungen stark verankert. Darin sieht die Künstlerin, die 1978 in Salzburg geboren wurde und seit 13 Jahren in Graz lebt und arbeitet, auch Parallelen zur Flüchtlingskrise. „Es wäre schön, wenn jeder so sein Nest findet.“ Immer wieder hat sie auch Besuch im Atelier bekommen. „Eine Frau hat mir sogar Kuchen vorbei gebracht“, freut sich Stiegler über die herzliche Aufnahme. Es gab auch Workshops mit der NMS Wies.
Bei der Präsentation ihres Projektes beim Wieser Kunsttag mit Beginn um 20 Uhr im Atelier im Schwimmbad wird man Marina Stiegler auch als Sängerin und Songwriterin erleben können. Die Künstlerin wird mit ihrer Band „Marinski Trio“ – Kurt Bauer (Geige), Michael Eisl (Akustikgitarre), Toti Denaro (Percussion) – ein Konzert geben.
Als Eröffnung von Kunst in Wies 2018 zeigt die Fotografin Noemi Conesa im Theater im Kürbis den zweiten Teil ihrer Jahresausstellung Die Fotografien für „Malpais oder Unheimliche Begegnung der dritten Art“ sind auf einer spanischen Insel entstanden. Die Vernissage im Foyer findet um 19 Uhr statt.
Der nächster Schauplatz für eine Kunstaktion im öffentlichen Raum ist der Durchgang zwischen Feuerwehr und Musikheim. Die von Leo Rogler kreierte Szene „Out of the Wall“ erweckt den Eindruck, als würde eine Figur aus dem Beton kommen. Auf jeden Fall eröffnet die dauerhafte Installation dem Betrachter viel freien Interpretationsraum. Der Künstler, dem verlassene Räume oder leere Wände einen Anreiz zur Auseinandersetzung liefern, war 2017 als „artist in residence“ im Atelier im Schwimmbad.
Der dritte Programmpunkt führt in den Rathauspark, wo in der neuen Pergola eine stumme Schlupfglocke aus gebranntem Ton hängt. Mit ihrer betretbaren Arbeit lässt Elena Wüntscher den Betrachter Anteil an der Kunst nehmen. Er kann sich unter dem Glockenmantel von der Welt ausgeschlossen fühlen oder Schutz empfinden – die Interaktion lädt zur persönlichen Auslotung ein. Die Künstlerin ist Absolventin der Meisterklasse für Kunst und Gestaltung in der Ortweinschule Graz, die Schlupfglocke ihre Masterarbeit.
Ausstellung, Kunst im öffentlichen Raum, artist in residence, Konzert. Die Auseinandersetzung mit aktueller Kunst sieht die Kulturinitiative Kürbis Wies als eine ihrer Kernaufgaben an. Eine breite Palette davon wird bei Kunst in Wies 2018 geboten.

Fotos: Josef Fürbass