Ein Mann mit Handkraftqualität
Nach drei Rekorden und unzähligen Titelkämpfen ist bei "Big Otto Wanz" mehr Ruhe eingekehrt.
Boxhandschuhe aus alten Decken und Rosshaaren - nichts konnte Ringerlegende Otto Wanz davon abhalten, seinen Traum zu leben. Im zarten Alter von 15 Jahren begann er 1958 im Lehrlingsheim die Ausbildung zum Mechaniker und entdeckte auch seine Leidenschaft für den Boxsport. Dem Trainer blieb das Talent seines Schützlings nicht lange verborgen: Kurz nach seinem Debüt war Wanz bereits Teil der Kampfmannschaft.
Mit 16 bei den ?Senioren?
Ein knappes Jahr später konnte sich im Ring kein Gleichaltriger mehr mit Otto messen. Er war so kampfstark, dass man beschloss, ihn den "Senioren" zuzuteilen. Bis zu seiner Hochzeit im Jahr 1972 war er fünfmal steirischer und einmal österreichischer Meister. Danach widmete sich der junge Boxer vor allem seiner Familie. Das lag nicht nur an den Kindern Michael und Ines: "I bin einfach zu schwer fürs Boxen geworden", erklärt der gebürtige Grazer mit einem Zwinkern. Zum Ringen kam er im Alter von 25 Jahren durch den österreichischen Amateurchampion Franz Mai, der noch heute zu den wichtigsten Menschen in seinem Leben zählt. Ende der Sechziger wechselte er zum Catchen und wurde Profi. Der Unterschied? "Ois is erlaubt, außer Treten, Beißen, Spucken!" Otto Wanz war weder von einem Achillessehnenriss noch von Nierenblutungen und ausgeschlagenen Zähnen aufzuhalten. Er reiste um den ganzen Globus und holte unter anderem zwei Weltmeistertitel.
?He?s just big, not strong?
"Er ist nur groß, nicht stark!" Dies waren die verächtlichen Worte von Geoff Capes, als er Wanz 1984 beim Lastwagenziehen schlug. Das Gegenteil bewies der Catcher, als er Capes beim Telefonbuchzerreißen besiegte. Mit diesem Kraftakt wurde er eine Attraktion, galt als Mann mit der stärksten Handkraft der Welt. Die Nachahmer waren so eifrig, dass der verzweifelte Postminister den Sportler um ein Statement gegen Vandalismus in Telefonzellen bat. Heute zerreißt Otto Wanz keine Telefonbücher mehr, sondern organisiert die Events der "Catch Wrestling Association" (CWA).
Mit seinen 67 Jahren blickt er nun auf eine erfolgreiche Laufbahn zurück. Nur sein Traum von einer Gesangskarriere hat sich nie erfüllt. Schon beim Bundesheer war er vom Chor befreit. "Da hieß es immer: Wanz, halten S' 's Maul!" Heute kann er darüber lachen.
Autorinnen: Anna Schmatz & Lissi Steiner, lissi.steiner@woche.at
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