Wärmster Herbst laut ZAMG
Ein Erdäpfelbauer aus Eferding berichtet

Foto: Thomas Kraxberger
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Aus dem Bericht vom 25. November von der ZAMG, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, geht hervor, wie warm der heurige Herbst war. Die BezirksRundSchau hat aus gegebenem Anlass einen Bauern aus dem Bezirk Eferding interviewt.

EFERDING. Der Betrieb von Thomas Kraxberger aus Hartkirchen liegt im Bezirk Eferding und bietet Produkte aus der Region an. Im Interview erklärt der Landwirt, wie er als Bauer mit dem Klimawandel umgehen kann.

Welche Produkte bietest du als Landwirt an?

"Wir produzieren Erdäpfel, Zwiebel und Knoblauch auf unseren Betrieb in Hartkirchen. Bei den Erdäpfel sind es circa 15 verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Kochtypen. Das heisst, es gibt vorwiegend festkochende (eher Mehlige) Erdäpfel und festkochende (speckige) Sorten. Und dann gibt es noch Sortenunterscheidungen von der Reifezeit. Die Heurigen gibt es in der Regel ab Ende Mai bis Juli die sind normalerweise nicht schalenfest und somit recht rasch zu verbrauchen. Dann kommen die restlichen Frühkartoffel bis Ende August, die sind oft gut zu verwenden beim Grillen oder auch anderen Gelegenheiten da diese meist schon gut haltbar sind aber noch nicht geeignet für die Langzeitlagerung. Und dann ab September gibt es die Erdäpfel die man wenn man einen geeigneten kühlen und dunklen Platz hat auch gut Lagern kann. Bis in den Mai/Juni des nächsten Jahres wenn es mit den Heurigen wieder losgeht", erklärt Kraxberger. Weiters erklärt er die Anpflanzung von Zwiebel: "Bei Zwiebel erzeugen wir Sommerzwiebel gelb und rot, sowie Schalotten. Die Zwiebel werden im März ausgesät und ab Mitte August geerntet. Ende Oktober pflanzen wir unseren Knoblauch wo wir im Mai des Folgejahres mit der Ernte beginnen." Seine Produkte gibt es auch Ab Hof zu kaufen. Er erklärt, dass Knoblauch und Zwiebel meist nur bis November/Dezember verfügbar sind.

Klima, Gefahren und Aussichten

In einem persönlichen Telefonat erklärt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik (ZAMG) der BezirksRundSchau, die größten Gefahren eines immer wärmer werdenden Klimas: "Die Hitzebelastung in den Städten ist schon jetzt spürbar und hat sich seit 1990 verdoppelt. Auch die Regenmassen werden immer mehr, gerade in den Wintermonaten wird es zu einem Anstieg der Niederschlagsmengen kommen, im Sommer hingegen wird es künftig weniger Regen geben – dies führt zu Grundwasserproblemen, da die Erde zu viel Wasser nicht mehr aufnehmen kann." Orlik ist für das Klimaberichtswesen der ZAMG in der Bundeshauptstadt Wien zuständig und gibt dort einen Jahresrückblick in Sachen Klima und Erwärmung. Seit 2009 ist er für das Berichtswesen zuständig und betont: "Das Klima ist definitiv ein weltweites Problem. Wir müssen die CO2-Emissionen verringern und gerade auch in der Landwirtschaft die Transportwege verringern. Oft ist man nur Zuschauer, man kann zwar selbst etwas ändern, aber das hilft dem großen Ganzen auch nur wenig." 

"Oft kommt es mir vor wie bei einem Hochwasser. Man weiß wie gefährlich das Wasser werden kann, doch sieht ihm trotzdem zu bis es überschwappt",

findet Orlik und schaut wie er selbst sagt "mit sorgvollen Blick" in die Zukunft.

Foto: Thomas Kraxberger

Laut dem Pariser-Klimaziel sollte man auf ein Netto-Null-Emission kommen, dies heisst, dass das Klima nicht mehr gravierend steigen sollte beziehungsweise darf. In der Periode 1950/1960 gab es ähnlich warme Herbstsaisonen wie heuer, der wärmste Herbst in den Bergen war im Jahr 2006 mit einer damaligen Steigerung von 2,5 Grad. Gerade in den Alpen gab es eine doppelte Erwärmung im Vergleich zu den letzten Jahren. Orlik meint dazu weiter:

"Ein großes Problem werden Branchen bekommen, die sich nicht anpassen, wie beispielsweise die Wald- und Forstindustrie, da man hier mit der Bewaldung hinterherhinkt. Eine kontinuierliche Erwärmung ist vorhanden, in der ersten Hälfte des Jahrhunderts bis 2040/2050 wird die Erwärmung noch nicht gravierend, jedoch schätzt man mit einer starken Veränderung in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts."

Er rechnet bis Ende des Jahrhunderts mit einer Erwärmung von 3 – 4 Grad, ob sich ein deutlicher Effekt abkoppelt im Bezug auf eine Verbesserung kann er noch nicht sagen.  

Wie macht sich ein warmes Jahr bemerkbar?

Laut dem Eferdinger Landwirten war das heurige warme Jahr eher geprägt von gut verteilten Regenschauern mit Ausnahme vom Juli und Anfang August, wo die Früchte auf den Feldern eine Hitzewelle erleiden mussten.

"Die Gefahr einer solchen Hitzewelle ist, dass noch nicht erntereifes Gemüse frühzeitig abstirbt und nicht oder nur mit hohen Ertragsverlusten geerntet werden kann",

so Kraxberger.

Foto: Thomas Kraxberger

Für die Bauern sei es laut Kraxberger in Hitzezeiten enorm wichtig die Pflanzen mittels Beregnung zu Kühlen und so durch die Hitzewelle zu bringen um das Gemüse, Erdäpfel oder Obst in guten Qualitäten ernten zu können. Das Fazit lautet daher: für eine Gute Versorgung mit heimischen Gemüse, Erdäpfel oder Obst braucht es Bewässerungen und fleißige Bauern. Die ZAMG betont: "Höchstwahrscheinlich wird 2022 das fünftwärmste Jahr der Messgeschichte, auch Platz 1 ist möglich. Bis jetzt war das Jahr 2018 das wärmste Jahr in Österreich." Laut Langzeitberechnungen ist der Herbst 2022 der Wärmste der Messgeschichte Österreichs, auf den Bergen hingegen war es "nur" der elftwärmste Herbst.

Welche Probleme wird es in Zukunft geben?

Durch den Temperaturanstieg gibt es auch Chancen für die eine oder andere Sonderkultur, so gibt es in Eferding bereits Betriebe die Ingwer, eine hitzeliebende Pflanze, produzieren. "Wir sind sehr bemüht klimaschonend zu produzieren und die vorhandenen Ressourcen nicht zur Gänze auszunützen", erklärt Kraxberger. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik erkennt einen Trend zu einem immer wärmeren Klima, seit den 2000er Jahren traten bereits 18 Jahre auf, die besonders warm waren. 

Was trägst du zu einem klimafreundlichen Hofleben bei?

Der Landwirt beschreibt, wie er privat seinen Hof klimafreundlicher macht: "An einigen Feldstücken werden Pflanzen angebaut die nicht zur Ernte sondern für die Verbesserung des Bodens gedacht sind, so erspare ich mir im Folgejahr Düngemittel zuzukaufen. Auch das Oberflächenwasser unserer Hofstelle kommt nicht in den Kanal sondern wird langsam versickert und wird so wieder zu wertvollem Grundwasser hergenommen." Mit Sorge blickt er auf die aktuelle Infrastruktur, denn laut ihm können Bäuerinnen und Bauern bald nicht mehr ökologisch kompensieren, dass Straßen, Häuser, Einkaufszentren und Parkplätze die Natur weiterhin zerstören. Dennoch blicke er optimistisch in die Zukunft, da laut ihm die Landwirtschaft bei höheren Temperaturen auch in Zukunft funktionieren wird und zu einem anderen Umdenken führt. Beispielsweise weniger Verpackung, kürzere Transportwege oder regionale Lebensmittel.

Foto: Thomas Kraxberger
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