Impfmythen im Faktencheck
Verändert die Corona-Impfung unsere DNA?
Die gängigsten Corona-Impfmythen im Faktencheck: Daniel Ramsmayer, Jungmediziner und Biologe aus Enns, klärt auf.
ENNS. Rund 48.000 Oberösterreicher sollen bis Ende Jänner mit dem zur Verfügung stehenden BioNTech/Pfizer-Impfstoff geimpft sein. Gestartet wurde mit der ersten Impfphase bereits am 27. Dezember. Phase zwei folgt am 19. Jänner, die dritte im zweiten Quartal des Jahres. Impfskeptiker stehen dem Ganzen jedoch misstrauisch gegenüber, im Netz kursieren viele Verschwörungstheorien und Mythen um die Impfung. Wir haben Daniel Peter Ramsmayer, Jungmediziner und Biologe aus Enns, der derzeit als Turnusarzt am Kepler Universitätsklinikum Linz tätig ist, um einen Faktencheck zu den gängigsten Impfmythen gebeten.
Mythos 1: Der Impfstoff wurde nicht ausreichend getestet
Daniel Ramsmayer: Falsch. Bevor ein Impfstoff zugelassen wird, muss seine Verträglichkeit und Wirksamkeit durch präklinische (Zellkulturen beziehungsweise Tierversuche) und klinische (direkt am Menschen) Studien gründlich analysiert werden. Ein beschleunigtes Zulassungsverfahren mit parallel ablaufenden Prozessen, wie im Falle der Covid-19-Impfstoffentwicklung, bedeutet nicht gleichzeitig eine Qualitätsminderung des jeweiligen Impfstoffes.
Mythos 2: Der Impfstoff verändert unsere DNA
Nein. Die mRNA, die über den Impfstoff verabreicht wurde, wird nach kurzer Zeit von den Zellen abgebaut und kann sich, aufgrund unterschiedlicher molekularbiologischer Mechanismen, nicht in die DNA einbauen. Ein mRNA-Impfstoff hat also keinen Einfluss auf die menschliche Erbinformation.
„Die mit dem Impfstoff verabreichte mRNA hat keinen Einfluss auf die menschliche Erbinformation, weder in Körper- noch in Keimzellen.“
Dr. Daniel Ramsmayer
Mythos 3: Die Impfung schützt nicht vor den neuen Mutationen des Corona-Virus
Die neu zugelassenen mRNA-Impfstoffe schützen nach derzeitigem Wissensstand auch gegen die Virusmutationen.
Mythos 4: Die Nebenwirkungen der Impfung sind lebensbedrohlich
Impfnebenwirkungen können nach jeder Impfung auftreten. Meistens handelt es sich dabei um leichte Reaktionen des Körpers, wie Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Impfstelle, Müdigkeit, Lymphknotenschwellungen und Fieber. Diese Symptome enden meist innerhalb weniger Tage. Lebensbedrohliche Impfnebenwirkungen sind sehr selten. Das Einzige, was bei den neu zugelassenen Covid-19-Schutzimpfungen nicht mit einer hundertprozentigen Sicherheit aufgrund fehlender mehrjähriger Daten ausgeschlossen werden kann, sind Langzeitnebenwirkungen.
Mythos 5: Durch die Impfung wird man unfruchtbar
Nein. Die mit dem Impfstoff verabreichte mRNA hat keinen Einfluss auf die menschliche Erbinformation, weder in Körper- noch in Keimzellen.
Was raten Sie denen, die der Impfung skeptisch gegenüberstehen?
Personen, die noch unsicher sind oder noch mehr Informationen einholen möchten, sollten diese aus seriösen Quellen, wie zum Beispiel dem Hausarzt oder von zertifizierten Informationsseiten im Internet, beziehen.
Zur Person
•Nach der Matura am BRG Enns fing Daniel Peter Ramsmayer sein Biologiestudium an der Universität Wien an und schloss das Bachelor- sowie Masterstudium mit Auszeichnung ab.
•Anschließend begann er sein Medizinstudium an der Medizinischen Universität Wien und konnte es trotz coronabedingt erschwerten Bedingungen 2020 in Mindeststudienzeit abschließen.
Auf einen Blick
Welche Impfstoffe sind derzeit auf dem Markt und wie unterscheiden sich diese?
•BioNTech/Pfizer & Moderna
Daniel Ramsmayer: „Bei den bereits zugelassenen Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna handelt es sich um mRNA-Impfstoffe. Diese Impfstoffe werden mit zwei Dosen im Abstand von 21 Tagen verabreicht und bieten nach vollständiger Immunisierung einen bis zu 95-prozentigen Impfschutz.“
•AstraZeneca
„Der dritte Impfstoff am Markt, ein Vektorimpfstoff von AstraZeneca, befindet sich bereits kurz vor der Zulassung. Dabei reagiert das menschliche Immunsystem auf dieses Vektorvirus als wäre es ein Covid-19-Virus, produziert Antikörper, aber mit dem Unterschied, dass Krankheitsfolgen ausbleiben.“
Was passiert bei einer Impfung?
Daniel Ramsmayer: „Bei der aktiven Immunisierung mittels mRNA-Impfstoffen wird den menschlichen Körperzellen nur ein Bauplan für Virusproteine zur Verfügung gestellt. Diese Information wird dann in den Zellen ausgelesen und das codierte Protein produziert. Das oberflächliche Spike-Protein des Covid-19-Virus wird so von den menschlichen Zellen selbst hergestellt. Da jedoch dieses ein für die Zelle fremdes Protein darstellt, wird es von Immunzellen erkannt, die dann Antikörper produzieren. Die vollständige Immunität tritt nicht sofort nach der ersten Impfdosis ein, sondern erst nach der zweiten Dosis.“
• Hier finden Sie ein gutes Video zum Thema „Wirkweise und potentielle Risiken der mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19“ des Robert Koch-Institutes, charmant erklärt von dem österreichischen Molekularbiologen Martin Moder.
•Die häufigsten Fragen und Antworten zu den Corona-Schutzimpfungen gibt es auf sozialministerium.at
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