Wege aus der Gewalt
Gewalt erkennen, Schutz finden, Leben verändern

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"Gewalt hört nicht von selbst auf" – doch wo finden Betroffene Hilfe? Beispielsweise im Flachgauer Gewaltschutzzentrum in Neumarkt. Außerdem: Geschäftsführerin Christina Riezler darüber, wo Gewalt beginnt und wie sie enden kann.
SALZBURG. Das Gewaltschutzzentrum Salzburg ist an insgesamt sechs Standorten im Bundesland für Menschen da, die Opfer von Gewalt sind oder waren. „Uns gibt es seit 1997. Wir sind eine gesetzlich verankerte Opferschutzeinrichtung", erzählt die Geschäftsführerin der Salzburger Gewaltschutzzentren, Christina Riezler.
Sie weiß: Wenn Menschen von Gewalt betroffen sind, ist das kein Einzelschicksal; "sondern ein gesamtgesellschaftlicher Umstand." Allein im Flachgau betreuten die Beraterinnen und Berater des Gewaltschutzzentrums in Neumarkt im vergangenen Jahr 280 Menschen. Die Polizei sprach außerdem 140 Betretungsverbote aus und meldete in 14 Fällen Stalking. Auf das Bundesland gerechnet, steigt die Zahl an Beratungen auf 1.535 Menschen – davon 1.261 Frauen.
Schritt für Schritt zur Hilfe
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, mit den Gewaltschutzzentren in Kontakt zu kommen: Zum einen arbeiten die Zentren eng mit der Polizei zusammen. Wenn die Polizei etwa ein Betretungsverbot ausspricht, wird dies an das jeweilige Gewaltschutzzentrum weitergeleitet und eine Beraterin oder ein Berater nimmt Kontakt mit der betroffenen Person auf.

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Betroffene können aber auch selbst die Initiative ergreifen. Trotz der engen Zusammenarbeit mit der Polizei betont Riezler, dass die Beratung absolut vertraulich ist. „Es werden keine Informationen an die Polizei weitergegeben", sagt sie. Nach der ersten Kontaktaufnahme stehen den Betroffenen verschiedene Unterstützungsangebote zur Verfügung.
Vier Säulen des Schutzes
Das Angebot der Gewaltschutzzentren teilt Riezler auf insgesamt vier Säulen auf: Zum einen gibt es die psychosoziale Beratung. „Dabei geht es darum, gemeinsam zu erkennen, was ich aktuell erlebe – ob das schon Gewalt ist und wie ich das ändern kann", erörtert Riezler.
Gleichzeitig bieten die Zentren eine rechtliche Unterstützung an. „Wir unterstützen Betroffene etwa dabei, ein Betretungsverbot zu verlängern", erklärt Riezler.
„Wir gehen, wenn gewünscht, auch mit zur Polizei oder dem Strafgericht und vermitteln Anwälte", führt die Geschäftsführerin weiter aus.
Gewalt hat viele Gesichter: von Beschimpfungen bis zu schwerer Körperverletzung. Die vierte Säule im Angebot des Gewaltschutzzentrums ist deshalb die Gefährdungseinschätzung. „Unsere Aufgabe ist es auch, einzuschätzen, wie groß eine Gefahr ist. Wir arbeiten dazu mit Betroffenen einen konkreten und individuellen Sicherheitsplan aus. Oft reicht ein persönlicher Brief, andere Male braucht es die Hilfe der Polizei", erklärt Riezler.

- Christine Riezler, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Salzburg.
- Foto: Gewaltschutzzentrum Salzburg
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Den Weg aus der Gewalt finden
Die häufigste Form von Gewalt ist psychische Gewalt; unter anderem Erniedrigung und Drohung. „Neu dazugekommen sind viele Kontrollmechaniken über digitale Medien und Smartphones. Das Handy kontrollieren oder den Standort tracken etwa", weiß Riezler.
„Bei vielen dysfunktionalen Beziehungen geht es um Macht und Kontrolle. Nach wie vor gibt es natürlich auch körperliche Übergriffe in allen Formen. Einsperren, Schlagen, Schubsen", zählt die Geschäftsführerin auf.
Das Ziel des Gewaltschutzes ist es immer, einen Ausweg aus der Gewalt zu finden. „Unser Ziel ist nicht, dass sich Leute trennen. Viele glauben leider, dass sie erst zu uns kommen können, wenn sie sich trennen wollen. Es gibt andere Möglichkeiten zur Veränderung. Klar ist aber, häusliche Gewalt hört nicht von selbst auf", weiß Riezler.
So hilft man Betroffenen
Jeder Mensch kann von Gewalt betroffen sein, deshalb ist das Flachgauer Gewaltschutzzentrum in Neumarkt sowie die weiteren Zentren im gesamten Bundesland für Frauen, Männer, Jugendliche und diverse Personen jeden Alters geöffnet.
Angehörigen von Betroffenen rät Riezler: „Sagen Sie ihnen, dass sie nicht allein sind und viele Menschen von Gewalt betroffen sind. Auch kann man anbieten, mit den Betroffenen zu einem Termin zu gehen und versprechen, dass dadurch nichts Schlimmes passieren wird. Schauen Sie einfach mal auf einen Kaffee vorbei."
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