Mit Linsen in den Schuhen
Wie es ist, körperlich beeinträchtigt zu sein, erfuhren Mattseer Schüler im Projekt "Aus anderer Sicht".
MATTSEE (grau). Wie hoch die Klingel vor der Türe hängt, das interessiert die meisten Menschen wenig. Für einen Mitbürger im Rollstuhl kann dies jedoch eine unüberwindbare Hürde bedeuten. Genauso kann Kopfsteinpflaster, über das Kinder leichtfüßig hinweg traben, für einen älteren Menschen anstrengend wie eine Bergtour werden.
Wie man den Alltag mit Beeinträchtigungen erlebt, das erfuhren die Schüler der Polytechnischen Schule Mattsee am eigenen Leib. Sie setzten sich in Rollstühle, steckten sich Linsen in die Schuhe, verbanden sich die Augen und versuchten, sich mit Gebärdensprache zu verständigen. "Aus anderer Sicht" hieß ihr Projekt, mit dem sie zwei Tage lang in fremde Rollen schlüpften.
Fast alle Schüler knüpften so ihren ersten Kontakt zu beeinträchtigten Menschen. Diese leiteten das Projekt als Experten. Zwei Tage lang rollten und stolperten die Poly-Schüler durch und Mattsee und bauten Berührungsängste sowie Vorurteile ab. Die Gegebenheiten in der Gemeinde nahmen sie ganz genau unter die Lupe.
Unter dem Motto "Stolpersteine" gab es vor Kurzem einen Rundgang durch die öffentlichen Gebäude, die Kirche, Cafés, Banken und einen kurzen Ausflug mit dem Bus. Was die Schüler bemängelten – holpriges Pflaster, zu schmale Türen im Behinderten-WC, zu hoch montierte Klingelknöpfe oder fehlende Handläufe – wurde notiert und die Gemeinde Mattsee bekommt demnächst eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen.
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