Wien Museum
Die erkämpfte Republik
Eine interessante Ausstellung zum Thema des Vorjahres, 100 Jahre modernes Österreich, gibt es auch im Wien Museum: Die erkämpfte Republik, 1918/19 in Fotografien. Mich erschüttert immer wieder, dass jene Menschen, die - wenn sie Glück hatten - invalide, mit dem nackten Leben davon kamen, zu Beginn des Krieges begeistert in die Schlachten zogen, und vor dem Krieg nicht gemerkt haben, wie sie von üblen Politikern in diese Richtung manipuliert wurden. Es begann mit der Verrohung der Sprache, wurde mit Hass aufs Fremde oder auch nur Fremdartige fortgesetzt und endete im Blutbad.
Nach dem Krieg wurden Wiener Kinder in England, Holland, Dänemark aufgepeppelt. Die Zuhausgebliebenen rodeten den Wienerwald, um nicht zu erfrieren. Die Warteschlange beim Bäcker musste durch die Polizei geregelt werden. Da viele Männer tot oder invalid waren, "durften" die Frauen nun arbeiten und konnten sich 1919 das Wahlrecht erkämpfen.
Das geschrumpfte Österreich konnte sich ohne einen Anschluss an Deutschland zuerst nicht vorstellen; dass das keine gute Idee war, erfuhr man spätestens 1938. - Und so weiter, grauslich. - Die Sache war natürlich sehr kompliziert, alle Kurzfassungen sind garantiert falsch; um so mehr lohnt sich, Originalfotos aus jener Zeit zu betrachten. Bemerkenswert auch, wie Kaiser Karl schon die Medien für seine Zwecke einsetzen konnte. Es half ihm freilich nicht wirklich.
Die Ausstellung ist bis 3.Februar gratis zu besichtigen, danach sperrt das Wien Museum wegen Umbauarbeiten zu.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
3 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.